Arrhythmie, Bradykardie, Tachykardie - Herzrhythmusstörungen: Symptome, Ursachen & Therapie
Herzstolpern, Herzrasen: Bei Herzrhythmusstörungen schlägt das Herz zu schnell, zu langsam oder unregelmäßig. Es gibt harmlose & gefährliche Ursachen.
Unser Herz liefert den Rhythmus fürs Leben. Gerade darum fühlen sich Herzrhythmusstörungen oft lebensbedrohlich an - wenn das Herz rast, spring oder schleicht.
Etwa 400.000 Menschen in Deutschland werden pro Jahr wegen Herzrhythmusstörungen in Kliniken eingeliefert und Millionen leiden mehr als einmal im Leben darunter, so die Deutsche Herzstiftung.
rbb Praxis hat wichtige Infos zu Ursachen, Symptomen und Behandlung von Herzrhythmusstörungen hier für Sie zusammengetragen.
Herzrhythmus: Was ist normal?
Einige Formen von Herzrhythmusstörungen sind harmlos, andere können gefährlich werden und zum Beispiel Schlaganfälle verursachen. Wann was der Fall ist und was hinter den Taktstörungen stecken kann ist für Laien aber oft schwer zu erkennen.
Etwa drei Milliarden Mal schlägt das Herz in einem Menschenleben. Die Herzfrequenz lässt sich über den Puls messen - also wie oft das Herz pro Minute schlägt. Normal ist im entspannten Wachzustand (in Ruhe oder Ruhephasen) eine Frequenz etwa zwischen 60 und 90 Schlägen in der Minute. Das ist der sogenannte Ruhepuls.
Faktoren, die sich auf den individuellen Ruhepuls bei Herzgesunden auswirken sind z. B.:
• Wetter
• Tageszeit
• körperliche Fitness (Sportler haben oft niedrigeren Ruhepuls)
• Ernährung (Wieviel Zucker ist im Blut? Wurde gerade Kaffee getrunken?)
• Psyche (beispielsweise Stress)
Bei körperlicher Anstrengung oder unter Stress schlägt das gesunde Herz zwischen 160 und 180 Mal in der Minute.
Normalerweise dauert der Übergang zwischen diesen beiden Stadien, Ruhephase und Belastungszustand ein wenig - es gibt dabei eine mehr oder weniger kontinuierliche Beschleunigung oder Entschleunigung des Pulses.
Woher weiß ich, ob ich Herzrhythmusstörungen habe?
Als krankhaft gilt - und damit als Herzrhythmusstörungen - wenn der Herzschlag schlagartig auf sehr hohe oder sehr niedrige Werte umspringt und/oder unregelmäßig (Arrhythmie) wird, z. B. durch "Extraschläge" (Systolen oder Extrasystolen).
Ist der Herzschlag zu schnell, sprechen Mediziner von Tachykardie, ist der Herzschlag zu langsam von Bradykardie. Fast jeder Erwachsene in Deutschland erlebt das in seinem Leben mindestens einmal - Herzrhythmusstörungen.
Je nach ihrem Entstehungsort werden grundsätzlich zwei Formen von Herzrhythmusstörungen unterschieden:
Die supraventrikuläre Arrhythmie tritt im Bereich des Vorhofes auf - die ventrikuläre Arrhythmie im Bereich der Herzkammer.
Laut Deutschem Herzbericht 2021 ist die Häufigkeit von Herzrhythmusstörungen in den vergangenen Jahrzehnten stark gestiegen: Während 1995 noch 282 Fälle von Herzrhythmusstörungen pro 100.000 Einwohner zu einer Aufnahme im Krankenhaus führten, waren es 2020 fast doppelt so viele: 469 Fälle pro 100.000 Einwohner.
Der Trend der letzten zehn Jahre gibt allerdings Anlass zur Hoffnung, denn schaut man auf den Zeitraum 2011 - 2020 ist die Zahl der stationären Krankenhausaufnahmen wegen Herzrhythmusstörungen sogar um fast 5% gesunken.
