Prachtbau in Wünsdorf - Neues Leben im Haus der Offiziere?

Fr 29.03.24 | 16:08 Uhr | Von Alexander Goligowski
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Haus der Offiziere. (Quelle: rbb)
Audio: rbb24 Inforadio | 27.03.2024 | Alexander Goligowski | Bild: rbb

Einst war das Haus der Offiziere in Wünsdorf ein Prachtbau – mittlerweile bröckelt der Putz gewaltig. Seit vor Jahrzehnten die Rote Armee hier abzog, steht das Gebäude leer. Aber jetzt tut sich vielleicht was. Von Alexander Goligowski

Was hier seit Jahrzehnten geschieht, sieht man sofort, wenn der Wachschutz in Wünsdorf (Teltow-Fläming) das Tor öffnet: Die Natur erkämpft sich langsam, aber sicher das Gelände um das Haus der Offiziere zurück. Der riesige Bau - zu Kaiserzeiten als Heeressportschule gebaut - war zu DDR-Zeiten Vergnügungsort der Generalität der Roten Armee. Seit dem Abzug der Truppen 1994 steht das riesige Gebäude leer.

Mittlerweile ist von der einstigen Prachtansicht nur noch wenig zu sehen. Hohe und dichte Nadelbäume verdecken die Sicht auf ein Gebäude, das an allen Ecken an Substanz verliert. Der Putz bröckelt, Feuchtigkeit setzt dem Mauerwerk zu. Lenin auf seinem Sockel vor dem Haupteingang schaut ohnehin schon immer in die Ferne und bekommt von dem Verfall nichts mit.

Keine Ruine - ein Sanierungsfall

Aber – eine Ruine ist das Haus der Offiziere nicht, keine Fass ohne Boden, wenn es um eine Sanierung ginge. Die Fenster sind weitestgehend intakt, und wo sich ein Loch im Dach auftut, wird von der derzeitigen Eigentümerin, der Landesentwicklungsgesellschaft, möglichst schnell wieder abgedichtet. Der Aufwand, das Gebäude zu sichern, wird dennoch von Jahr zu Jahr größer. 20.000 Euro mindestens investiert das Land im Jahr in Sicherungsmaßnahmen, beschreibt die Chefin der Landesentwicklungsgesellschaft Birgit Flügge die Lage: "Das Objekt wird nicht besser. Es muss – das ist unser Herzenswunsch – wieder in eine Nutzung kommen."

Die Chancen dafür stehen so gut wie nie, sagt Flügge: "Wir sind jetzt mit einem Investor relativ weit. Es gab viele Behördengespräche, der Investor weiß, worauf er sich einlässt, wenn hier eine Sanierung ansteht." Der nächste Schritt sei, das Projekt in der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Zossen (Teltow-Fläming) vorzustellen, so Flügge. Das könnte noch in diesem Jahr passieren. Mehr Details verrät Birgit Flügge noch nicht, denn Verhandlungen über ein Investment in ein so großes Objekt sind sensibel. Mehr als einmal sind Investoren bereits nach großen Plänen mit diesem Baudenkmal wieder abgesprungen.

Haus der Offiziere

Für die Landesentwicklungsgesellschaft geht es beim Verkauf des Hauses der Offiziere nicht in erster Linie um das Höchstgebot. Nachdem in der Vergangenheit einige Male attraktive Liegenschaften an Investoren verkauft wurden und danach weiter dem Verfall preisgegeben waren, hat man aus diesen Fehlern gelernt. "Vor allen Dingen muss das Konzept wirklich tragfähig sein", sagt Birgit Flügge. "Wir haben alle nichts davon, wenn jemand schöne Konzepte vorlegt und hinterher lässt sich das nicht realisieren und wir haben eine Investruine."

Wacht die Schlafstadt bald auf?

