Symptome, Ursachen & Behandlung - Lungenembolie – Warnzeichen erkennen und behandeln
Eine Lungenembolie bedeutet Lebensgefahr durch Blutgerinnsel im Lungengefäß. Wie Sie Symptome erkennen und welche Behandlung hilft, erfahren Sie hier.
Gefürchtet und häufig tödlich: Die akute Lungenembolie, auch Lungenarterienembolie. Gefäße in der Lunge sind plötzlich verstopft. Die Folge: Atemnot, Brustschmerzen, Bewusstseinsverlust. Dann ist schnelle Hilfe wichtig. Jedes Jahr sterben in Deutschland rund 40.000 Menschen an Lungenembolie. Wird sie jedoch früh erkannt und behandelt, ist die Überlebenschance sehr gut.
200.000 bis 400.000 Menschen pro Jahr erleiden in Deutschland eine Lungenembolie. Das Risiko dafür ist stark altersabhängig, sagt der Internist und Gefäßmediziner Dr. Robert Klamroth: "Insgesamt trifft es in Deutschland pro Jahr von 100.000 Menschen etwa 100-200 Personen. Bei Menschen über 70 Jahren sind es dann schon 500 von 100.000." Jedoch haben jüngere Frauen ebenfalls ein höheres Risiko für die Bildung von Gerinnsel (Thromben) durch hormonelle Verhütungsmittel und während einer Schwangerschaft.
Was ist eine Lungenembolie?
Eine Lungenembolie (Lungenarterienembolie) entsteht, wenn ein Blutgerinnsel ein oder mehrere Lungengefäße verstopft. Das Gerinnsel stammt meist aus den Venen des Beines oder Beckens. Es ist über das Herz in die Lungenarterie eingeschwemmt worden. Durch diesen Thrombus (übersetzt Klumpen oder Pfropf) wird ein Teil der Lunge nicht mehr ausreichend durchblutet und mit Sauerstoff versorgt. Man bekommt plötzlich keine Luft mehr, der Kreislauf bricht zusammen. Außerdem staut sich das Blut zwischen Herz und Lunge. Damit droht eine Überlastung des Herzens und Herzversagen.
So gefährlich ist eine Lungenembolie
Die Überlebenschance hängt davon ab, wie ausgeprägt die Lungenembolie ist. Am ungünstigsten ist eine beidseitige Lungenembolie. "Je mehr Lungengefäße verstopft sind - desto schlechter die Prognose", sagt der Internist und Gefäßmediziner Dr. Robert Klamroth: "Bekommen die Patientin bzw. der Patient in einen Schock, weil durch den Thrombus alles verstopft ist und das Herz es nicht mehr schafft, das Blut durch die Lunge zu pumpen, ist die Überlebenschance schlecht. Dann versterben 10-20 Prozent."
Doch der Leiter des Zentrums für Gefäßmedizin im Vivantes Klinikum am Friedrichshain in Berlin hat auch eine gute Nachricht: "Ein großer Teil der Lungenembolien betrifft nur periphere Gefäße, das heißt, die Strombahn wird nicht komplett verstopft. Da ist die Überlebenschance mit Behandlung sehr, sehr gut."
Es gibt auch kleine Lungenembolien, bei denen nur wenige Lungengefäße mit Gerinnseln verschlossen werden. Sie laufen häufig gänzlich unbemerkt ab. "Irgendwann löst sich der Thrombus wieder auf. Die Lunge schafft es nämlich sehr gut, gerade bei jüngeren, gesunden Menschen, das Blutgerinnsel wieder aufzulösen", so Dr. Robert Klamroth.
Ursachen und Risikofaktoren: Wieso entsteht eine Lungenembolie?
Dass nach Verletzungen das Blut gerinnt, ist wichtig, damit man nicht zu viel Blut verliert. Doch in den Blutgefäßen soll das Blut nicht zu Gerinnsel (Thromben) verklumpen. Ist es dazu gekommen und löst sich ein Blutgerinnsel nicht auf, kann es den Blutstrom behindern. Passiert das direkt am Ort der Entstehung eines Thrombus, spricht man von einer Thrombose.
Der Thrombus oder Teile von ihm können sich aber auch von den Wänden der Venen ablösen und im Körper auf Wanderschaft gehen. Verschließt der Thrombus oder Teile des Gerinnsels ein Gefäß im Gehirn, spricht man von einem Schlaganfall. Passiert das in der Lunge, nennen Arzt oder Ärztin diesen Befund Lungenembolie. Sie wird umgangssprachlich auch "Lungeninfarkt" genannt. In der Medizin bedeutet der Lungeninfarkt aber eigentlich eine Komplikation der Lungenembolie: Wenn aufgrund der verminderten Durchblutung Lungengewebe abstirbt.