Ähnlich sieht es bei der Sterblichkeit durch Herzrhythmusstörungen aus: Zwar war die sogenannte Mortalitätsrate in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen - von 1994 bis 2014 um knapp über 100 Prozent.
Allerdings hat sich die Sterblichkeitsrate in den vergangenen Jahren "eingependelt": Zwischen 2011 und 2020 um etwa 30 Verstorbene pro 100.000 Einwohner.
Wichtige Faktoren für die Veränderungen bei der Häufigkeit von Herzrhythmusstörungen sind laut Expertinnen und Experten die gestiegene Lebenserwartung, der Lebensstil, aber auch die medizinische Versorgung in Deutschland.
Symptome: Wie fühlen sich Herzrhythmusstörungen an?
Die Symptome unterscheiden sich stark nach Art der Herzrhythmusstörungen und Ursprung der Probleme im Herzen, also dem Auslöser. Ausgangspunkt (Maßstab) für einen guten Vergleich ist der Ruhepuls, auch wenn Herzrhythmusstörungen grundsätzlich natürlich auch in oder kurz nach Stress- und Belastungssituationen auftreten können.
Symptome bei zu schnellem Herzschlag (Tachykardie)
Eine Tachykardie tritt als plötzliches Herzrasen auf, oft mit einem Gefühl von Herzpochen (ausgeprägtes Herzschlaggefühl im ganzen Körper). Außerdem können plötzliche Kurzatmigkeit, Schwindel/Benommenheit, in der Folge auch Übelkeit und Hektik/Panik/innere Unruhe Symptome sein.
In vielen Fällen ist das Herzrasen ungefährlich, kann aber Hinweise auf eine andere Grunderkrankung wie die Herzinsuffizienz geben.
Gefährlich werden kann es dann, wenn die Tachykardie nicht aus dem Vorhofbereich sondern dem der Herzkammer kommt: Folgen sind dann eventuell Kammerflattern (etwa 250-320 Schläge/Min.) und das gefährliche Kammerflimmern (Herz zuckt bei >320 Schlägen/Min.), das auch im Zusammenhang mit plötzlichem Herztod steht.
Wer also neben dem Herzrasen starke Symptome bemerkt, eventuell sogar noch Schmerz in der Brust, sollte auf keinen Fall zögern und medizinische Hilfe suchen!
Symptome bei zu langsamem Herzschlag (Bradykardie)
Betroffene von Bradykardie haben einen deutlich zu niedrigen Ruhepuls (weniger als 60 Schläge/Min. für einen wachen Erwachsenen). Die Ursache liegt meist in einer Form von Signalstörung am Sinusknoten (Kontrollpunkt) oder am sogenannten AV-Knoten in der Herzmitte (Weitergabe des Signals in die Herzkammern und somit einzige "Signalweiterleitung" zwischen Vorhof und Kammern).
Das Problem: Meist gibt es erst einmal gar keine klaren Symptome, auch weil Signalausfälle z.B. im Sinusknoten erst einmal kompensiert werden.
Erst wenn es durch den geringen Puls z. B. zu Sauerstoffmangel im Gehirn kommt, wird zu langsamer Herzschlag zum Problem – und führt dann auch zu weiteren Symptomen wie:
• Kopfschmerzen
• Schwindel
• Übelkeit
• manchmal Bewusstlosigkeit.
Übrigens: Auch trainierte Sportlerinnen und Sportler haben oft einen sehr niedrigen Ruhepuls und merken davon nichts. In ihrem Fall ist das auch grundsätzlich unproblematisch und (ohne weitere Symptome) völlig OK, denn der niedrigere Ruhepuls erklärt sich mit einer Vergrößerung des gut trainierten Herzmuskels.