600 Hektar – eine Fläche dreimal so groß wie Monaco – umfasst das gesamte einstige Armee-Gelände in Wünsdorf. 40.000 Soldaten des Oberkommandos der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland lebten hier zu DDR-Zeiten mit ihren Familien. Nach dem Abzug der Roten Armee vor 30 Jahren wurde ein Teil der einstigen "Verbotenen Stadt" zum Wohnort für Tausende Brandenburger. Ruhig lebt man hier im Grünen, lebendig ist der Ortsteil Wünsdorf-Waldstadt jedoch nicht. Böse Zungen nennen ihn Schlafstadt.

Mit einem guten Konzept könnte nun vielleicht auch das Haus der Offiziere wieder ertüchtigt und zum lebendigen Zentrum auf dem Areal werden. War es früher exklusiv für den Generalstab der Roten Armee mit seiner Schwimmhalle, dem Theater, Kino und einem Casino, könnte es jetzt zum öffentlichen Ort werden. Das sieht jedenfalls das Investorenkonzept vor, soviel verrät Flügge: "Das war keine Bedingung, aber es ist sicherlich etwas, das von der Bevölkerung hier positiv aufgenommen werden wird."

Birgit Flügge von der Landesentwicklungsgesellschaft bemüht sich, Zuversicht zu verbreiten. Trotzdem gibt es rund um das "Haus der Offiziere" noch viele Konjunktive und Fragen. Unklar ist zum Beispiel, ob das Investorenkonzept den Stadtverordneten zusagen wird. Und ob es bei allen Denkmalschutzbestimmungen und aktuellen Baupreisen zeitnah finanzierbar ist. Bis jetzt ist es jedenfalls noch nicht einmal öffentlich vorgestellt. Aber wenn es gut läuft, werden alle Fragen noch in diesem Jahr geklärt.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 28.03.2024, 19:30 Uhr

Beitrag von Alexander Goligowski

32 Kommentare

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  1. 32.

    Die sind in der Gegend nicht nötig, da wimmelt es nur so von Bunkern, nicht nur in Wünsdorf. Ob man die für den nächsten Krieg haben muss, ist eine andere Frage. Angesichts dessen, was danach zu erwarten ist, bleibe ich besser draußen.

  2. 31.

    Denkt doch an den nächsten Krieg und baut lieber Tiefhäuser.

  3. 30.

    Nun, scheinbar waren in Karlshorst neben dem einen Hörsaalgebäude überwiegend Wohngebäude zu modernisieren, in Wünsdorf sind es dagegen 2 kleine Wohnhäuser und der verhältnismäßig riesige Rest sind Gemeinschaftseinrichtungen und dann werden wohl kaum 29 Mio wie in Karlshorst ausreichen um eine "Luxussanierung" für Wohnungen ausführen zu lassen.

  4. 29.

    "oder waren im Wohnpark Karlshorst auch eine Badeanstalt und Turnhallengebäude zu modernisieren"

    Das können sie selbst nachlesen. Stichwort Festungspionierschule.

  5. 28.

    Es ist eigentlich eine Schande, dass ein unter Denkmalschutz stehendes Gebäude/Anlage, in diesem Fall ein wunderschöner Bau Anfang des 20.Jh., seit 30 Jahren leer steht und so vor sich hingammelt.
    Nach dem Mauerfall hat der Bund dank der Treuhand erst einmal alles an sich gerissen, später an das Land Brandenburg abgegeben. Logsch wird alles teurer, je länger ein Gebäude unsaniert bleibt. Es gäbe so viele Möglichkeiten zur Nutzung nach einer Instandhaltung/Sanierung. Sei es zur gemeinschaftlichen, freizeitlichen Nutzung der Bürger, zur touristischen Nutzung, als Gästehaus der Landesregierung etc. Auch könnten Räume für Lesungen, Veranstaltungen Konzerte vermietet werden. Auf jd. Fall wäre es wieder ein interessantes Ausflugsziel, welcher auch der Region zugute käme. Wir haben soviele Schmuckstücke, besonders im Osten Deutschlands, die nicht genug gewürdigt werden. Ich bin froh, dass aufgrund des Denkmalschutzes strenge Auflagen gibt. ETW also ausgeschlossen.

