Symptome, Ursachen & Therapie - TIA: Wie erkennt man den Mini-Schlaganfall?
Lähmungen, Sprachstörungen, Taubheitsgefühle: Hinter solch kurzen Aussetzern können kleine Schlaganfälle stecken - und einen größeren ankündigen.
Jährlich trifft mehr als eine viertel Million Menschen in Deutschland einen Hirnschlag - der Schlaganfall. Vorübergehende Durchblutungsstörungen des Gehirns, sogenannte TIAs, treten ähnlich häufig auf. Oft werden sie unter den Tisch gekehrt.
Dabei kann es lebensrettend sein, dem vermeintlich harmlosen "Kleinen Schlag" auf den Grund zu gehen - und so den klassischen Schlaganfall zu verhindern.
Was ist eine TIA?
TIA steht für "transitorische ischämische Attacke" und heißt übersetzt in etwa "flüchtige Durchblutungsstörung".
Mit anderen Worten: Gefäße im Gehirn sind aus verschiedenen Gründen kurzzeitig verstopft, so dass die Durchblutung des Gehirns unterbrochen ist. Mit entsprechenden Folgen, je nach betroffener Hirnregion.
Welche Symptome können auftreten?
Die flüchtigen Beschwerden und Funktionsausfälle gleichen denen eines klassischen Schlaganfalls und hängen davon ab, welches Gefäß dicht ist.
Sie äußern sich etwa in gelähmten Gliedmaßen, verwaschener Sprache, Gefühlsstörungen.
Sind etwa Gefäße am Auge verschlossen, können Betroffene Sehstörungen bis hin zur Blindheit beklagen.
Manchmal erscheinen die Anzeichen auch komplett harmlos: Betroffenen schläft beispielsweise die Hand oder der Fuß ein, ohne dass sie darauf gelegen haben. Oder sie können den Arm nicht mehr heben.
Anzeichen für den Schlaganfall
Auf diese Anzeichen sollten Sie achten, denn sie können einen Schlaganfall ankündigen:
· Kurz andauernde Schwäche und Lähmungen einer Körperhälfte
· Kurz andauernde Gefühlsstörungen wie etwa Taubheit einer Körperhälfte oder einzelner Gliedmaßen
· Vorübergehende Sprechstörungen mit verwaschener Sprache
· Vorübergehende Probleme beim Verstehen oder Schwierigkeiten, sich auszudrücken
· Kurz andauernde Gleichgewichtsstörungen und ungeschickte Bewegungen
· Vorübergehende Schluckbeschwerden
· Vorübergehende Schwierigkeiten beim Erinnern, Denken und beim Lösen von Problemen
· Kurz andauernde einseitige Veränderungen des Sehvermögens.
Wie lange dauert eine TIA an?
Das Besondere der TIA im Vergleich zum Schlaganfall: Die Beschwerden verschwinden nach ein paar Minuten, spätestens nach einer Stunde.
Das verleitet viele sich zu sagen: "Ach, da war schon nix." Auch wenn die Symptome noch 1-2 Mal wiederkehren.
Schlimmstenfalls sind das aber Anzeichen dafür, dass im Gehirn ein Gefäß oder eine Gefäßgruppe langsam "verstopft". Die Folge kann nach mehreren kurzen TIAs dann der "richtige" Schlaganfall sein. Also: solche Zwischenfälle unbedingt ernst nehmen und medizinische Hilfe suchen!
Folgen einer TIA: Wie gefährlich ist sie?
Kreuzgefährlich! Denn: Nach einer flüchtigen Durchblutungsstörung des Gehirns ist das Risiko sechsfach erhöht, innerhalb der nächsten zwei Wochen einen schweren oder gar tödlichen Schlaganfall zu erleiden.
Daher sollten Betroffene sich unverzüglich von einem Spezialisten untersuchen oder zumindest von Hausärztin oder Hausarzt beraten lassen. Sie können anhand von Vorerkrankungen und Risikofaktoren abschätzen:
· ob das wirklich eine TIA war,
· ob weitere Untersuchungen notwendig sind und
· was unternommen werden muss, damit keine weitere TIA auftritt.
Welche Ursachen hat eine TIA?
Gründe für eine TIA sind kleine Gerinnsel, also Blutpfropfen, die sich gebildet haben, etwa weil man nach einer Operation längere Zeit gelegen hat.
Ein weiterer Grund, dass Gerinnsel in Richtung Gehirn geschwemmt werden, sind Herzrhythmusstörungen. In einer schwedischen Studie stellte man bei zwei von zehn TIA-Patienten beispielsweise Vorhofflimmern fest. Dabei bilden sich kleine Thromben im linken Vorhof des Herzens, die dann mit dem Blutstrom in die Arterien eingeschwemmt werden, die das Gehirn versorgen - und diese kurzzeitig verschließen.