Symptome bei unregelmäßigem Herzschlag
Für Betroffene fühlen sich solche Herzrhythmusstörungen oft wie Aussetzer oder Störschläge im Herzrhythmus an. Mange empfinden es auch als "Herzstolpern". Das kann extrem beunruhigend sein, obwohl z. B. Extrasystolen (zusätzliche Anspannungsphasen im Herzrhythmus) in vielen Situationen ungefährlich und normal sind, z. B. bei:
• Stress
• extremen Gefühlen
• nach Konsum von Alkohol, Nikotin oder Koffein oder dem von illegalen Drogen
• Ungleichgewicht der Elektrolyte, z. B. durch Sport, Hitze, Saunieren, Wassermangel, etc.
Weitere Symptome ergeben sich aus dem Zusammenhang daraus, ob die Arrhythmien zu einem Herzrasen (zu schnellen Herzschlag) oder zu langsamem Herzschlag führen.
Für alle Symptome gilt:
Grundsätzlich können Herzrhythmusstörungen gutartig und harmlos, aber auch gefährlich sein. Sicher unterscheiden kann das der Laie selber nicht sicher.
Wenn Sie sich die Symptome nicht erklären können, die Symptome häufiger und/oder heftiger auftreten und Sie belasten, suchen Sie unbedingt einen Arzt oder eine Ärztin zur Abklärung auf!
Tipp: Wer über eine Smartwatch mit EKG-Modus und Pulsüberwachung verfügt, kann beim Auftreten von Symptomen seine Daten erfassen. Oft ergeben sich daraus erst einmal Hinweise für den Betroffenen selbst, was z. B. Heftigkeit und Häufigkeit der Beschwerden angeht. Auf jeden Fall kann man aber die kostbaren Gelegenheitsdaten mit zu Arzt oder Ärztin nehmen!
Ursachen: Was löst Herzrhythmusstörungen aus?
Ursachen von Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien) gibt es leider viele:
• Ein Herzinfarkt in der Vergangenheit kann den Herzmuskel zum Beispiel geschädigt haben und Herzrhythmusstörungen auslösen.
• Infektionen bzw. nicht ausgeheilte/verschleppte Infektionen können den Herzmuskel schädigen und so Herzrhythmusstörungen auslösen. Viren sind dabei die häufigsten Auslöser für Herzmuskelentzündungen.
• Auch Covid-19, also die Infektion mit dem Coronavirus Sars-Cov-2, kann so eine Herzschädigung durch Herzmuskelentzündung (Myokarditis) oder seltener eine Herzbeutelentzündung (Perikarditis) auslösen und so zu Herzrhythmusstörungen führen. Das gilt auch bei einem symptomarmen Verlauf. Wie solche Schäden genau entstehen und wie groß das Risiko für die selteneren bleibenden Herzschäden ist, wird noch erforscht.
Grundsätzlich kann auch eine mRNA-Impfung gegen Corona, genauer das Sars-CoV-2, das Risiko einer Myokarditis und so auch für daraus folgende Herzschädigungen leicht erhöhen. bisherige Daten legen nahe, dass das vor allem bei der 2. Impfung der Fall war - allerdings war schon das Grundrisiko für eine impfbedingte Myokarditis niedrig. Laut Deutscher Herzstiftung ist außerdem - für Herzgesunde wie auch Herzkranke - klar: eine Coronainfektion, also Erkrankung, birgt deutlich höhere Risiken für das Herz als eine Impfung.
• Koffein, Gifte (auch Nikotin), Drogen oder Medikamente könnten den Sinusknoten - ein Nervenknoten, der als Taktgeber des Herzens gilt - und das Reizleitungssystem durcheinander bringen.
• Natürlich kann auch ein angeborener Herzfehler die Ursache für Herzrhythmusstörungen sein.
Außerdem können z. B.:
• eine Elektrolytstörung (Kaliummangel, Magnesiummangel),
• eine Erkrankung der Schilddrüse (Schilddrüsenüberfunktion bei zu schnellem Herzschlag; Schilddrüsenunterfunktion bei zu langsamem Herzschlag ) oder
• Bluthochdruck
das Herz aus dem Takt bringen und direkt oder indirekt zu Arrhythmien führen.
