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Mindestens zweimal die Woche radelt Wolfgang Kautz zur Potsdamer Freundschaftsinsel, zur Liebe seines Lebens, zum Rittersporn. Sein damaliger Chef, Karl Foerster, hat sie Ende der 60er Jahre verkuppelt, für immer. Zu damaliger Zeit war es üblich, noch nebenbei Pflanzen zu produzieren. Ausgesucht hätte er sich diese komplizierte Staude wohl eher nicht.
Delphinium, so der botanische Gattungsname. Erinnern die Blütenknospen doch wirklich an kleine Delphine. Delphinium Elatum, das sind die Aufrechten und Winterharten. Mit etwa 70 Sorten dieser „langen Kerls“ bereicherte der Staudenpapst Karl Foerster einst die Gartenwelt. Wolfgang Kautz, der bei Foerster angestellt war, rettete etliche davon über die Jahrzehnte, entwickelte sie weiter, musste aber auch einige aufgeben, weil sie genetisch einfach abbauen.
Auf der Freundschaftsinsel, dem einstigen Schaugarten sind noch 14 der ursprünglichen ausdauernden Sorten aufgepflanzt. Der über 80-Jährige schaut regelmäßig nach ihnen und sorgt dafür, dass sie bei Wind und Wetter nicht abknicken.
Sortenreine Vermehrung gelingt nur über die Teilung der filigranen Wurzel und das ist mühsam. Rittersporn braucht frischen nährstoffreichen Boden, möglichst Pferdemist und die Pflanztiefe ist ganz entscheidend.
Die meisten der heute im Handel angebotenen Rittersporne sind jedoch Pazzific-Hybriden. Einjährige.
Längst ist Kautz Rentner, aber ein paar Reihen der wiederkommenden Rittersporne macht er noch in seinem Garten in Potsdam Bornim. Hier hat er auch die Sorte 'Nachtwandler' ins Leben gerufen. Nach der Blüte schneidet er die Stiele immer radikal runter, so blüht er nämlich noch ein zweites Mal in der Saison. Dafür ist ihm jede Mühe wert.
Beitrag von Martina Hiller