Infektionskrankheiten - Corona: Symptome, Impfung & Verhalten - was ist neu?
Was ist neu bei Symptomen einer Coronainfektion? Welche Impfung wird empfohlen? Und welche Verhaltensregeln gelten? Infos dazu lesen Sie hier.
Seit einigen Wochen steigen die Fallzahlen von Coronainfektion wieder leicht an. Laut Pandemieradar des Bundesministeriums für Gesundheit und des Robert Koch-Instituts (RKI) liegt die 7-Tage-Inzidenz derzeit bei neun Fällen pro 100.000 Einwohner, wobei die Dunkelziffer höher liegen dürfte.
Welche Corona-Varianten gibt es?
Die derzeit in Deutschland vorkommenden Coronaviren gehören alle zur Omikron-Variante von SARS-CoV-2. Seit Mai 2023 kursieren vor allem Virusvarianten des Typs XBB.1 und hier vor allem die Variante XXB. 1.5. Darüber hinaus spielen EG.5, auch "Eris" genannt, sowie BA.2.86, auch "Pirola" genannt, eine Rolle. Letztere Virusvariante wurde zwar in Deutschland noch nicht nachgewiesen. Das sei aber nur eine Frage der Zeit, sagt Prof. Dr. Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt am Main Anfang September bei einer Veranstaltung des Science Media Centers.
Wer derzeit an Corona erkrankt, macht in der Regel einen Schnelltest zuhause, mit dem die jeweilige Variante des Coronavirus nicht festgestellt wird; das kann nur durch einen PCR-Test geschehen. Kostenlose Bürgertests gibt es seit Ende Februar 2023 nicht mehr.
Insofern wissen die meisten an COVID-19 Erkrankten nicht, an welcher Variante sie erkrankt sind. Solange "nur" Varianten von Omikron kursieren, sei das aber kein Problem für die Betroffenen, so Ciesek. Für die Forschung wären Daten zu den Varianten des Coronavirus allerdings wichtig, wobei dabei auch auf Daten aus anderen Ländern geschaut werden könne, die mehr PCR-Testungen durchführen, wie etwa Israel.
Symptome: wie erkenne ich eine Corona-Erkrankung?
Durch die neuen Virusvarianten haben sich die Symptome einer COVID-19 Erkrankung wenig verändert.
Typische Symptome sind weiterhin:
• Müdigkeit und Abgeschlagenheit
• Erkältungssymptome wie Halsschmerzen, Schnupfen und Husten
• Kopfschmerzen und Gliederschmerzen
• Fieber
• Kurzatmigkeit
• Einschränkung oder Verlust des Geruchssinns und des Geschmackssinns
Bis die ersten Symptome nach einer Infektion mit dem Coronavirus auftreten, vergehen in der Regel drei bis vier Tage (Inkubationszeit). Ob es sich um eine Coronainfektion handelt oder eine andere respiratorische Atemwegserkrankung, kann nach wie vor mit den gängigen Schnelltests festgestellt werden, solange diese das Haltbarkeitsdatum noch nicht überschritten haben.
Bei Patienten mit Covid-19-Symptomen können Ärzte und Ärztinnen einen PCR-Test anordnen, was aber nur noch selten geschieht. Allgemeinmediziner Dr. Peter Karsten aus Berlin reicht es, wenn seine Patienten und Patientinnen einen Corona-Schnelltest gemacht haben. Hält ein Arzt es dennoch für wichtig, dass ein PCR-Test durchgeführt wird, übernimmt die Krankenkasse die Kosten. Arztpraxen sowie Labore müssen außerdem eine festgestellte Corona-Erkrankung an das zuständige Gesundheitsamt melden. Privatpersonen sind dazu nicht verpflichtet.
Ist Corona gefährlich?
Auf den Intensivstationen in Deutschland liegen derzeit nur wenige Menschen, die an Corona erkrankt sind. Anfang September waren es 182 Menschen, wie Prof. Dr. Stefan Kluge Direktor der Klinik für Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf bei der Veranstaltung des Science Media Centers berichtet. Das sind lediglich ein Prozent aller Patienten und Patientinnen auf den Intensivstationen. Von diesen seien viele auch "mit Corona" eingeliefert worden, das heißt, sie litten eigentlich an anderen internistischen Grunderkrankungen und hätten zusätzlich eine SARS-CoV-2 Infektion. Viele dieser Patienten und Patientinnen wären in einem hohen Alter oder immungeschwächt. Die häufigste Komplikation bei ihnen sei eine schwere Lungenentzündung.
Bei gesunden Menschen ohne Vorerkrankungen, verläuft eine Corona-Infektion in der Regel ohne Komplikationen. Wer zur Risikogruppe gehört - also unter bestimmten Erkrankungen leidet wie etwa Diabetes-Typ-2, einer schweren Lungenerkrankung oder einer chronischen Herz-Kreislauferkrankung - sollte sich im Herbst erneut impfen lassen (siehe Kapitel "Wer sollte sich impfen lassen?") Eine Impfung schützt nachweislich vor schweren Verläufen einer Coronaerkrankung.