Hintergrund von Herzrhythmusstörungen sind dabei im Endeffekt immer elektrische Impulse. Entweder die Bildung der elektrischen Impulse ist gestört oder es gibt eine Störung bei der Weiterleitung dieser elektrischen Impulse. Das System Herz ist empfindlich - so zuverlässig es auch normalerweise schlägt. Erregungssystem und Muskeln des Herzens müssen perfekt zusammenarbeiten, damit die Bioelektrik funktioniert und der Herzrhythmus stimmt.
Der Sinusknoten ist Steuerungszentrale für den Herzrhythmus. Das besondere Nervenbündel liegt im oberen Bereich des rechten Herzvorhofes.
Der Sinusknoten wird vom autonomen Nervensystem beeinflusst und gibt seinerseits elektrische Impulse an andere Nervenbündel weiter.
Das System kann gestört werden, wenn:
• Impulse nicht mehr oder verspätet ankommen,
• zu viele Impulse am Sinusknoten ausgelöst werden oder
• zum Beispiel Zellgewebe, das eigentlich nicht zum Erregungssystem gehört, störende Impulse aussendet.
Übrigens: Der als mögliche Ursache von Rhythmusstörungen genannte Kaliummangel kann deshalb eine Rolle spielen, weil die Zellen es zur Erzeugung von elektrischer Spannung brauchen.
Wie gefährlich sind Herzrhythmusstörungen?
Nicht jede Arrhythmie, also Herzrhythmusstörung, ist gefährlich. Einige Formen sind zwar lästig, aber harmlos. Manche Arrhythmien werden von Betroffenen nicht einmal bemerkt.
Je nach Entstehungsort bergen verschiedene Herzrhythmusstörungen auch verschiedene Gefahren. Unterschieden werden ganz grundsätzlich:
• Supraventrikuläre Arrhythmien - sie betreffen den Bereich des Vorhofes - und die
• ventrikuläre Arrhythmien, die im Bereich der Herzkammer auftreten.
Ventrikuläre Arrhythmien bergen das Risiko des plötzlichen Herztodes, weil sie Kammerflattern (etwa 250-320 Schläge/Min.) und das gefährliche Kammerflimmern (Herz zuckt bei >320 Schlägen/Min.) auslösen können. Häufiger und gefährlicher sind hier Herzrhythmusstörungen, bei denen es zu einer Kammertachykardie kommt - also zu zu schnellen bioelektrischen Impulsen in der Herzkammer.
Die häufigste Form von Herzrhythmusstörungen sind allerdings supraventrikuläre Arrhythmien - entstehen also im Vorhof. Bei manchen gelten sie als harmloser, auch weil sie gut behandelbar sind. Aber das Vorhofflimmern kann Lebensgefahr bedeuten, z. B. weil es das Risiko für Schlaganfälle, Herzschwäche und auch Demenz durch thromboembolische Komplikationen verstärkt. Das heißt: Vorhofflimmern erhöht die Gefahr einer Durchblutungsstörung durch Blutgerinnsel.
Vorhofflimmern: Häufige Art der Herzrhythmusstörungen
Die Herzrhythmusstörung Vorhofflimmern zählt zu den häufigsten in Deutschland: 1,5 - 2 Millionen Menschen sind betroffen. Das Herz schlägt dabei plötzlich über 100 Mal pro Minute.
Diese Form der Herzrhythmusstörung gilt als besonders gefährlich, da sie u. a. zum Schlaganfall führen kann. Durch das Vorhofflimmern können sich nämlich überdurchschnittlich häufig Blutgerinnsel bilden. Gelangen sie über die Blutbahn ins Hirn und verstopfen dort zum Beispiel Gefäße, kommt es zum Infarkt im Gehirn, dem Schlaganfall. Landen die Gerinnsel in Herzgefäßen, kann es zu Herzschäden und Infarkten kommen.
