Matthias Glasner (Regisseur)
Matthias Glasner (Regisseur) | Bild: rbb/Oliver Feist

Polizeiruf 110: Demokratie stirbt in Finsternis - Buch & Regie

Regisseur und Drehbuchautor Matthias Glasner

Matthias Glasner wurde in den 90ern mit den Hipsterfilmen "Die Mediocren" und "Sexy Sadie" (Berlinale 1994 und 1995) bekannt. In den Nuller-Jahren folgte im Kino dann seine "Schuld"-Trilogie mit den Filmen "Der freie Wille" (Silberner Bär, Berlinale 2005), "This is Love" und "Gnade" (Berlinale 2012).

Für das Fernsehen beschäftigte er sich in den letzten Jahren, neben einigen Fernsehspielen, vor allem mit den Möglichkeiten der modernen horizontal erzählten Serie. So war er als Regisseur (u. a. des Pilotfilms) an der Entwicklung von "KDD - Kriminaldauerdienst" (Grimme Preis 2006) beteiligt. Als Showrunner und Regisseur folgte 2015 dann "Blochin - Die Lebenden und die Toten", dessen Fortsetzung das ZDF 2018 zeigen wird.

Für den historischen Zweiteiler "Landgericht" nach dem Roman von Ursula Krechel erhält er 2018 als Regisseur den Grimme Preis.

"Einfach ein Film über eine Handvoll Menschen, die zu sensibel sind für diese Welt" | Statement von Matthias Glasner zum "Polizeiruf 110: Demokratie stirbt in Finsternis"

"Amazon"-Chef Jeff Bezos, Großkapitalist, der sich gerade anschickt, die Bücherläden in den USA endgültig platt zu machen, verordnete der altehrwürdigen "Washington Post" 2017 einen neuen Slogan, nachdem er sie ein paar Jahre vorher gekauft hatte: DEMOCRACY DIES IN DARKNESS. Den Spruch hatte er bei einem Vortrag des "All the President`s men"-Helden Bob Woodward gehört, einem klassischen linksliberalen Kritiker des militärisch-industriellen Komplotts (wie man das früher nannte). Woodward behauptet jedoch, der Satz stamme von einem konservativen Staatsanwalt des amerikanischen Bundesgerichtshofs.

Was passt da noch zusammen?

Unser "Polizeiruf 110" ist eine Reflexion über eine Welt, in der nichts mehr zusammenpasst. Das eigene Zuhause, der vermeintlich sicherste Ort, wird ausgeraubt, während Olga mit ihrer Tochter im Schlafzimmer schläft. Sie flüchtet auf den Hof eines ehemaligen Flüchtlingshelfers, der sich dort mit seiner Familie vor der gewalttätigen Welt verschanzt. Und gerade deshalb kommt es dort zu einem schrecklichen Todesfall. Eine Frau will die Welt retten und zerstört dabei sich selbst. Ein genialer Informatiker programmiert daraufhin, in einem letzten Liebesakt, ganz Deutschland in die Dunkelheit. "Nichts entsteht ohne Chaos", wird irgendwann im Film Albert Einstein zitiert.

Gleich zu Beginn wird dem Sonntagabend-Krimi der Boden unter den Füßen weggerissen. Das Nicht-Zusammen-Passen wird zum Programm, alles und jeder in dieser Geschichte wirkt vereinzelt und bruchstückhaft. Sogar die Dramaturgie des Films: Es beginnt mit einem Raubüberfall, wird dann zu einer angedeuteten Liebesgeschichte, plötzlich gibt es eine Leiche. Und am Ende steht die Vision einer apokalyptischen Endzeit.

Wir wollten keinen typischen Themen-Krimi. Keine steilen, politischen Thesen (die Figuren äußern ständig welche, aber das ist eigentlich nur ein hilfloses Pfeifen im Walde …), keine ja immer wieder gern genommene Kritik an Politik, System und Gesellschaft. Es ist stattdessen einfach ein Film über eine Handvoll Menschen, die zu sensibel sind für diese Welt. Und die versuchen, alles richtig zu machen, während sie sich vorsichtig durch die Dunkelheit tasten.

Drehbuchautor Mario Salazar

Mario Salazar, geboren 1980 in Berlin, studierte Lateinamerikanistik, Politikwissenschaften und Nordamerikastudien an der Freien Universität Berlin und der Universidad de Chile mit dem Magister-Abschluss. Anschließend studierte er bei Moritz Rinke, Michael Lentz und Alexander Osang am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Im Jahr 2010 war er u. a. zu den Werkstatttagen des Wiener Burgtheaters und zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Sein Drama "Alles Gold was glänzt" wurde im Herbst 2012 in der Regie von Milan Peschel am Theater Heidelberg uraufgeführt. Mit "Am Leben werden wir nicht scheitern" gewann Mario Salazar den Publikumspreis des Essener Stückemarktes 2012. Im Folgejahr erhielt Mario Salazar den Förderpreis zum Schillergedächtnispreis des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Baden-Württemberg. Salazars Dramen werden in Köln, Berlin, Bochum, Baden-Baden, Bielefeld und anderen deutschen Städten aufgeführt. Zuletzt hatte Salazars Drama "Schimmelmanns – Verfall einer Gesellschaft" im September 2017 am Theater Oberhausen Uraufführung. In der Spielzeit 2018/19 hat sein Drama "Amir" am Berliner Ensemble seine Uraufführung. Zurzeit arbeitet Salazar an einer Bühnenfassung von Homers "Ilias" im Auftrag des Theaters Bielefeld. Außerdem ist Salazar aktuell mit "Quimey" Teilnehmer der Münchner Drehbuchwerkstatt der HFF München.

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