Nach bisherigen Beobachtungen der Forscher und Forscherinnen würden die kursierenden Omikron-Varianten nicht zu schwereren Krankheitsverläufen führen. Allerdings hätten wieder mehr Menschen, die an COVID-19 erkranken, Probleme mit der Lunge, sagt Prof. Dr. Sandra Ciesek.
Das größte Problem im bevorstehenden Herbst sieht Intensivmediziner Stefan Kluge im bereits jetzt bestehenden Personalmangel auf den Intensivstationen. "Wir wissen, dass circa 25 Prozent der deutschen Intensivbetten schon jetzt nicht betrieben werden können aufgrund von Personalmangel". Sollten die Zahlen von schwer an COVID-19 Erkrankten ansteigen, könnte das zu weiteren Versorgungsengpässen führen, so Kluge.
Wie ansteckend ist Corona?
Die EG.5. "Eris" Variante und auch XXB.1.5. gelten als etwas ansteckender als die vorherigen Omikron Varianten. Der Ansteckungsweg - über Aerosole in der Atemluft - hat sich allerdings nicht verändert.
Deshalb kann es mit steigenden Infektionszahlen sinnvoll sein, wieder eine FFP2-Maske zu tragen, um das Risiko einer Ansteckung zu minimieren. Zum einen, um sich selbst, zum anderen aber auch um andere vor einen Coronainfektion zu schützen. "Die Maske schützt definitiv", sagt Stefan Kluge. "Aber ich glaube, wir sollten das im Herbst und Winter situationsangepasst machen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist das Infektionsgeschehen für eine generelle Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr oder in Krankenhäusern, nicht ausgeprägt genug."
Welche Corona-Impfstoffe gibt es?
Seit dem 18. September 2023 gibt es einen an die XBB.1-Varianten angepassten mRNA-Impfstoff (Comirnaty XXB.1.5) der Firma BioNTech. Die Zulassung eines weiteren XBB.1.5-adaptierten mRNA-Impfstoffs der Firma Moderna (Spikevax XBB.1.5) in der EU erfolgte am 15.09.2023 und die Zulassung eines Proteinbasierten XBB.1.5-adaptierten Impfstoffs (Novavax) ist für die nächsten Wochen angekündigt.
Die neuen angepassten Impfstoffe können sowohl für die Grundimmunisierung als auch für Auffrischimpfungen eingesetzt werden.
Darüber hinaus gibt es auch noch einige nicht an die neuen Varianten angepassten Impfstoffe. Und zwar sowohl mRNA-Impfstoffe als auch Vektor-basierte Impfstoffe und Protein-basierte Impfstoffe. (Quelle: Paul-Ehrlich-Institut)
Ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums hat erklärt, dass - anders als in Medienberichten dargestellt - auch weiterhin bei einer Impfung die Wahlmöglichkeit zwischen verschiedenen Anbietern besteht und nicht ausschließlich das BioNTech-Vakzin geliefert und bezahlt wird.
Welcher Corona-Impfstoff ist der beste?
Experten und Expertinnen empfehlen, die an die neuen Omikron-Varianten angepassten Impfstoffe zu verwenden. Insofern kommen alle Impfstoffe in Frage, die an XXB.1 angepasst sind.
Wer sollte sich impfen lassen?
Es gibt eine gültige Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO), die eine Auffrischimpfung (Booster) für folgende Personengruppen (Risikogruppen) empfiehlt:
• Menschen über 60 Jahren
• Menschen mit einer Immunschwäche oder die immunschwächenden Medikamente einnehmen müssen
• Menschen (ab sechs Monaten) mit relevanten Grunderkrankungen wie etwa Diabetes-Typ-2, chronische Erkrankungen der Atmungsorgane (wie COPD), Trisomie 21, chronische Herz-Kreislauferkrankungen sowie chronische Erkrankungen der Leber und der Nieren
• Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Gesundheitswesen
• Familienangehörige und enge Kontaktpersonen von Menschen, die sich durch eine Coronaimpfung nicht ausreichend schützen können, zum Beispiel wenn sie immungeschwächt sind.
Diese Empfehlung gelte allerdings nur, wenn der letzte Kontakt zum Virus länger als 12 Monate zurückliegt, sagt Prof. Dr. Leif Erik Sander, Direktor der Abteilung für Infektiologie an der Charité in Berlin. "Wenn man kürzlich eine Infektion hatte – und das sehen wir auch in eigenen Studien – führt das dazu, dass die Immunantwort stark aufgefrischt wird", so Sander. Das gelte auch für Impfungen, die in den letzten 12 Monaten stattgefunden hätten.
Menschen, die noch gar nicht geimpft sind und noch keine COVID-19 Erkrankung durchgemacht haben, sollten nach wie vor dreimal geimpft werden, empfiehlt Impfstoffexperte Leif Erik Sander von der Charité. Und zwar mit den an die aktuellen Omikron-Varianten angepassten Impfstoffen.
Wann sollte man sich impfen lassen?