Bei einer verkalkten Halsschlagader wiederum können sich kleine Kalkstückchen lösen, die in die Blutbahn schießen und die Gefäße verstopfen.
Risiko: Wer neigt zur TIA?
Gefährdet für eine TIA sind vor allem Menschen mit:
· Vorhofflimmern
· Bluthochdruck
· Erkrankungen der Herzkranzgefäße (koronare Herzkrankheit, KHK)
· Schaufensterkrankheit (periphere arterielle Verschlusskrankheit, PAVK)
Faktoren, die grundsätzlich das Risiko für eine TIA erhöhen, sind:
· verengte Halsschlagadern,
· ein hohes Lebensalter,
· hormonelle Verhütungsmittel,
· wenn bereits nahe Angehörige eine TIA oder einen Schlaganfall erlitten haben,
· Rauchen,
· Übergewicht und
· ein erhöhter Blutzucker.
Ist die TIA ein Schlaganfall oder Vorbote?
Früher grenzten die Mediziner TIAs vom vollendeten Schlaganfall ab. Mittlerweile weiß man, dass es sich bei den TIAs um echte Infarkte handelt - wenn auch nur sehr kleine.
Gleichzeitig kann eine TIA einen Schlaganfall mit dauerhaftem Gefäßverschluss ankündigen: 10-30 Prozent der Patienten erleiden in den fünf Jahren nach einer TIA einen Schlaganfall. Am höchsten ist das Risiko in den ersten drei Tagen danach.
Nachweis: War es eine TIA?
Im Akutfall lässt sich eine TIA - ähnlich wie ein Schlaganfall - meist gar nicht nachweisen. Bis die Patienten in der Klinik sind und untersucht werden, haben sich das Gerinnsel und damit die Symptome schon zurückgebildet.
Mit moderner Bildgebung (MRT) gelingt es Ärzten teilweise, Spätfolgen wie eine Mangeldurchblutung sichtbar zu machen.
Bei einer "erfolgreichen" Bildgebung, die eine TIA nachweist, ist das Risiko für einen nachfolgenden Schlaganfall besonders hoch. Das kommt wohl daher, weil es sich hier in der Regel um größere Gerinnsel handelt.
Selbst kann man nicht überprüfen, ob man eine TIA gehabt hat. Die Diagnose sollte man dem Neurologen oder seiner Hausärztin überlassen. Sie können mit Hilfe eines speziellen Score (siehe Kasten) feststellen, wie groß das Risiko für einen nachfolgenden Schlaganfall ist.
Welche Untersuchungen können TIAs nachweisen?
Die TIA selbst lässt sich nur indirekt nachweisen, indem die Ärztinnen und Ärzte bei einem begründeten Verdacht nach möglichen Auslösern suchen.
Die beiden wichtigsten Untersuchungen bei TIA-Patienten sind der Ultraschall, mit dem die Mediziner nach größeren Verengungen in der Halsschlagader suchen. Bei der Abklärung von Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern hilft das EKG.
Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) helfen dagegen den klassischen Schlaganfall, Blutung und Hirntumore aufzudecken.
Zukünftig könnte vermehrt eine Spezialform der MRT, die diffusionsgewichtete Bildgebung (DWI), eingesetzt werden. Sie liefert wichtige Informationen über den Schweregrad einer TIA und kann den Schweregrad der Hirnschädigung aufdecken.
Bei der Diagnose gilt es immer auch, eine TIA von Schwindel oder Gangstörungen zu unterscheiden.
Was tun bei und nach TIA?
Bei der Therapie gilt vor allem eins: weitere TIAs und insbesondere einen Schlaganfall verhindern. Daher müssen Risikofaktoren gemanagt werden, nämlich indem die Ärzte einen Bluthochdruck oder erhöhte Zucker- und Blutfettwerte möglichst optimal einstellen.
Acetylsalicylsäure (ASS), besser bekannt als Aspirin, kann erfolgreich erneute Gerinnsel verhindern. Menschen mit Vorhofflimmern sollten außerdem Blutverdünner einnehmen.
Eine stark verengte Halsschlagader muss unter Umständen aufgedehnt und mit einem Stent versehen werden.
Neben medikamentösen und operativen Behandlungen ist ein gesunder Lebensstil entscheidend: Regelmäßige Bewegung (3 x 30 Minuten/Woche), gesunde Ernährung, Normalgewicht, Verzicht auf Tabak beeinflussen die Risikofaktoren günstig.
Beitrag von Constanze Löffler