Ursachen für das Vorhofflimmern sind zum Beispiel Herzschwäche, koloniale Herzkrankheiten, Bluthochdruck oder Herzklappenfehler. In rund 60 Prozent der Fälle ist die wirkliche Ursache aber unbekannt. Klar ist: Frauen sind statistisch etwas häufiger betroffen als Männer.
Behandeln lässt sich diese Herzrhythmusstörung zum Beispiel mit Medikamenten, die den Rhythmus stabilisieren sollen. Wegen der hohen Schlaganfallgefahr kommen bei der Therapie außerdem Blutgerinnungshemmer (Blutverdünner) zum Einsatz - sie verflüssigen das Blut und wirken risikohemmend in Sachen Gerinnsel.
Nachteil der relativ einfachen medikamentösen Behandlung: Die Medikamente müssen oft lebenslang eingenommen werden und haben auch Nebenwirkungen. Im Fall der Gerinnungshemmer zum Beispiel erhöht sich logischerweise die Gefahr von Blutungen bei offenen Verletzungen.
Weil Vorhofflimmern aber häufig durch "falsche" elektrische Impulse von Zellen im Herzen ausgelöst wird, kommt auch die sogenannte Katheterablation als Therapie in Frage: Dabei werden diese Zellen minimalinvasiv - eben mit einem Spezialkatheter - mittels Hochfrequenzstrom verödet, also durch eine Verbrennungsreaktion unschädlich gemacht.
Bei beiden Therapieansätzen für die Arrhythmie Vorhofflimmern werden zwar die Symptome behandelt, die Ursachen können aber unklar bleiben.
Weitere Formen von Herzrhythmusstörungen
Auch bei anderen Formen der Herzrhythmusstörung spielen abnormale elektrische Impulse eine entscheidende Rolle: Beim Kammerflimmern zum Beispiel kommt es zu unkontrollierten, übermäßigen elektrischen Signalen, die dann zum unkontrollierten Zusammenziehen der Herzkammern führen - bis zu 320 Schläge pro Minute und also viel zu schnell, als dass sich die Kammern richtig mit Blut füllen könnten. Folge: Die Pumpleistung sinkt rapide und es kommt zum Herzstillstand.
Von Systolen oder Extrasystolen sprechen Mediziner, wenn zusätzliche Herzschläge, außerhalb des natürlichen Taktes auftreten. Sie können vom Vorhof oder der Hauptkammer ausgehen und sind in den meisten Fällen harmlos. Tatsächlich haben die meisten Menschen irgendwann in ihrem Leben auch mal solche "zusätzlichen" Herzschläge.
Aufmerksam sollten Betroffene dann sein, wenn das Phänomen entweder neu, häufig nach oder während Belastungen auftritt oder länger als 30 Sekunden anhält, so Experten der Deutschen Herzstiftung. In diesem Fall sollte man auf jeden Fall den Arzt aufsuchen, ebenso, wenn das Herzstolpern im Zusammenhang mit Beschwerden wie Schwindel, Atemnot, Bewusstseinsstörungen oder Angina Pectoris auftrete.
Der Fehler in der Herzelektrik kann auch im Taktgeber selber, dem Sinusknoten entstehen. Experten sprechen dann vom Sick-Sinus-Syndrom. Dabei sendet der Nervenknoten schlichtweg falsche Signale - das kann sowohl zu einem zu schnellen, als auch zu einem langsamen Herzschlag führen, auch im Wechsel. Ermittelt wird das Syndrom über Langzeit EKGs und z. B. einem Atropintest: normalerweise wird Atropin beispielsweise gegen die Bradykardie, also zu niedrige Herzfrequenz, eingesetzt und treibt diese nach oben. Beim Sick-Sinus-Syndrom bleibt das aber aus – das kann ein deutlicher Hinweis sein.
