Welttag für Seelische Gesundheit -
Psyche und Arbeit – das ist genau das Thema von Martin Schultz aus Pankow. Wegen Depressionen verlor er seine Dozentenstelle bei der Deutschen Bahn. Das ist fast zehn Jahre her. Inzwischen engagiert er sich öffentlich und setzt sich für die Entstigmatisierung von Betroffenen ein. Seit 2022 arbeitet er als Peerberater im Jobcenter, bei der neuen Lichtenberger Initiative für Arbeit und Gesundheit und setzt sich für eine bessere Eingliederung in den Alltag ein.
Mehr als 20 Jahre lang hat Martin Schultz im Job gesteckt, dass er unter Depressionen leidet, das ist immer noch ein Tabu. Für die Deutsche Bahn war er als Ausbilder in Rostock, Leipzig und Berlin unterwegs. Er hatte ein volles Berufsleben – bis 2014.
Nach der psychischen Erkrankung funktionierte bei ihm das betriebliche Eingliederungsmanagement nicht. Mit Mitte 40 verlor Martin Schultz seinen Dozenten-Job bei der Deutschen Bahn – eine Riesenzäsur.
Mit seinem Hund, mit viel Sport, Psychotherapie und Selbsthilfegruppe hat sich Martin Schultz zurück ins Leben gekämpft. Aus seinen Krisenerfahrungen hat er einen Beruf gemacht. Seit drei Jahren arbeitet er im Jobcenter Lichtenberg in einem Team mit Arbeitsvermittlern, Psychologinnen und Sozialarbeitern. Martin ist hier als Berlins erster und einziger Peerberater eingestellt, um speziell psychisch erkrankte Langzeitarbeitslose zu beraten. Hier offen mit seiner Geschichte umzugehen, tut ihm gut.
Wie wichtig eine erfüllende Arbeit für Menschen mit psychischen Erkrankungen ist - das erfährt der 55jährige nicht nur von seinen Klienten, er hat es selbst erlebt: Seitdem er im Jobcenter tätig ist, hat er keine Fehltage mehr wegen Depressionen.
Vom 10. bis 20. Oktober 2024 findet die diesjährige Aktionswoche unter dem Motto „Hand in Hand für seelische Gesundheit am Arbeitsplatz” statt.
Beitrag von Jana Kalms