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Aktualisierte Fassung!
rbb und MDR gehen mit ihrem gemeinsamen multimedialen Projekt "Wir Ostdeutsche – 30 Jahre im vereinten Land" der ostdeutschen Seele auf den Grund. Wer sind die Menschen zwischen Elbe und Oder? Welche Sozialisationserfahrungen prägen die Generationen? Aber vor allem: Wie sehen sie sich selbst?
Die drei Bestandteile des Projekts sind jetzt online, in der ARD Mediathek bzw. unter DasErste.de/WirOstdeutsche.
Der Film: Die 90-minütige TV-Doku (Montag, 28. September, 20.15 Uhr, Das Erste), "online first" in der ARD Mediathek.
Die Daten: Die Projektseite bietet u. a. ein umfangreiches multimediales Datendossier mit interaktiven Grafiken (direkter Link zum Dossier: reportage.daserste.de/wir-ostdeutsche).
Die Multimedia-Essays: Ostdeutsch sein. Was heißt das? Gedanken zu 30 Jahren im geeinten Land. - Meinungsstarke ostdeutsche Persönlichkeiten haben ihre ganz eigene Erfahrung mit dem "Ostdeutschsein" aufgeschrieben (direkter Link: reportage.daserste.de/ostdeutsch-sein-was-heisst-das).
"Ostdeutsche" – das klingt für die einen wie der eher ungeliebte Teil der wiedervereinten Deutschen, für die anderen wie Heimat und Identität. Was steckt dahinter? Selbstverständnis oder Fremdbestimmung, bloße Zuschreibung oder gar Klischee? Was heißt, es Ostdeutsche oder Ostdeutscher zu sein im 30. Jahr der Deutschen Einheit, und was heißt das für das ganze Land?
Der Osten ist bis heute anders und die Ostdeutschen sind es auch. Wer verstehen will, wie der Osten heute tickt, muss verstehen, was die Menschen prägt, was sie erlebt, was sie gehofft und erfahren haben. Das Blühen ostdeutscher Landschaften folgt auf einen Sturm, der Spuren hinterlassen hat. Sich neu erfinden, neu beweisen ist zu einer kollektiven Erfahrung der Ostdeutschen geworden.
Die Frage von Identität und Nicht-Identität hat bei der Frage "Wie steht es um die deutsche Einheit?" an neuer Komplexität gewonnen. Im 30. Jahr nach der Wiedervereinigung sind die Ostdeutschen noch immer ein Thema – fast könnte man sagen: mehr denn je. Sind die neuen Bundesländer AfD-Land, rettungslos verloren, abgesoffen in Ostalgie? Oder sind sie abgehängt zwar – aber rettbar? Oder sind sie ein Spielfeld der Möglichkeiten, der Zukunft zugewandt, mit großem "Vorsprung durch Resilienz"?
Der Film
Das Projekt "Wir Ostdeutsche – 30 Jahre im vereinten Land" besteht aus mehreren Modulen. Die 90-minütige TV-Doku steht im Zentrum, am Montag, 28. September um 20.15 Uhr im Ersten, bereits ab dem 14. September "online first" in der ARD Mediathek.
Der Film begibt sich auf eine doppelte Reise: durch die drei Jahrzehnte im vereinten Land und durch den Osten der Gegenwart, zwischen Rostock und Chemnitz, zwischen Tangerhütte und Eberswalde, zwischen Ribnitz-Damgarten und Bischofferode. Ostdeutsche erzählen von ihrem Leben im wiedervereinten Deutschland, von ihren Erwartungen und Enttäuschungen, von ihren Hoffnungen und Chancen.
Die Daten
Flankiert wird die Dokumentation von einem umfangreichen Datendossier. Die dort aufbereiteten statistischen Erhebungen beweisen, dass sich auch drei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung erhebliche Unterschiede zwischen den Einstellungen, Wertemustern und Verhaltensweisen von Ost- und Westdeutschen feststellen lassen.
So lässt sich zum Beispiel nachweisen, dass die Vermögensbildung in Ostdeutschland der im Westen nach wie vor stark hinterherhinkt, dass in den vergangenen Jahren der Abstand sogar größer geworden ist. Eine Fülle von weiteren Daten erhellt den sozialen Status, die Lebensweise und das politische Verhalten der Ostdeutschen.
Mit dem Datendossier wird der eher biographischen und auf wenige Protagonisten beschränkten Spurensuche in der TV-Dokumentation eine Möglichkeit der Objektivierung an die Seite gestellt.
Die wichtigsten Ergebnisse des Datendossiers bereitet die Projektseite von "Wir Ostdeutsche – 30 Jahre im vereinten Land" unter DasErste.de grafisch auf und geht zeitgleich mit der Doku am 14. September online.
Die Multimedia-Essays
Das dritte Modul des Gesamtprojekts geht den Fragen nach: Wie berechtigt ist es, im Jahr 30 der Deutschen Einheit noch über die "Ostdeutschen” oder die "Westdeutschen” zu sprechen? Und welches sind die Schubladen, die bei der Frage noch immer zuerst aufgehen?
Meinungsstarke ostdeutsche Persönlichkeiten sind gebeten worden, ihre ganz eigene Erfahrung mit dem "Ostdeutschsein" aufzuschreiben. Wie erleben sie sich selbst als Ostdeutsche? Welchen Ressentiments sind sie vielleicht noch immer ausgesetzt oder macht es gar keinen Unterschied, ob Ost oder West? Wo verschwinden Grenzen und wo tun sich neue auf?
Und ist der "Ossi" so stereotyp, wie er medial gern dargestellt wird? Ein im Zweifel fähnchenschwingender Spießer mit Hang zu Nationalismus und FKK? Ein eher unterwürfig gesinnter Transferempfänger, der nach dem Autoritären schielt? Die Meinungstexte werden auf den Onlinekanälen der ARD veröffentlicht, sehr persönlich, sehr authentisch.
Das Projekt
Das Projekt "Wir Ostdeutsche – 30 Jahre im vereinten Land" ist eine gemeinsame Anstrengung der ostdeutschen Landesrundfunkanstalten rbb und MDR unter Federführung des rbb. Als medialer Begleiter des Transformationsprozesses in den ostdeutschen Ländern können die Sender auf einen inzwischen jahrzehntelangen Erfahrungsschatz an zeitgeschichtlichen Dokumentationen aufbauen.
Johannes Unger, Abteilungsleiter Dokumentation und Zeitgeschehen im rbb: "Wer hätte gedacht, dass die Umwälzungen und Umbrüche von Wende und Einheit so lange nachwirken? Sicher. Dass die blühenden Landschaften, die Kanzler Kohl im Einheitsrausch versprochen hatte, nicht über Nacht Wirklichkeit werden würden, war abzusehen. Aber dass uns das Thema innere Einheit und die emotionale Zerrissenheit von Ost und West mehr als 30 Jahre, also eine ganze Generation lang, beschäftigen würde, hatten selbst Pessimisten und Miesepeter wohl kaum für möglich gehalten."
Autor und Regisseur: Lutz Pehnert
Produzent: Hoferichter & Jacobs, Olaf Jacobs
Redaktion: Jens Stubenrauch, rbb, Silke Heinz, MDR