Diagnose: Wie werden Herzrhythmusstörungen festgestellt?
Ob Herzrhythmusstörungen gefährlich sind oder nur lästig, aber harmlos, kann nur eine gründliche Untersuchung zeigen. Das ist besonders deshalb wichtig zu wissen, weil Herzrhythmusstörungen nur ein Symptom sind - andere, auch ernste und sogar gefährliche Erkrankungen können die Ursache von Herzrhythmusstörungen sein.
Das Problem bei der Diagnose liegt im Charakter von Herzrhythmusstörungen: Irgendwann verändert sich plötzlich die Herzfrequenz oder wird gestört - aber das passiert oft natürlich gerade nicht beim Arztbesuch. Deshalb ist eine der wichtigsten Diagnosehilfen für Ärzte das EKG, bzw. Langzeit-EKG, mit dem Veränderungen in der Herzfrequenz sichtbar gemacht werden können.
Zusätzlich können ein Ultraschall oder Röntgenbild zum Einsatz kommen – zum Beispiel, wenn es schon einen Verdacht auf eine konkrete organische Ursache gibt. Wichtig für Menschen mit Herzrhythmusstörungen: nicht die Geduld verlieren, auch wenn die Diagnose manchmal etwas dauert. Es lohnt sich für die Gesundheit.
Wie kann ich Herzrhythmusstörungen messen?
Ein wichtiges Indiz ist der Puls, denn rast das Herz, stolpert oder schlägt extra, lässt sich das am unregelmäßigen oder schnellen Pulswert erkennen. Hilfreich ist darum:
• regelmäßige Pulskontrolle (besonders bei Bestehen oder Verdacht auf Herzrhythmusstörungen)
• langfristige oder Dauerhafte Sammlung der eigenen Pulsdaten durch Wearables, also am Körper tragbare Technologie - ob als Ring, Uhr, Sportarmband oder Brustgürtel aus dem Sportbereich. Vieles ist inzwischen sehr günstig zu haben und besonders bei nur gelegentlich auftretenden Rhythmusstörungen dann eine große Hilfe für die Erfassung.
• Inzwischen ist es mit einigen Wearables auch möglich ein mobiles EKG (Elektrokardiogramm) zu machen, wenn das Herz aus dem Takt gerät. Einige Apps geben auch Alarmzeichen, wenn man selbst von den Rhythmusstörungen gar nichts bemerkt. Finden Sie heraus, welche Technik für Sie und Ihr Problem am besten taugt – nicht immer ist teuer auch am besten.
Und: Apps sind nur so gut wie die Daten, die sie erfassen – die Sensoren sollten also zuverlässig sein, egal ob für Puls oder z. B. auch Pulsoximeter (Fingerpulsoxometer), mit dem der Sauerstoffgehalt im Blut zusätzlich gemessen werden kann.
Auch ein Blutdruckmessgerät kann sehr nützlich im Kampf gegen Herzrhythmusstörungen sein. Einerseits, weil Bluthochdruck ein Auslöser für Herzrhythmusstörungen sein kann - beides sollte also auf dem Schirm des Patienten sein, was die Werte angeht.
Außerdem verfügen manche Blutdruckmessgeräte nicht nur über die Möglichkeit zur Pulsmessung, sondern auch mit der Funktion "Arrhythmieerkennung". Diese Geräte zeigen dann an, wenn sie bei der Messung Herzrhythmusstörungen feststellen.
Das ist zwar keine zwingend notwendige Funktion, kann aber eine sinnvolle Ergänzung sein, wenn man sich ohnehin ein neues Gerät anschafft oder mit smarten Alternativen nicht zurecht kommt.
Wichtig: Unmittelbar während oder nach dem Auftreten von Herzrhythmusstörungen sollte man den Blutdruck nicht mit Geräten ohne die Spezialfunktion messen! Denn die Rhythmusstörungen können die Werte stark verfälschen und so zu weiterer Sorge und Stress führen.
