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Manfred Krug war nicht nur einer der bekanntesten Schauspieler diesseits und jenseits der Mauer, er war auch ein erfolgreicher Sänger und Musiker. Seine soulig-jazzigen Songs aus den frühen 1970er Jahren sind heute Klassiker. Und seine Texte haben Maßstäbe für deutschsprachige Popmusik gesetzt. Auch deshalb haben jetzt Künstlerinnen und Künstler aus allen Ecken des deutschsprachigen Pop- und Indiekosmos Manfred Krugs Lieder neu interpretiert. Das Ergebnis liegt jetzt vor und heißt "Das schöne Leben des Herrn K.".
Vor ein paar Jahren sind die Musiker Florian Sievers und Albrecht Schrader gemeinsam auf Tour. Auf den langen Fahrten im Tourbus plaudern sie viel über Musik und stellen fest, dass sie eine gemeinsame Leidenschaft haben: die Lieder von Manfred Krug.
Hier, in der Nähe vom Ku’damm, besuchen die beiden das Haus, in dem Manfred Krug bis zuletzt lebte. Sie sind fast gleich alt, haben Manfred Krug aber auf ganz unterschiedliche Weise entdeckt. Albrecht Schrader ist in Hamburg groß geworden. Krug kannte er nur als Schauspieler aus der Fernsehserie "Liebling Kreuzberg", die seine Eltern immer schauten.
Szene aus "Liebling Kreuzberg"
"Mein Gott ist das eine verrottete Welt."
Szene aus Telekom Werbung
"Ohne Qualitätsverlust."
Und aus der Telekom Werbung. Eines Tages entdeckte Albrecht auf einer Compilation, rein zufällig, einen Song von Manfred Krug.
Albrecht Schrader, Musiker
"Dann war das so gespeichert als dieser Typ, der irgendwie ja eigentlich auch so für mich so aussah wie so ein ganz normaler, mittelalter, deutscher Mann. Und dann gab’s auf einmal ein riesen Fragezeichen in meinem Kopf, weil diese Musik so funky und sinnlich und toll war. Und auch da mit dem, was ich damals gehört habe, so als Mitt-, End-20er, so sehr räsoniert hat, dass ich dachte, das kann doch nicht derselbe Typ sein, der da irgendwie, den ich aus der Telekom-Werbung kenne."
In der DDR ist der Schauspieler Krug schon Mitte der 60er als Musiker bekannt, singt Jazz, Chansons, Schlager, Arbeiterlieder… Zehn Alben bringt er heraus, spielt große Tourneen.
Florian Sievers ist 1983 zwar in der DDR geboren. Aber über das Leben, den Alltag und die Kultur dort, wusste er wenig.
Florian Sievers, Musiker
"In den letzten, ich würde sagen, so fünf, sechs Jahren, setzte bei mir so ein Prozess ein, dass ich irgendwie versucht habe, ein bisschen mehr herauszufinden und Eindrücke zu sammeln, wie so diese vier Jahrzehnte in der DDR sich angefühlt haben können. Und ein Weg war eben, sich ein bisschen mit Literatur, Kunst und Musiken zu beschäftigen. Und da landet man natürlich relativ bald und schnell dann eben auch bei der Figur Manfred Krug."
"Wenn´s draußen grün wird, fällt mir nur noch Liebe ein."
Die beiden covern schließlich einen Hit von Krug: "Wenns draußen grün wird".
"Mag sonne scheinen oder mag es trübe sein, ein Gefühl so zwischen Freude und Schmerz."
"Im wunderschönen Monat Mai
Als alle Knospen sprangen
Da ist nicht nur in Heines Herz
Liebe aufgegangen"
Albrecht Schrader - Musiker
"Manfred Krugs Texte sind ja oft auf `ne lyrische Art sehr direkt. Da wird gar nicht so groß überhöht, sondern da werden einfach so Dinge aus dem Alltäglichen eingebaut."
"Oft hat man von diesem Mann gehört, der zu seine Frau gesagt hat: Schatz…"
Danach wollen sie ein ganzes Krug-Cover-Album machen. Sie fragen befreundete Musikerinnen und Musiker, ob sie mitmachen. Masha Qrella zum Beispiel. Eine Größe in Berlins Musik-Subkultur. Sie kommt aus Ost-Berlin. Manfred Krug war für sie immer nur der Held ihrer Eltern und Großeltern.
Masha Qrella, Musikerin
"Bei dem Stück, was ich dann ausgesucht habe, war es tatsächlich so, dass das so ein bisschen aus dem Rahmen fiel und gar nicht so typisch war, wie die Sachen, die ich bis dato kannte. Dann war ziemlich klar, ok es geht in dem Song um `ne Frau, die er verlässt und diese Frau war halt die DDR."
"Oft hab ich mich geschämt, hab mir gesagt Feigling
Du lässt deine Leute im Stich
Ich kann nicht mal sagen, wie das passiert ist
Da kam dieses eigenartige Gefühl"
Krug protestiert in der DDR gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann. Danach bekommt er keine Rollen mehr. Er stellt er einen Ausreiseantrag und geht in den Westen. Dort floppt seine Musik. Er konzentriert sich nur noch auf die Schauspielkarriere. Erst Ende der 90er beginnt er wieder zu singen.
"Ade, schreib mir wo du bleibst"
"Das schöne Leben des Herrn K." heißt liebevoll diese Sammlung mit den neu aufgenommenen Liedern von Manfred Krug. Es ist kein pathetisches Schwelgen in der Vergangenheit, sondern ein kreatives, fröhliches Nachempfinden von unglaublich guter Musik.
Albrecht Schrader, Musiker
"Ich hab da so ein bisschen so ein Grundvertrauen, dass Sachen, die gut sind, irgendwie im Bewusstsein bleiben. Also ich finde den Aspekt von Popkultur in der DDR, sich den anzugucken, da ist einfach verdammt gutes Zeug dabei, also was qualitativ durch diese Zwangsausbildung, die Musiker*innen in der DDR machen mussten, um überhaupt musikalisch aktiv sein zu dürfen – die konnten einfach besser spielen. Und oft hatten sie auch bisschen mehr Handwerk beim Schreiben. Das ist einfach gute Musik."
"Diese Augen, Diese Lippen, Sie sind dein
Mein ganzes Glück"
Autorin: Lilli Klinger