Risikofaktoren für eine Lungenembolie
In über 90 Prozent entsteht eine Lungenembolie (Lungenarterienembolie) durch einen in die Lunge gelangten Blutpfropf aus einer Thrombose der Beinvene oder der Beckenvene. Die Vorerkrankung Beinvenenthrombose stellt also ein hohes Risiko dar. Ebenso zählt die Einnahme von Hormonpräparaten, wie die Pille, zu den Risikofaktoren.
In seltenen Fällen kommt es zur Lungenembolie, wenn Luftblasen oder fettreiches Gewebe bzw. Zellbestandteile nach einem Unfall oder während einer Operation in den Blutkreislauf eindringen. Auch eine Embolie durch Fruchtwasser während einer Geburt ist möglich.
Weitere Risikofaktoren für eine Lungenembolie sind:
• Übergewicht
• Bewegungsmangel (z.B. durch Bettlägerigkeit, Ruhigstellung von Gliedmaßen nach Operationen)• langes Sitzen bei Reisen
• Gefäßverkalkung• Venenschwäche und Krampfadern
• familiäre Häufung von Thrombosen
• Blutgerinnungsstörungen
Erkrankungen wie Krebs, aber auch eine Infektion der Lunge können ebenfalls zum Risikofaktor werden. Eine Lungenembolie ist generell nicht ansteckend.
Symptome: Wie erkenne ich eine Lungenembolie?
Die häufigsten Symptome oder Anzeichen einer akuten Lungenembolie sind:
• Atemnot (Luftnot)
• Schmerzen in der Brust
• Schmerzen beim Einatmen
• Schwindel bzw. Bewusstlosigkeit
• Herzrasen (Herzfrequenz von über 100 Herzschlägen pro Minute)
• bläuliche Gesichtsfarbe
• blutiger Husten
• ein vorübergehender Bewusstseinsverlust
Betroffene Menschen haben Todesangst und schwitzen stark. All diese Symptome können allerdings auch bei anderen Erkrankungen auftreten. Das macht es so schwierig für einen Laien, eine Lungenembolie zu erkennen.
Bei Verdacht auf eine Lungenembolie sollten Sie umgehend die Notrufnummer 112 wählen. Bei Bewusstlosigkeit sollte man mit Maßnahmen zur Wiederbelebung beginnen (Herzdruckmassage)! Die betroffene Person nicht mehr bewegen, damit sich nicht womöglich weitere Gerinnsel ablösen.
Eine Lungenembolie kündigt sich oft vorher an - umso wichtiger ist es, die Gefahrenzeichen wie Atemnot (Luftnot) oder dickeres Bein richtig zu deuten.
Diagnose: Wie ist die Lungenembolie feststellbar?
Die sichere Diagnose der Lungenarterienembolie erfolgt über eine Computertomografie. Sie stellt die Lungenarterien dar und zeigt, ob sie durch einen Thrombus blockiert sind. Eine alternative Diagnose ist die Lungen-Szintigraphie. Dabei wird mit Hilfe von schwach radioaktiven Partikeln die Lungendurchblutung und ihre Belüftung untersucht.
Hinweise können zuvor verschiedene Blutuntersuchungen geben. Hat der Arzt oder die Ärztin eine Lungenembolie diagnostiziert, wird das Herz per Ultraschall gescannt, um zu sehen, ob es Schaden genommen hat. Um den Auslöser der Embolie, wie beispielsweise eine Beinvenenthrombose, zu finden, schließt sich oft eine Ultraschalluntersuchung der Beinvenen an.
Eine Lungenembolie ist ein Notfall. Die Diagnostik erfolgt daher meist im Krankenhaus in der Rettungsstelle.
Therapie: Wie wird die akute Lungenembolie behandelt?
Im Akutfall der Embolie versuchen der Arzt oder die Ärztin, mit Erste-Hilfe-Maßnahmen die Luftnot zu beseitigen und den Kreislauf zu stabilisieren. Der Patient oder die Patientin bekommen Sauerstoff und Schmerzmittel. Damit das Blutgerinnsel möglichst schnell aufgelöst und die Durchblutung wieder hergestellt wird, verschreiben die behandelnden Ärzte oder Ärztinnen blutverdünnende Medikamente, meist mit dem Wirkstoff Heparin. Diese Therapie, bei der die gesamte Blutgerinnung herabgesetzt wird, nennt man Antikoagulation. Eine weitere Möglichkeit der Behandlung ist die Thrombolyse. Der Unterschied zur Antikoagulation ist, dass bei der Thrombolyse die Blutgerinnsel lokalisiert und direkt mittels Medikament aufgelöst werden. Bei beiden Behandlungen besteht die Möglichkeit einer Komplikation durch Blutungen.