  6. 27.

    . . . auch die gibt es nicht mehr. Die Namen wechseln, das Bestialische bleibt - siehe russischer Angriff auf die Ukraine.

  7. 26.

    Wohl kaum. Einfach ein historischer Fakt, der nicht allzu schwer zu recherchieren ist.

  8. 24.

    Die von Ihnen beschriebene ehm. Schulgebäude sind gemessen am Aufwand zum Wünsdorfer Objekt Kleinigkeiten oder waren im Wohnpark Karlshorst auch eine Badeanstalt und Turnhallengebäude zu modernisieren?

  9. 23.

    An die Bundeswehr verkaufen, wieder zur Offiziersschule machen. Wird gebraucht!

  10. 22.

    Es funktioniert kaum irgendwo. Z.B. soll es weitere 1800 Plätze in Lichtenberg geben. Wie soll da die Integration funktionieren, absehen von der zusätzlichen Belastung der Einwohner. Akzeptanz?

  11. 21.

    Artikel gelesen? Sanierungsfall. Die meisten ehemaligen Wohnungen sind saniert und vermietet. Andere Bauten beherbergen verschiedene Landesbehörden und eine große Erstaufnahmeeinrichtung. Da ist mit dem Rest nix von wegen 30 Jahre Leerstand und urplötzlich zumutbar.

  12. 20.

    Genau gegenüber in der Unterkunft für Flüchtlinge/Migranten wurden zur Entlastung Berlins viele Plätze zur Verfügung gestellt. Die Plätze wurden nicht besetzt und Berlin musste trotzdem zahlen. Was glauben Sie, wie hoch die Begeisterung ist, wenn in einem Ort mit etwa 5000 Einwohnern die gleiche Anzahl Flüchtlinge untergebracht wird? Das funktioniert nicht mit Einzelhandel, Schulen, Kitas, medizinischer Versorgung, Mobilität. Berlin möchte grün wählen, grün will keine Abschiebung dann muss grün seine Unterkünfte selbst schaffen, zumal die Flüchtlinge aus Berlin nicht nach Wünsdorf wollen, sonst wären die die dort waren, nicht spurlos verschwunden.

  13. 19.

    Auf der anderen Straßenseite gibt es bereits eine Erstaufnahmeeinrichtung die derzeit stark ausgebaut wird. Die Kapazitäten wurden/werden verdoppelt.

    Wer sollte in ein denkmalgeschütztes Gebäude 150-200 Mio € investieren, um dort Flüchtlinge unterzubringen? Das ist für die Investoren uninteressant ...

  14. 18.

    Es gibt dort wirklich genug Platz für Migranten.
    Es war immerhin eine eigene Stadt fürs Militär, ergo zumutbar für Flüchtlinge.

  15. 17.

    Und wie wäre es mit Unterkünften für Flüchtlinge? Weiterer Platz wäre ja sicher vorhanden. Und die Berliner Bezike würden ein wenig entlastet. Aber liegt ja sicher in Brandenburg. . .

  16. 15.

    Mit einem vertretbaren Aufwand, könnte man vielleicht Unterkünfte daraus machen.

  17. 14.

    Ach so, Tschuldigung, ich dachte, die sowjetische Armee hätte da fast 50 Jahre lang das Areal genutzt, also länger als andere Bewohner...

  18. 13.

    "Eigentumswohnungen in einem Sportschulen-Baudenkmal?"

    In Karshorst wurde die ehem. Wehrmachts-Pionierschule zu Eigentumswohnungen umgebaut, die ehem. Schule an der Sonntagstrasse/ Ostkreuz wurde zu Eigentumswohnungen umgebaut, die Turnhalle ist eine Kneipe. Selbst ehem. DDR-Plattenbauschulen wurden schon zu Wohnungen umgebaut. Ist nichts besonderes.

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