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Das Land Brandenburg zwischen Konsolidierung und Rückschlägen. Viele Menschen leiden unter den Hartz-IV-Reformen, Prestigeprojekte wie der Lausitzring scheitern. In Nordbrandenburg gibt es Grund zum Feiern: Das "Bombodrom" wird gestoppt.
Die 2000er Jahre: Es geht aufwärts. Zunächst für die Spieler und Fans von Energie Cottbus, die "Fußballgott" Detlef Irrgang in die 1. Bundesliga schießt. Das Wunder der Lausitz – für viele unvergessen. So starten die Brandenburger voller Hoffnung ins neue Jahrtausend.
Großprojekte wie Lausitzring, "Cargolifter" und Chip-Fabrik versprechen eine blühende Zukunft und tausende Arbeitsplätze. Stattdessen kommen Agenda 2010 und Hartz IV, in denen viele Menschen eher Bedrohung und Abwertung sehen als Unterstützung. Kerstin Weidner ist seit Anfang der 90er Jahre arbeitslos. Sie erzählt, wie sie in Senftenberg eine der ersten Brandenburger Montagsdemos gegen Hartz IV mitorganisiert.
In der Lausitz muss ein ganzes Dorf nach langen Kämpfen schließlich dem Erhalt von Arbeitsplätzen weichen. Horno muss weg, damit weiter Kohle gefördert werden kann. Die Pfarrerin Dagmar Wellenbrink-Dudat erinnert sich an den schmerzhaften Verlust der Heimat, an die schwere Zeit der Umsiedlung und das Verschwinden eines ganzen Dorfes.
Das neue Jahrtausend bringt auch viel Neues:
Nach 12 Jahren Manfred Stolpe kommt ein Wechsel an der Spitze des Landes. Matthias Platzeck wird 2002 neuer Ministerpräsident Brandenburgs und muss sich kurz nach Amtsantritt beim Elbe-Hochwasser bewähren. Im Mai 2004 rückt das Land vom Rand der Europäischen Union in deren Mitte: Nachbarland Polen und weitere osteuropäische Staaten treten der EU bei. Sören Bollmann, der mit seiner deutsch-polnischen Familie in Frankfurt (Oder) lebt, engagiert sich für eine Öffnung Richtung Osten. Er erinnert sich an die anfängliche Skepsis und Sorge, polnische Arbeitskräfte könnten für noch mehr Arbeitslosigkeit sorgen.
2006 wird der Bau des Flughafens Berlin-Brandenburg begonnen, das größte Infrastrukturprojekt der Region. Die Arbeiten kommen gut voran. Ende der 2000er sieht es so aus, als könne der Airport wie geplant nach fünf Jahren Bauzeit eröffnet werden. Die Arbeitslosenquote in Brandenburg liegt Ende des Jahrzehnts erstmals bei 10 Prozent. Das Land ist dabei, sich zu konsolidieren. Und in der Kyritz-Ruppiner Heide feiern viele Menschen nach 17 Jahren und 27 Prozessen den Verzicht der Bundeswehr auf ihren Truppenübungsplatz für Tiefflüge und Bombenabwürfe - das "Bombodrom". Die Hotelbesitzerin Kerstin Gutenmorgen-Brandenburg erzählt von den Hoffnungen, die diese Entscheidung für sie und die Zukunft ihres Hotels bedeutete.
Film von Karoline Kleinert
Erstausstrahlung am 17.10.2020/rbb