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Seit den 60er Jahren ist die Filmemacherin und Autorin Helke Sander eine Ikone der Westdeutschen Frauenbewegung. Vieles, was Sie forderte, ist heute selbstverständlich, vieles immer noch nicht. In einer neuen Dokumentation räumt sie zu Hause auf und denkt dabei über Ihren Weg nach.
Helke Sander räumt auf. Es hat sich Einiges angesammelt bei der Pionierin des neuen deutschen Films. Sie gehörte zum ersten Jahrgang der Deutschen Film- und Fernsehakademie.
Willy Brandt, Politiker
"Für Berlin dürfen wir damit rechnen, dass von den Absolventen der Akademie künstlerische und organisatorische Impulse in Kino-Film und Fernsehen ausgehen werden."
1966, die Hochphase der Studentenbewegung, traditionelle Rollenbilder werden infrage gestellt, und der Film wird zum Ausdrucksmittel einer neuen Generation von FilmemacherInnen.
Claudia Richarz, Filmemacherin
"Wichtig war, dass wir selber auch Filme machen, dass wir unsere eigenen Produktionsmittel haben, und dass wir die Filme so machen, wie wir das selber möchten."
Das Private wird politisch.
"Die Arbeit ist mies."
Bereist in ihren ersten Filmen fordert Helke Sander gesellschaftliche Veränderungen, denn schließlich ist sie selbst alleinerziehende Mutter.
Helke Sander, Filmemacherin
"Jetzt mache ich das so. Zuerst kommt das Kind und dann komme ich. Wenn ich nichts für mich machen würde, dann wäre ich ja unglücklich und eine unglückliche Mutter ist doch auch keine gute Mutter, nicht wahr?"
Gemeinsam kämpft sie mit ihren Kommilitonen gegen verkrustete Strukturen in Politik und Medien, auch mit unkonventionellen Mitteln.
"Bild ist unterhaltend, deutsch und modern."
Helke Sander, Filmemacherin
"Axel Springer war der Pressezar praktisch in Berlin, und der Presseball war eine große Institution in Berlin, da kam immer die ganze Haute Volaute, die was zu sagen hatte."
Aus meinem Ausschnitt habe ich diesen Stoff gezogen, da stand drauf: Mit Politik Geld machen, mit Geld Politik machen.
Das Transparent wurde mir entrissen. Dann kamen drei Kriminalbeamte im Frack und führten mich ab.
Mit ihrer künstlerischen Arbeit und ihrem unermüdlichen Einsatz für Frauenrechte wird Helke Sander zur Vorkämpferin einer neuen Bewegung, gründet die ersten Kinderläden und organisiert Aktionsgruppen - nur für Frauen.
"Nur für Frauen? Mmh."
Helke Sander, Filmemacherin
Die SDS-Rede, 1968.
"Wir müssen hier nämlich mal feststellen, dass an der Gesamtgesellschaft etwas mehr Frauen als Männer beteiligt sind, und wir würden diesen Machtkampf gewinnen, weil wir historisch im Recht sind."
Claudia Richarz
"Durch die Rede, die sie in Frankfurt gehalten hat, ist die neue deutsche Frauenbewegung in Gang gekommen. Und der Fokus war auf das Kinder bekommen, auf des Mutter sein, also dass man diese ganze Care-Arbeit an der Backe hat. Und das hat sie schon früh erkannt."
Als Mensch, als Regisseurin und als Schauspielerin, immer verkörpert sie das Bild einer selbstbestimmten Frau.
"Ich wollte dich nie so abhängig von mir, wie dein Vater von seiner Mutter."
Mit ihrer Zeitschrift "Frauen und Film" gründet Helke Sander 1974 das Zentralorgan feministischer Filmtheorie, und bis heute bezieht die 86-jährige Stellung zu aktuellen Themen.
Redeausschnitt, Helke Sander
"Nach Schätzungen des Kinderschutzbundes sind über 4,4 Millionen Kinder in Deutschland von Armut betroffen. Heute gibt es dazu von Seiten der Genderbewegten so gut wie gar nichts, dabei wäre es notwendiger denn je."
Helke Sander, Filmemacherin
"Als Bürgerin bin ich Feministin und als Künstlerin mache ich jeden Quatsch mit."
Claudia Richarz` Dokumentarfilm ist das überfällige Porträt eines beindruckenden deutschen Frauenlebens.
Autor: Dirk Fleiter