Polizeiruf 110: Demokratie stirbt in Finsternis - Die Hauptdarsteller und ihre Rollen
Maria Simon spielt Kriminalhauptkommissarin Olga Lenski
Olga Lenski (Maria Simon) arbeitet seit zwei Jahren im deutsch-polnischen Polizeikommissariat in Swiecko bei Frankfurt an der Oder, in dem Kollegen, deutsche und polnische Kriminalbeamte, gemeinsam grenzübergreifend Verbrechen aller Art aufklären.
Vor dieser besonderen beruflichen Herausforderung hat Olga nach wie vor großen Respekt. Die Basis für gute Zusammenarbeit ist eine gute Verständigung: Alle Kollegen müssen Deutsch und Polnisch in Wort und Schrift beherrschen. Sie weiß mittlerweile sehr genau, dass sich die Arbeitsbedingungen der polnischen Kollegen erheblich von denen der deutschen unterscheiden. Sie verdienen knapp die Hälfte und sind Angestellte, die jederzeit ihren Job verlieren können.
Trotz der geografischen Nähe gibt es zwischen den Kollegen der beiden Länder erhebliche kulturelle Unterschiede, die sich auch im Arbeitsalltag zeigen. Viele der polnischen Kollegen sind bekennende Katholiken, deren Fastenzeit schon mal mit den Feiern ihrer deutschen Kollegen kollidiert. Auch im täglichen Dienstalltag ist ein privates Miteinander eher selten.
Olga Lenski hat sich mittlerweile an Adam Raczeks ungestüme Art gewöhnt, denn beide verbringen arbeitsbedingt viel Zeit miteinander. So bleibt auch ihrem Kollegen nicht verborgen, dass Olga ihre Tochter allein erzieht, durch den unbestimmbaren Rhythmus der Polizeiarbeit gelegentlich bei der Kinderbetreuung in Schwierigkeiten gerät und ab und zu improvisieren und Hilfe organisieren muss.
Auch wenn Raczek keinen Hehl daraus macht, dass er für Olgas privates Chaos wenig Verständnis hat: In den entscheidenden Situationen kann sich Olga immer auf ihren Kollegen verlassen.
Biografie Maria Simon
Maria Simon wurde 1976 in Leipzig geboren und studierte an der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" in Berlin. Sie debütierte 1999 an der Seite von Jürgen Vogel in "Zornige Küsse", beim Internationalen Filmfestival Moskau erhielt sie dafür den Preis als Beste Schauspielerin. Auf der Berlinale 2003 war sie mit den Filmen "Good Bye, Lenin!" und "Lichter" vertreten – und wurde für beide Rollen für den Deutschen Filmpreis nominiert. Im Rahmen der Berlinale 2004 gehörte Maria Simon zu den Shooting Stars, den nominierten besten Nachwuchsdarstellern der europäischen Länder. 2015 produzierte sie gemeinsam mit Bernd Michael Lade den Kinofilm "Das Geständnis". 2016 wurde sie für "Silvia S. - Blinde Wut" als Beste deutsche Schauspielerin mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet. Zuletzt war Maria Simon in dem historischen Drama "Radegund", in "The Witness" von Regisseur und Ehemann Bernd Michael Lade und in "Aufbruch ins Ungewisse" zu sehen.
Weitere Informationen: http://baumbaueractors.com/actor/maria-simon/
3 Fragen an Maria Simon
1999 hatten Sie Ihr Filmdebüt an der Seite von Jürgen Vogel in "Zornige Küsse". Wie war es für Sie, jetzt wieder mit ihm zusammen vor der Kamera zu stehen?
Ich habe mit Jürgen vor 20 Jahren gearbeitet - rückblickend scheint es wie aus einem anderen Leben ... man lebt ja bekanntlich mehrere Leben in einem. Wir waren uns nach all der Zeit gleich vertraut und fast wie eingespielt. Er ist ein sehr fairer Kollege und umsichtig, wir hatten viel Freude bei der Arbeit, dafür bin ich ihm dankbar. Meine Oma würde sagen: "Das ist ein feiner Kerl".
Auf dem Bauernhof lernt Kommissarin Olga Lenski ein autarkes Leben kennen - unabhängig, frei und selbstversorgend. Was ist Ihre persönliche Meinung zu solch einem Lebensstil?
Es gab eine Zeit, vor ein paar Jahren, da hätte ich, aus lauter Sorge um die Kinder und Furcht vor der Zukunft, am liebsten sofort alles hingeschmissen und mich aus dieser kaputten Welt zurückgezogen. Und ich habe mir genauso einen Selbstversorgerhof erträumt, doch habe ich bald erkannt, dass ich 1. viel zu viel Druck auf meine Familie ausgeübt habe und 2., dass ich mit solchen Ängsten kein Leben führen kann, dass alles stagniert und ich so auf gar keinen Fall gesund leben kann, mit so vielen Sorgen, die mich plagen. Ich bin nach wie vor an solch einer Lebensform interessiert, nur nicht so absolut, wie es der Herr Kohlmorgen im Film für sich und die Kinder gestaltet … Und so ein Vorhaben kann ich auch nicht einfach so übers Knie brechen. Schritt für Schritt gesunde Kreisläufe schaffen, und am wichtigsten erscheint mir, erst mal in mir selbst aufzuräumen.
Es scheint, als hätte sich Olga in Lennard Kohlmorgen verliebt. Als dann ein Mord geschieht, scheint die professionelle Distanz zwischen privaten Gefühlen und beruflicher Objektivität schwierig. Verliert sie für einen Moment die Kontrolle?