Bei einer schweren Lungenembolie warte man nicht ab, bis der Körper den Thrombus abgebaut habe, sondern mache eine Thrombolyse, sagt Dr. Robert Klamroth vom Klinikum am Friedrichshain in Berlin. "Das Medikament kann man direkt in die Vene spritzen, damit es den Thrombus auflöst, es hat aber ein Blutungsrisiko. Deshalb legen wir häufig einen Katheter direkt in den Thrombus hinein, der das Medikament dort ultraschallgesteuert verspritzt. Das nennt man ECOS-Lyse. Man kann auch versuchen, den Thrombus über den Katheter rauszuziehen." In extrem schweren und seltenen Fällen gibt es noch die Möglichkeit, den Thrombus operativ zu entfernen.
Wie lange man nach einer Lungenembolie im Krankenhaus bleiben muss oder das Bett nicht verlassen darf, hängt von ihrer Schwere ab. Da langandauernde Bettruhe das Risiko von erneuten Thrombosen erhöhen kann, sollen sich Patientinnen und Patienten bewegen, sobald es wieder möglich ist. Nach einer schweren Lungenembolie bekommt man eine Reha und lernt dort, sich wieder zu belasten.
Therapie: Wie sieht die Langzeitbehandlung aus?
Gerinnungshemmende Mittel müssen auch nach der Akutbehandlung weiter genommen werden, in der Regel 3-6 Monate lang, in Form von Tabletten. Sie senken die Wahrscheinlichkeit, dass sich erneut Blutgerinnsel bilden. Umgangssprachlich heißen sie Blutverdünner. Diese so genannten Antikoagulanzien gibt es in Form von Heparin oder Vitamin-K-Antagonisten (z.B. Marcumar). Wer sie nimmt, muss den Blutgerinnungswert regelmäßig kontrollieren lassen. Nicht nötig ist das bei anderen Medikamenten, den so genannten NOAKS (Neue Orale Antikoagulanzien), die heutzutage bevorzugt in der Therapie eingesetzt werden. Welche Mittel in der Behandlung zum Einsatz kommen und wie lange, entscheiden der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin individuell, da dies von der Schwere der Lungenembolie und vom Gesundheitszustand der Patientin oder des Patienten abhängt.
Kann eine Lungenembolie geheilt werden?
Häufig müssen die Gerinnungshemmer auch nach der akuten Behandlung dauerhaft eingenommen werden, manchmal sogar lebenslang. Wenn die Lungenembolie damit behandelt werde, sei die Wahrscheinlichkeit, dass sie erneut auftrete, minimal, so Dr. Robert Klamroth. Gibt es einen klaren Auslöser, wie etwa die Ruhigstellung des Beins nach einem Unfall, ist das Rückfallrisiko auch nach Beendigung der Antikoagulation gering, erklärt der Arzt. Es liege bei circa 1 Prozent.
Ein hohes Risiko besteht aber, wenn sich die Lungenembolie ohne direkten Auslöser ereignet habe und wenn keine Medikamente mehr genommen würden. "Dann erleiden im ersten Jahr danach 10 Prozent der Patientinnen und Patienten erneut eine Lungenembolie oder eine Venenthrombose“, sagt Dr. Klamroth."
Spätfolgen treten eher selten auf
Nach einer schweren Lungenembolie (Lungenarterienembolie) kann es bei 0,4 -4 Prozent der Patientinnen und Patienten zu anhaltenden Beschwerden beim Atmen kommen und zu schneller Erschöpfung. Dann haben sich in den Lungengefäßen Narbenstränge gebildet, die die Durchblutung der Lunge blockieren und die Aufnahme von Sauerstoff behindern. Das Herz muss mehr Kraft aufwenden, um das Blut in die Lunge zu pumpen.
Man nennt das eine chronische thromboembolische pulmonale Hypertonie (CTEPH), umgangssprachlich "Lungenhochdruck". Mit einer Operation kann versucht werden, den Zustand zu verbessern. Nicht zu unterschätzen sind die psychischen Folgen eines derart lebensbedrohlichen Ereignisses.
Wie kann man einer Lungenembolie vorbeugen?
Viel Bewegung oder umgekehrt ständiges Sitzen vermeiden. Es wird empfohlen, bei längerem Sitzen z.B. auf Reisen oder bei der Büroarbeit, immer wieder aufzustehen oder die Füße bzw. Beine zu bewegen, um den Blutfluss anzuregen (Venengymnastik).
Weitere Maßnahmen zur Vorbeugung sind:
• Übergewicht vermeiden
• Ausreichend trinken
• Nicht rauchen
Beitrag von Carola Welt