-
Große Gefühle statt Sozialismus - der Film "Die Legende von Paul und Paula" sollte eigentlich nie in die Kinos kommen, bis ihn der Staatsratsvorsitzende Erich Honecker in einem seltenen Anflug von Leichtigkeit persönlich freigibt. Es wird einer der erfolgreichsten Filme der DDR. Die Uckermärkischen Bühnen Schwedt bringen die Geschichte jetzt liebevoll auf die Bühne.
Katharina Apitz wird Paula – nur noch etwas Schminke. Die Kotletten sitzen schon bei Benjamin Schaup -er wird Paul. Viel braucht er nicht, um so ausszusehen wie der Held aus "Die Legende von Paul und Paula"- dem legendären Filmklassiker aus dem Osten.
Benjamin Schaup, Schauspieler
"Hat dir schonmal jemand gesagt, dass du aussiehst wie Paul? Ja, sehr oft. Ich hab im zweiten Studienjahr von meinem Professor den Film bekommen "Die Legende von Paul und Paula" ich kannte den schon von meinen Eltern. Er hat mir das in die Hand gedrückt und gesagt, hier, das spielste mal. Das ist schon eine Weile her. Jetzt ist es soweit und dann habe ich in Potsdam gespielt und es kamen regelmässig Zuschauer danach und haben gefragt ob ich sein Enkel, sein Sohn, irgendwas bin. Bin ich aber nicht, zumindest sagt das meine Mutter."
Katharina Apitz, Schauspielerin
"Also ich glaube so, dieses lebensbejahende, das steckt komplett von mir auch mit in Paula. Ich bin auch so ein Mensch, einfach glücklich sein. Es gibt so einen Satz, da sagt sie: einfach glücklich sein. Das ist Paula aber das ist aber auch Kathi."
Das Theater in Schwedt ist beinah so alt wie der Ostklassiker- fast 50 Jahre. Es steht unter Denkmalschutz – hat einen eigenen eisernen Vorhang und ist kulturelles Erbe wie auch. Das Stück selbst.
Es heißt es sei die schönste Liebesgeschichte der DDR. Hier nun neu interpretiert als Musical. Es geht um individuelles Glück gegen die in der DDR aufgedrückte Kollektivität - damals galt das schon als leise Systemkritik.
"Es ist ein Glück hier zu leben."
Ein Stück DDR samt Neues Deutschland als Requisite auf die Bühne zu holen - dem Intendanten und Regisseur geht es um mehr als falsch verstandene Ostalgie.
André Nicke, Intendant und Regisseur
"Das war schon ne ganz schöne Fakedemokratie. Aber es ist doch ihr Leben gewesen, es ist doch ganz stark ihr Leben gewesen. Und möglicherweise haben wir in den letzten 30,35 Jahren Zuschreibungen von außen erlebt, die erklären wollten, wie die DDR zu denken ist, wie sie verstanden werden soll. Es gibt aber keine kollektive Zuschreibung, es gibt auch keine kollektive Erinnerung an die DDR. Es gibt ganz viele individuelle Erinnerungen. Und Kunst kann da mehr. Man muss doch wissen, wie wurde geliebt, wie hat die DDR geschmeckt, wie hat sie gerochen. Und das unvierselle Thema der Liebe, das sprengt ja sowieso jede Gesellschaft."
Die Geschichte: Paula ist alleinerziehende Mutter, nur der Nachbar kümmert sich. Sie wird genauso betrogen wie Paul, der unglücklich verheiratet ist. Freud und Leid sind eng beieinander, Arbeit und Alltag sind zuweilen trostlos. Bis Paula Paul trifft. Was dann aber tragisch endet. Temporeich und mit Liebe vor allem zur Musik wird das Stück erzählt.
André Nicke, Intendant und Regisseur
"Der Teil, ist etwas missionarisch in mir zu sagen da ist noch was, was man irgendwie nochmal breiter machen könnte und tatsächlich, die jungen Mitwirkenden, die alle 2000 geboren sind, die sind begeistert von dieser Musik, die sie jetzt erfahren durften."
Disco, Tanzen, Trinken. Alles schön 70er hier - eine sexy, subversive DDR. Das Ensemble taucht ein in eine Welt, die es selbst nicht kennengelernt hat.
Benjamin Schaup
"Ich hab viel gelesen dazu, hab mich viel mit den älteren Menschen bei uns unterhalten und hier in der Gegend, wenn man hier so rumläuft und in einer Theaterplattenbauwohnung wohnt, dann gehts relativ leicht, diese Stimmung wieder hochzuholen."
Katharina Apitz
"Durch die Erzählungen meiner Familie, ist es schon ein bischen so als würde ich es kennen. Im Stück gibt es auch diese Szene, wenn Paula also in dem Fall ja ich, die Kohlen schleppt und so. Das kannt ich alles aus Erzählungen, deswegen ist es gar nicht so schwer damit umzugehen. Aber das sind natürlich auch die Zeichen, die wir dann geben: erinnert euch, an diejenigen, die es durchlebt haben. Oder guckt, so war es damals, an die die es nicht erlebt haben."
Schließlich geht es um Kraft der Träume, die Möglichkeit sich selbst entscheiden zu können. All das leidenschaftlich auf die Bühne gebracht an den Uckermärkischen Bühnen in Schwedt - ab jetzt zu erleben.
Autorin: Theresa Majerowitsch