Abschied vom Kammergerichtspräsidenten -
Ein Traumberuf geht zu Ende: Kammergerichtspräsident Dr. Bernd Pickel beendet nach 37 Jahren seine Amtszeit und gewährt uns einen exklusiven Einblick in seine letzten Stunden im Gerichtssaal, außerdem berichtet er uns von den spektakulärsten Fällen seiner Amtszeit.
Bernd Pickel wollte immer Richter werden, das war schon der Grund, warum er Jura studierte. Während der Referendarzeit durchlief er viele Stationen bei den Gerichten. Doch danach stand fest, er will Richter werden, und zwar Spruchrichter, nicht in der Verwaltung, sondern wirklich auch Fälle entscheiden, Sachverhalte aufklären, die rechtlich richtige Lösung finden. Ende der 80er fängt er als Richter beim Landgericht Berlin an, sein Weg führt ihn übers Amtsgericht ans Kammergericht. 2015 dann die Ernennung zum Präsidenten des obersten Gerichts im Land Berlin. Seit vielen Jahre hat er einen der wichtigsten Posten in der Berliner Justiz inne.
Er nimmt uns an seinem letzten Tag lieber auf eine Tour durch “sein” Kammergericht mit. Denn dessen Geschichte ist bewegt.
Im Plenarsaal wird er ernst. 1944 tagt hier der Volksgerichtshof. In Schauprozessen werden über 100 Menschen zum Tode verurteilt. Der Vorwurf: Beteiligung am fehlgeschlagenen Attentat gegen Hitler.
Nach dem zweiten Weltkrieg wird das Gebäude des Kammergerichts im Kleistpark zum Sitz des Alliierten Kontrollrates. In diesen Raum sitzt die Luftsicherheitszentrale. Von hier aus wird der ganze Luftverkehr zur Zeit der Teilung der Stadt gesteuert. Erst 1997 zieht das Kammergericht zurück in sein Gebäude. Heute ist der Raum ein Videoverhandlungssaal mit Anschluss für die E-Akte.
Bernd Pickel fällt es nicht leicht loszulassen, aber er weiß auch, es gibt junge Leute, die nachkommen.
Beitrag von Sylvia Wassermann