Das dritte Modul des Projekts "Wir Ostdeutsche - 30 Jahre im vereinten Land" geht den Fragen nach: Wie berechtigt ist es, im Jahr 30 der Deutschen Einheit noch über die "Ostdeutschen” oder die "Westdeutschen” zu sprechen? Und welches sind die Schubladen, die bei der Frage noch immer zuerst aufgehen?

Meinungsstarke Ostdeutsche wurden gebeten, ihre ganz eigene Erfahrung mit dem "Ostdeutschsein" aufzuschreiben. Wie erleben sie sich selbst als Ostdeutsche? Welchen Ressentiments sind sie vielleicht noch immer ausgesetzt oder macht es gar keinen Unterschied, ob Ost oder West? Wo verschwinden Grenzen und wo tun sich neue auf?

Und ist der "Ossi" so stereotyp, wie er medial gern dargestellt wird? Ein im Zweifel fähnchenschwingender Spießer mit Hang zu Nationalismus und FKK? Ein eher unterwürfig gesinnter Transferempfänger, der nach dem Autoritären schielt? Die Meinungstexte werden auf den Onlinekanälen der ARD veröffentlicht, sehr persönlich, sehr authentisch.

Zu den Autorinnen und Autoren gehören:

Sookee
Sie heißt eigentlich Nora Hantzsch. Die Eltern flüchteten aus der DDR und sie wuchs in West-Berlin auf, wo sie immer noch lebt. Sie ist eine der wenigen deutschen Rap-Musikerinnen, die sich in dem stark männerdominierten Musik-Business durchsetzen konnten. Politik und Sexualität sind ihre Themen – und hier auch immer wieder ihre Ost-Sozialisation.

Patrice G. Poutrus
Der Historiker wurde 1961 in Ost-Berlin geboren. Er lehrt und forscht derzeit an der Universität Erfurt zu Familienerinnerungen der DDR. Die ostdeutsche Identität, die er selbst in sich trägt, macht er zu seinem Forschungsobjekt und sagt: "Es gibt Menschen, die sprechen ständig von einem tiefer werdenden Graben zwischen Ost und West. Mich, Ostdeutscher mit Migrationshintergrund, stört dieses Gruppendenken."

Ines Geipel
Geboren 1960 in Dresden, betrieb sie sechs Jahre lang Hochleistungssport in der DDR. Nach einem Germanistik-Studium in Jena floh sie 1989 nach Westdeutschland und studierte Philosophie und Soziologie in Darmstadt. 2000 war sie Nebenklägerin im Prozess gegen die Drahtzieher des DDR-Zwangsdopings. Heute ist sie Professorin für Verssprache an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch, Mitarbeiterin des Hannah-Arendt-Instituts und Buchautorin. Zuletzt erschien von ihr das Buch "Umkämpfte Zone: Mein Bruder, der Osten und der Hass."

Conrad Clemens
Er stammt aus Schönebeck an der Elbe. Unmittelbar nach dem Fall der Mauer verließ die Familie das Land und ging nach Suriname. Fünf Jahre später kamen sie zurück und lebten fortan in Berlin-Neukölln. Von 2002 bis 2005 studierte Clemens Internationale Betriebswirtschaft an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) und in Maastricht. Für sein Master-Studium zog er nach Vancouver, die Promotion führte ihn zurück nach Berlin. Eine akademische Karriere fast im Eiltempo. Nach Studium und Promotion arbeitete er als Wirtschaftsprüfer. Im Herbst 2014 wurde er Bundesgeschäftsführer der Jungen Union. Seit dem 20. Dezember 2019 ist er Staatssekretär in der Sächsischen Staatskanzlei und Bevollmächtigter des Freistaates Sachsen beim Bund.

Marcel Dettmann
Geboren in Pößneck (Thüringen), aufgewachsen in Brandenburg zwischen Berlin und Frankfurt (Oder), war DDR-Meister im Judo und ist heute international erfolgreicher DJ und Produzent. Mit Techno hat er seinen Weg durch die Welt gefunden. Dettmann bewegt sich damit heute als ein „Gesicht des Berghain“ zwischen internationaler Club-Szene und Familienidylle in Berlin.

Sven Gábor Jánszky
Chairman des 2b AHEAD ThinkTanks in Deutschland, Präsident der internationalen „RULEBREAKER Society“ sowie Gründer und Geschäftsführer zweier Investment-Beteiligungsgesellschaften. Er coacht Vorstände und Unternehmer in Strategieprozessen, leitet Innovationsprozesse zu Produktentwicklung und Geschäftsmodellen der Zukunft.
Mit seiner Frau und drei Kindern lebt er heute in einem kleinen Dorf zwischen Berlin und Leipzig und war früher einmal Vize-Jugend-Mannschafts-DDR-Meister im Schach.