Ich weiß gar nicht, ob sich Olga wirklich in den Mann verliebt hat. Sie steckte in einer Sinnkrise, hat alles in Frage gestellt und Kohlmorgen hat sie bestätigt. Sie war verloren, irgendwie zwischen den Welten und er auch, und da haben sich die beiden getroffen und gehalten. In dieser Zwischenwelt gab es nicht so etwas wie Kontrolle, da gab es kein gesellschaftliches Konstrukt - sie wollte weder Polizistin noch Olga sein, einfach nur Mensch - ohne richtig und falsch. Der Mann hat sie genau da abgeholt und hat ihr in seinem eigenen Planeten Schutz gegeben. Und plötzlich ist die Realität ganz heftig und existenziell in diese Blase eingebrochen, und sie war gezwungen zu funktionieren, so wie sie es gelernt und gelebt hatte ...
Lucas Gregorowicz spielt Kriminalhauptkommissar Adam Raczek
Adam Raczek wuchs bis zu seinem zehnten Lebensjahr in Polen auf, ehe er mit seinen Eltern nach Deutschland zog. Er hat polnische Wurzeln und ist kulturell auf beiden Seiten der Grenze zu Hause. Außerdem kennt er sich in der Grenzregion um Frankfurt (Oder) gut aus, denn bereits seit 2007 bekämpft er die grenzüberschreitende Kriminalität.
Adam ist ein impulsiver Charakter, ein Mann Ende 30, tatkräftig und rastlos. Sein Leben hat er voll und ganz auf seinen Job ausgerichtet. Zuhause ist Adam in einem kleinen Dorf auf der polnischen Seite der Oder. Dort wohnt er mit seiner Familie.
Adam ist emotional unberechenbar. Er wirkt wie ein großer, netter Junge, kann aber auch im nächsten Moment aus unerklärlichen Gründen ausrasten. Olga wird immer wieder hart auf die Probe gestellt. Adam neigt zu Alleingängen und hält Abstimmung mit seiner Kollegin mitunter für ein "Kann". Außerdem unterscheiden sich sein Wertekodex und seine Einstellung zum Leben sehr stark von Olgas Auffassungen. Adam findet, dass Frauen, die es sich leisten können, mit kleinen Kindern zu Hause bleiben sollten. Ohnehin wird das Wort Familie bei den Raczeks groß geschrieben.
Olga und Adam sind nicht immer einer Meinung, trotzdem sind sie ein gutes Team. Diesmal macht sich Adam erstmals ernstlich Sorgen um seine Kollegin. Nachdem Olga eine Auszeit braucht, ermittelt Adam Raczek zunächst allein...
Biografie Lucas Gregorowicz
1976 in London geboren, wuchs Lucas Gregorowicz in Polen und Bochum auf. Dort absolvierte er zwischen 1996 und 2000 eine Schauspielausbildung an der Westfälischen Schauspielschule. 1997 wurde er für ein Gast-Engagement am Schauspielhaus Bochum verpflichtet. Auch sein musikalisches Talent stellte Gregorowicz schon mehrfach unter Beweis, so auch in Fatih Akins Komödie "Soul Kitchen" (2008), in der er gemeinsam mit seiner Band "Bad Boy Boogiez" vor der Kamera stand. Lucas Gregorowicz war außerdem in verschiedenen Kino- und TV-Produktionen zu sehen, u. a. im ZDF-Dreiteiler "Unsere Mütter, unsere Väter" (2013), in der ARD-Serie "Vorstadtweiber" (2015 - 2016), im Kinofilm "Schrotten" (2016) und - wie in "Lammbock" (2001) - wieder neben Moritz Bleibtreu im Nachfolger "Lommbock" (2017). Zuletzt sah man Lucas Gregorowicz zusammen mit Schauspielkollegin Anna Bederke in der Hauptrolle des deutschen Dramedy-Films "Sommerfest" (2017).
Weitere Informationen: http://players.de/actors/Lucas-Gregorowicz/129/overview
3 Fragen an Lucas Gregorowicz
Die Ermittlungen führen Kommissar Adam Raczek diesmal auf den abgelegenen Hof von Lennard Kohlmorgen, der mit seiner Familie ein autarkes Leben führt. Könnten Sie sich so einen Lebensstil auch für sich selbst vorstellen - würde es Sie reizen, zumindest für einige Zeit?
Manchmal hätte ich gerne ein Leben, das im Alltag einen Traktor braucht, und sehne mich nach Ruhe und Natur, aber letztlich bin ich zu sehr Stadtkind und brauche die Straßen und die Menschen um mich herum. Allein auf dem Land würde ich es keine zwei Wochen aushalten.
Im Krimi verursachen Cyberaktivisten einen Stromausfall im ganzen Land. Glauben Sie, dass ein solches Szenario realistisch ist?
Natürlich ist es realistisch. Es passiert doch andauernd. Mein technisches Verständnis reicht nicht aus, um es beurteilen zu können, aber das, was wir in den Nachrichten mitbekommen, ist, denke ich, nur die Spitze des Eisbergs.
Laut Zivilschutzkonzept empfiehlt die Regierung uns allen, für den Notfall vorzusorgen. Sind Sie auf eine Ausnahmesituation mit Stromausfall und Versorgungsengpässen vorbereitet?
Absolut. Ich besitze wenig, mein Kühlschrank ist leer, mein Tank immer voll und ich bin in null Komma nichts in Norwegen oder Finnland.
Polizeiruf 110 mit Maria Simon und Lucas Gregorowicz: Filme und Ausstrahlungstermine
"Grenzgänger": 20.12.2015
"Der Preis der Freiheit": 17.04.2016
"Muttertag": 14.05.2017
"Das Beste für mein Kind": 03.12.2017
"Demokratie stirbt in Finsternis": 29.04.2018