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Das Land Brandenburg zwischen Boom und Umbruch: Die Arbeitslosigkeit sinkt, nicht nur Touristen kommen, auch Zukunftsunternehmen wie Tesla. Das Ende des Braunkohletagebaus wird beschlossen. Dauerthema sind Wölfe und der Flughafen BER.
Die 2010er Jahre: Das Land Brandenburg schafft im dritten Jahrzehnt seiner Gründung Unglaubliches: Die Arbeitslosenquote sinkt von fast 20 Prozent zu Beginn des neuen Jahrtausends auf rund 6 Prozent. Aus einst verfallenen Städtchen sind schmucke Kleinstädte geworden und Brandenburg ein boomendes Touristenland. Es ist eine Entwicklung mit Rückschlägen, mit kaum lösbaren Widersprüchen und immer wieder mit schwer errungenen Erfolgen.
Die Flüchtlings-Frage: "Schaffen wir das?" spaltet das Land
Jörg Wanke erinnert sich an den Beginn des Jahrzehnts: In einer Januarnacht wird er geweckt - das "Haus der Demokratie", das er zusammen mit Gleichgesinnten aufgebaut hat, steht in Flammen. Einschüchtern lässt er sich nicht "Zossen zeigt Gesicht" gegen Neonazis und Ausländerfeindlichkeit. Die Lausitzer Kohlekumpel erfahren in den 2010ern, dass sie nun die Umweltsünder der Nation sind. Der Steiger Michael Kadler demonstriert 2010 gegen das Ende der Braunkohle. Er erinnert sich an Jahre großer Unsicherheit. 2015 ist er dabei, als sein Tagebau Cottbus-Nord geschlossen wird; vier Jahre später erlebt er dessen Flutung. Hier soll der "Ostsee", ein riesiges künstliches Seengebiet entstehen.
Im Juni 2012 soll der Großflughafen BER eröffnet werden. Die Einladungen zur Feier sind gedruckt, die Airlines mit den neuen Linienflügen ausgebucht, die Händler haben schon Ware für ihre Shops bestellt, da stoppt eine Nachricht alle Vorbereitungen: Der Termin kann nicht gehalten werden, es gibt technische Probleme. Ein Desaster! Matthias Platzeck – damals Ministerpräsident von Brandenburg und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender - wird diesen Tag nie vergessen. Immer neue Eröffnungsankündigungen und Verschiebungen werden zum denkwürdigen Ritual in der Region Berlin-Brandenburg.
Der Journalist Günther Jauch ist seit 25 Jahren Potsdamer. Nirgendwo hat er so lange gelebt wie im Land Brandenburg. Für viele bleibt er dennoch "einer aus dem Westen". Als Mäzen hat er sich für die Stadt Potsdam engagiert: Verlorene Bauwerke wie das "Fortuna-Portal" und das Stadtschloss können mit seiner Unterstützung wiedererstehen. Er erinnert sich an die heftigen Debatten um den Abriss des Hotels "Mercure". Das ehemalige DDR "Interhotel" beherbergt bis heute Gäste.
Mitte des Jahrzehnts spaltet die Flüchtlingsfrage Land und Leute: In Nauen brennt 2016 eine geplante Flüchtlingsunterkunft. In Cottbus demonstriert "Zukunft Heimat". Auf der anderen Seite gibt es überall Hilfsinitiativen für Flüchtlinge. In Golzow kann eine Grundschule weiter existieren durch den Zuzug von Syrern.
Ende 2019 beschließt der Autobauer Tesla, in Grünheide ein gigantisches Werk zu bauen und tausende Arbeitsplätze zu schaffen. Ein gutes Omen für das Jahr 2020. Doch dann kommt Corona! Zunächst hört man nur davon, von diesem neuen Virus, und dann ist es da: Der erste Corona-Fall in Brandenburg und wenig später spricht das ganze Land von der Epidemie. Das öffentliche Leben steht wochenlang still.
Das Dritte Jahrzehnt von Brandenburg und den Brandenburgern ist Geschichte, Gegenwart und Zukunft. Wie geht es weiter nach dem Braunkohletagebau? Was kommt nach Corona? Wird Tesla für einen riesigen Boom in der Region sorgen?
Film von Dagmar Wittmers
Erstausstrahlung am 24.10.2020/rbb