Patrizia di Stefanos neuer Roman -
In fast jedem deutschen Haushalt kommt sie ab und zu auf den Tisch bzw. in den Ofen: die Tiefkühlpizza. Und wer hat sie erfunden? Das erfährt man in Patrizia di Stefanos neuem Roman. Denn es war ihr Vater Gianni, der in den 1960er Jahren aus dem Süden Italiens als sogenannter Gastarbeiter nach Deutschland kam. Ihr Roman Nostalgia Siciliana erzählt die Familiengeschichte, in der Gianni in Deutschland Fuß fasst, sich verliebt, Restaurants eröffnet und für Dr. Oetker die erste Tiefkühlpizza produziert. Wir treffen die Autorin und besuchen die Orte ihrer Familiengeschichte.
Patrizia Di Stefano im Garten des Hauses ihrer Großeltern, die den Erfinder der Tiefkühlpizza zum Schwiegersohn bekamen. Im mondänen Haus in Berlin Nikolassee wuchs ihre Mutter auf und präsentierte später dort ausgerechnet einen sizilianischen Schwiegersohn.
Vater Gianni sucht 1962 sein Glück in Deutschland, wie viele Gastarbeiter landet er zuerst in Köln. Zuvor flüchtet er aus dem Priesterseminar in Ragusa, sagt seiner Familie nichts, wird Gastronom, bringt echte sizilianische Küche nach Berlin und fühlt sich langsam heimisch.
Italienisches Essen kam in Mode, Pizza durfte nicht fehlen- so erfand Gianni die deutsche Tiefkühlpizza.
In Berlin Dahlem eröffnete er 1968 sein erstes Restaurant. „Il Gato Pardo“ wird zu einer Institution, auch für Prominente. Die Familie wohnt genau darüber. Echt italienisch sollte das Essen sein, da galt es Unwissenheit zu überwinden.
In ihrem biografischen Roman erzählt Patrizia Di Stefano vom bewegten Leben des Vaters, schlägt auch eine Brücke zwischen Berlin und Sizilien. Am Moabiter Spreeufer produziert Gianni Di Stefano 1975 150.000 Tiefkühlpizzen pro Monat. Die einstige Fabrikhalle ist jetzt Frühstücksraum eines Hotels, nichts erinnert an die Pizzaherstellung.
Die Tiefkühlpizza, wie wir sie heute hierzulande kennen, geht auf ihren Vater zurück, der aber kein Patent anmeldete, hat sie recherchiert.
Patrizia Di Stefano ist Grafikerin, hat das Cover ihres Buches entworfen und arbeitet schon am nächsten, zusammen mit dem Gastronom Francesco Franco aus Berlin, soll „Die Küche unserer Väter“ kommendes Jahr erscheinen.
Beitrag von Ute Mueller-Schlomka