Unterschätzte Frauenkrankheit - Endometriose - heftige Schmerzen im Unterleib
Die Menstruation empfinden viele Frauen als unangenehm, doch für einige wird sie zur Qual. Der Grund: Endometriose. Gewebe wuchert im Bauchraum und sorgt für heftige Schmerzen. Manchmal, wie im jüngst bekannt gewordenen Fall von Lilly Becker, kann sogar Unfruchtbarkeit die Folge sein.
Wenn Zellen und Gewebe sich dort ansiedeln, wo sie eigentlich nicht hingehören, kann das schmerzhafte und gefährliche Folgen haben - so weit, so bekannt. Doch im Fall der Endometriose vergehen laut der Endometriose-Vereinigung Deutschland e.V. im Schnitt etwa sechs Jahre, bis es zu einer Diagnose kommt. Frauen, bei denen die chronische Krankheit vor allem Schmerzen auslöst, warten in der Regel sogar noch länger, bis der Grund für ihr Leiden feststeht.
Etwas schneller wird die Krankheit statistisch dann erkannt, wenn sie die Fruchtbarkeit stört, wie im jüngst bekannt gewordenen Fall von Lilly Becker, den sie dem Stern schilderte.
Fehlansiedlung von Zellen
Dahinter stecken gutartige Wucherungen: Zellen, die denen der Gebärmutterschleimhaut ähneln, die sonst nur in der Gebärmutterhöhle vorkommen. Bei der Endometriose siedeln sich diese Zellen aber dort an, wo sie nicht sein sollten - am häufigsten auf den inneren Genitalorganen im sogenannten kleinen Becken: auf der Gebärmutter, den Eileitern oder Eierstöcken oder dem Bauchfell (Endometriosis genitales externa). Seltener finden sich die Herde auch in der Gebärmuttermuskulatur oder in anderen, benachbarten Organen, wie Blase oder Darm und extrem selten z.B. an Zwerchfell oder Lunge.
Die Folgen reichen von Unterleibsschmerzen (besonders während der Monatsblutung) über verminderte Lust am Geschlechtsverkehr bis hin zur Unfruchtbarkeit oder verminderten Fruchtbarkeit. Experten gehen davon aus, das 7-15 Prozent der geschlechtsreifen Frauen an Endometriose leiden, also über zwei Millionen Frauen. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung nennt die Krankheit "eine der häufigsten gynäkologischen Erkrankungen". Doch die Dunkelziffer ist hoch, denn oft wird die Endometriose schlicht nicht oder erst spät erkannt - auch weil Betroffene selbst erst spät Verdacht schöpfen.
Wie Satelliten der Gebärmutterschleimhaut
Da auch die Endometrioseherde meist von den Hormonen des Monatszyklus beeinflusst werden, nehmen zum Beispiel viele Frauen die durch diese Zellen verursachten Schmerzen als Teil der Periodenschmerzen wahr. In anderen Fällen muss es auch gar nicht zu Schmerzen kommen, obwohl eine Endometriose vorliegt - durch ihre individuellen Symptome ist die chronische Krankheit sozusagen gut getarnt.
Die Herde wachsen und bluten meist zyklisch, was beispielsweise zu Zysten und Entzündungsreaktionen führen kann. Außerdem ist Endometriose aber auch eine der häufigsten Ursachen für Unfruchtbarkeit - das ist vor allem dann der Fall, wenn die Herde Eierstöcke oder Eileiter befallen. Und tatsächlich wird die Diagnose statistisch gesehen bei den Frauen schneller gestellt, die wegen eines unerfüllten Kinderwunsches auf der Suche nach Ursachen sind. Die Endometriose-Vereinigung Deutschland e.V. geht davon aus, dass hier die Diagnose im Schnitt drei Jahre dauert (bei Schmerzpatienten dagegen liege sie sogar bei zehn Jahren). Bei den meisten betroffenen Frauen ist die Diagnose ein Zufallsbefund.
Große Verwechslungsgefahr besteht mit Myomen - ebenfalls gutartigen Wucherungen der Gebärmuttermuskeln, die z.B. zu Knoten führen können. Die meisten Zentren sind auf beide Erkrankungen spezialisiert. Zur Diagnose werden neben der klassischen Tastuntersuchung beim Gynäkologen auch Ultraschalluntersuchungen oder die Laparoskopie, also eine Bauchspiegelung eingesetzt. Bei der Ultraschalluntersuchung sind allerdings nicht immer alle Herde zu erkennen. Voraussetzung für die Laparoskopie, einen immerhin chirurgischen Eingriff, ist ein solider Verdacht. Bei entdeckten Endometrioseherden oder Knoten können dabei gleich Proben entnommen werden. Die Laparoskopie kann nicht nur zur Diagnose, sondern auch zur Behandlung eingesetzt werden.
Endometriose - unheilbar, aber behandelbar
Warum Endometriose überhaupt entsteht, darüber sind sich Forscher bis heute nicht einig. Einige Teile der Krankheit sind auch noch unbekannt - beispielsweise warum einige Herde in sich weiter wachsen, andere neue Zellen bilden, die dann neue Herde bilden. Das macht auch die Heilung schwer: Bisher gilt Endometriose zwar als behandelbar - sogar gut behandelbar - aber nicht heilbar.
Die meisten Therapien zielen auf die Verbesserung von Lebensqualität durch Linderung der Schmerzen ab. Hier kommen vor allem Schmerzmittel und Hormone zum Einsatz, aber auch krampflösende Medikamente. Bei der hormonellen Therapie nutzen Mediziner den Umstand, dass die Endometrioseherde, genau wie ihr "verwandtes" Gewebe Gebärmutterschleimhaut, auf die körpereigene Hormonproduktion im Zusammenhang mit Eisprung und Monatsblutung reagieren.
Behandlung je nach Patientin
Die Pille oder andere Verhütungspräparate können hier auch eingesetzt werden - das gilt allerdings natürlich nur für Frauen, die keine Schwangerschaft planen. Ist dies der Fall, bleibt neben der Schmerztherapie oft nur die Möglichkeit der Bauchspiegelung, bei der die Endometrioseherde so vollständig wie möglich entfernt werden.
Wichtig ist in jedem Fall eine umfassende medizinische Beratung an den individuellen Symptomen und Wünschen der Patientin ausgerichtet.