All diejenigen, die zu den Risikogruppen gehören, sollten sich jetzt im Herbst erneut impfen lassen. Allerdings nur, wenn sie in den letzten 12 Monaten keinen Kontakt mit dem Virus hatten. (siehe Kapitel "Wer sollte sich impfen lassen?")
Wer noch gar nicht gegen Corona geimpft ist und nachweislich noch keinen Kontakt zu SARS CoV-2 hatte, sollte sich jetzt im Herbst grundimmunisieren lassen und die entsprechenden Auffrischimpfungen nach und nach ergänzen.
Gibt es Kombinationsimpfung mit der Grippeschutzimpfung?
Bislang wird mit zwei verschiedenen Impfstoffen gegen Grippe (Influenza) und COVID-19 geimpft. Bei beiden Infektionskrankheiten ist es bislang so, dass die Impfstoffe jedes Jahr an die neuen Virusvarianten angepasst werden müssen. Das könnte sich, zumindest im Fall von SARS-CoV-2 – demnächst ändern (siehe Kapitel "Wird es irgendwann einen generellen Impfstoff gegen SARS-CoV-2 geben?")
Solange es noch keine Kombinationsimpfung gibt, muss man aber trotzdem nicht zweimal zum Arzt oder zur Ärztin. "Man kann die Impfung gegen Grippe und gegen SARS-CoV-2 gleichzeitig geben", sagt Prof. Dr. Leif Erik Sander.
Wird es irgendwann einen generellen Impfstoff gegen SARS-CoV-2 geben?
Daran wird derzeit geforscht. Allerdings verändert sich das Coronavirus im Moment noch sehr häufig, was es zusätzlich erschwert, einen generellen Impfstoff gegen SRAS CoV-2 zu entwickeln. "Es bestehen generelle Bestrebungen, dass wir Impfstoffe gegen die variablen Viren entwickeln, die an Stellen angreifen, die die Viren nicht gut verändern können und die uns schützen", sagt Prof. Sander, Impfstoffforscher an der Berliner Charité.
Wo kann man sich gegen Corona impfen lassen?
Nachdem die großen Impfzentren geschlossen worden sind, erfolgt die Impfung überwiegend bei den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten (auch in Pflegeeinrichtungen). Außerdem impfen Betriebsärzte und Betriebsärztinnen sowie Mitarbeitende in Apotheken.
Der neue Impfstoff Comirnaty XXB.1.5 von BioNTech wird derzeit allerdings nur in einer Sechser-Packung geliefert, die innerhalb eines Tages verimpft werden muss. Das stellt gerade Praxen, die nicht so viele Impfinteressenten haben, vor logistische Probleme. BioNTech hat allerdings angekündigt, demnächst auch Einzeldosen für die Impfung zu liefern.
Vielleicht ist das auch ein Grund dafür, dass nach Informationen des Hausärzteverbandes bislang nur 10 bis 20 Prozent der Praxen, die während der Pandemie geimpft haben, jetzt auch den neuen Corona-Impfstoff angefordert haben.
Nachdem die COVID-19-Schutzimpfung zunächst vom Bund bezahlt wurde, übernehmen seit April 2023 die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten der Impfung.
Welche Corona-Regeln gelten?
Derzeit gibt es keine allgemeinen von der Bundesregierung erlassenen Regeln. Das hat auch damit zu tun, dass ein großer Teil der Bevölkerung über einen guten Impfschutz beziehungsweise einen guten Immunstatus verfügt, der auch Jahre anhalten kann. "Wir haben eine sehr starke Immunität aufgebaut – unsere T-Zell-Immunität zum Beispiel - aber auch das Immungedächtnis bei den Antikörpern ist sehr stark", sagt Prof. Dr. Leif Erik Sander von der Berliner Charité.
Wie verhalte ich mich, wenn ich Corona habe?
Wer krank ist, sollte zuhause bleiben, um andere nicht anzustecken. Das ist die wichtigste Maßnahme. Ob man zum Arzt geht, hängt von der Schwere der Symptome ab; allerdings entwickelt sich eine COVID-19 Erkrankung bei vielen immer mehr hin zu einer "normalen" Erkältung.
Wer zu seinem Hausarzt oder seiner Hausärztin gehen will, sollte vorher dort anrufen und von dem positiven Test berichten. Oft wird man dann zu den Randzeiten der Praxisöffnungszeiten einbestellt.
Je nach Schwere der Symptome empfehlen die meisten Hausärzte oder Hausärztinnen, drei bis fünf Tage zuhause zu bleiben und persönliche Kontakte zu minimieren. Wer rausgehen muss, um einzukaufen oder zur Apotheke zu gehen, sollte eine FFP2-Maske tragen. Wer sich wieder gesund fühlt, sollte erneut einen Corona-Schnelltest machen, um sicher zu gehen, dass er nicht mehr positiv ist. Eine allgemeine Quarantänepflicht wie zu Hochzeiten der Corona-Pandemie gibt es nicht mehr.
Beitrag von Autorin Ursula Stamm