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Der Berliner Alexanderplatz wächst nach oben. An drei Hochhäusern wird bereits gebaut, ein viertes Projekt steht vor dem Start. Weitere sind geplant. Der Fernsehturm soll Geschwister bekommen. Sie werden die neue Skyline der Hauptstadt prägen. Wie wird sich das Gesicht des geschichtsträchtigen Platzes verändern?
Über mehr als zwei Jahrzehnte lag der Masterplan für den Berliner Alexanderplatz in den Schubladen der Bauverwaltung. Für die neue Hochhaus-Skyline fehlten die Investoren. Dann konnte es der langjährigen Senatsbaudirektorin Regula Lüscher nicht schnell genug gehen: „Hochhäuser zu bauen, das ist eigentlich schon ein wenig die Krone eines architektonischen Werkes. Und da muss man schon auch als Senatsbaudirektorin richtig hinterher sein, dass dann auch die Details stimmen, dass das Material stimmt. Dass wirklich das, was mal gezeichnet wurde, wirklich auch in dieser Qualität gebaut wird.“
An drei von geplanten neun Hochhäusern wird inzwischen gearbeitet. Für einen vierten Turm konnte ein wichtiger Vertrag geschlossen werden. Internationale Unternehmen sorgen dafür, dass das Klein-Manhattan in unmittelbarer Nachbarschaft zum legendären Fernsehturm in den kommenden Jahren Gestalt annimmt. An den Rändern entsteht im ehemaligen Haus der Statistik ein nichtkommerzieller Gegenentwurf. Wie wird sich das Gesicht des geschichtsträchtigen Platzes verändern? Wer soll in die neuen Bauten einziehen? Und was halten Anwohner und Konkurrenten von den neuen Nachbarn?
Das traditionsreiche Park Inn, Berlins höchstes Hotel, zum Beispiel wirbt mit Zimmern auf 37 Etagen und dem einmaligen Blick über die Hauptstadt. Über mehrere Jahre wird der quirlige Platz mit Weltzeituhr und Brunnen der Völkerfreundschaft zur Großbaustelle, das Überqueren zum Hürdenlauf. Denn auch an der U-Bahn-Trasse und dem Galeria Kaufhaus wird mit schwerem Gerät gearbeitet.
Im Sommer 2021 verabschiedete sich Regula Lüscher überraschend als Senatsbaudirektorin. Sie resümiert „Mein großer Vorteil war, dass ich von außen kam. Ich war nicht Partei und ich kam nicht aus dem Osten, nicht aus dem Westen[…]. Ich hatte auch die Möglichkeit, viel, viel stärker zu versöhnen und die Dinge zusammenzubringen.“ Ihre Nachfolge trat die Berliner Architektin Petra Kahlfeldt an. Sie sehe sich in der Kontinuität der Senatsbaudirektorinnen und -direktoren und fühle sich gebunden an die Übereinkünfte, die mit den Vorhabenträgern erzielt wurden, sagt sie. Und ihren Gestaltungsspielraum will sie nutzen: „Fünf Gebäude sind noch offen. Diese Planungsprozesse werde ich jetzt begleiten. Da, wo sich Aufgaben auftun, werde ich diese natürlich bearbeiten“.
Die Autoren beobachten im Rahmen einer Langzeitdokumentation die Veränderungen am Berliner Alexanderplatz. Sie schauen hinter die Absperrungen, stellen die Hochhaus-Projekte vor und besuchen Baustellen, Architekten, Planungsbüros.
Film von Thomas Balzer und Georg Berger
Erstsendung: 08.02.2022/rbb