- "Schalom Neues Deutschland - Juden in der DDR" am 11. November im rbb Fernsehen

Film von Tom Franke und Lutz Rentner

Antisemitismus galt in der DDR als "mit Stumpf und Stiel" ausgerottet. "Nie wieder Faschismus - nie wieder Krieg" hieß es, Antifaschismus war in der DDR Staatsdoktrin. Dennoch lebten in der Gesellschaft antisemitische Denkmuster fort und auch das Verhältnis der Staatsführung zu den Juden im Land schwankte zwischen repressivem Vorgehen gegen "zionistische Strömungen" und Ignoranz. Der Film "Schalom Neues Deutschland" von Tom Franke und Lutz Rentner widmet sich dem Verhältnis ostdeutscher Juden und der DDR. Er läuft am Sonntag, dem 11. November um 22.50 Uhr im rbb Fernsehen.

Nach 1945 waren es zumeist vom Kommunismus überzeugte Juden, die in die DDR zurückkehrten. Bei der individuellen Entscheidung für eine Rückkehr in dieses neue Deutschland spielte die kommunistische Weltanschauung gegenüber der jüdischen Herkunft zumeist eine übergeordnete Rolle. Nach einer 1946 durchgeführten Volkszählung waren in Ostdeutschland 4500 Mitglieder der jüdischen Gemeinden registriert. Die Zahl sank bis 1989 auf ca. 400. Die acht jüdischen Gemeinden wurden einerseits vom Staat unterstützt, andererseits von den Sicherheitsorganen observiert.

Eine ständige Herausforderung für die ostdeutschen Juden ist der Umgang ihres Staates mit Israel. Zunächst waren die Sowjetunion und ihre Verbündeten Befürworter des jungen jüdischen Staates. Nach dessen Bekenntnis zum Bündnis mit den USA propagierte die Staatsführung jedoch immer deutlicher einen aggressiven Antizionismus, der die jüdischen Gemeinden in der DDR unter Druck setzte. Es entwickelten sich massive antijüdische Tendenzen im Ostblock.

Das ambivalente Verhältnis zwischen den ostdeutschen Juden und dem Staat DDR zeigt die Dokumentation vor allem durch die persönlichen Erfahrungen jüdischer DDR-Bürger auf. Salomea Genin, die als junge Kommunistin mit vielen Illusionen in die DDR kam, hoffte auch durch die Arbeit in der jüdischen Gemeinde etwas ändern zu können. Auch für den Schriftsteller und Journalisten Walter Kaufmann war die DDR Wahlheimat. Er findet erst spät zu seinen jüdischen Wurzeln zurück. Werner Lappe aus Dresden kommt mit seinen Eltern aus dem englischen Exil in die DDR. Der Rocksänger Andre Herzberg spürte die Zerrissenheit der Mutter, wenn sie sich zwischen der kommunistischen Überzeugung und der jüdischen Religion entscheiden sollte. Für ihn wurde die jüdische Identität nach der friedlichen Revolution 1989 ein neuer Anker.

Der Film ist eine Produktion von armadafilm, gefördert mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, im Auftrag des Rundfunk Berlin-Brandenburg.

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