Behandlung: Was hilft bei Herzrhythmusstörungen?
Die Behandlung - und ob überhaupt eine Therapie nötig ist - richtet sich nach der Ursache der Arrhythmie. Entscheidende Kriterien dafür, ob behandelt wird, sind:
• ob durch sie Gesundheitsrisiken entstehen (Schlaganfallgefahr, Risiko für plötzlichen Herztod, etc.)
• oder sie die Lebensqualität der Betroffenen stark belasten (z. B. durch geringere Belastbarkeit oder ausgeprägte Begleit-Symptome).
Ist die Herzrhythmusstörung Ursache einer Erkrankung, wie einem Herzfehler oder einer Herzinsuffizienz, muss die Grunderkrankung behandelt werden.
Medikamente
In vielen Fällen von Herzrhythmusstörungen durch zu schnellen Herzschlag oder unregelmäßigen Herzschlag können Medikamente helfen: beispielsweise Betablocker oder Antiarrhythmika, die auch in akuten Situationen eingesetzt werden können. Auch Digitalis (Fingerhut) wird in Ergänzung oder als Ersatz von Betablockern eingesetzt.
Gegen das Schlaganfallrisiko beim Vorhofflimmern werden oft Gerinnungshemmer eingesetzt.
Kanalblocker für Kalium, Calcium und Natrium können das bielelektrische Gleichgewicht im Herzen fördern. Außerdem wird auch an neuen Medikamenten geforscht, die gegen Vorhofflimmern am sogenannten Kaliumionenkanal (TASK-1-Kaliumkanal) ansetzen. Untersuchungen Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) in Heidelberg hatten 2017 gezeigt, dass Menschen mit Vorhofflimmern ungewöhnlich mehr dieser Kanäle hatten, was zu einer Stromzunahme in den Herzmuskelzellen führte.
Bei Herzrhythmusstörungen durch Elektrolytmangel können Nahrungsergänzungsmittel und Ernährungsumstellung helfen.
Hightech
Bei Herzrhythmusstörungen mit zu niedrigem Herzschlag kann ein Herzschrittmacher gegebenenfalls helfen: Es sendet regelmäßig Impulse, um einen normalen Rhythmus herzustellen.
Gegen Herzrhythmusstörungen mit der Folge eines rasenden Herzens kann ein Defibrillator eingesetzt werden - sprichwörtlich, denn auch so ein Gerät kann man implantieren. Es mißt dann die Herzfrequenz und sendet "beruhigende" Impulse nach Bedarf. Gerade vor dem Risiko eines plötzlichen Herztodes kann das einen Schutz bieten, wenn die Herzrhythmusstörungen aus dem Bereich der Herzkammern kommen.
Übrigens gibt es mittlerweile auch Kombigeräte (Defibrillator + Herzschrittmacher).
Werden Extrasytolen von krankhaftem Gewebe im Herzen ausgelöst, kann man diese Zellen auch ausschalten - durch Katheterablation. Bei diesem minimalinvasiven Eingriff wird der Katheterschlauch über die Gefäße bis ins Herz geschoben und verödet dort elektronisch die querfeuernden Zellen. Vorteil: Es braucht keine große OP und sollten Zellen entwischt sein, ist eine Wiederholung der Behandlung leicht möglich.
Was kann ich selbst bei Herzrhythmusstörungen tun?
Am wichtigsten sind generell:
• Bluthochdruck bekämpfen
• gesundes Gewicht halten oder erreichen
• ausreichend Bewegung, gern leichtes Ausdauertraining
• ausgeglichener Elektrolythaushalt (besonders Kalium) durch ausgewogene Ernährung
• genug trinken
• ausreichend Schlafen (schlechter und zu wenig Schlaf wirken sich stark auf den Puls aus)
• Stress vermeiden oder zumindest wissen, wie man ihm begegnen kann (z. B. Atemtechniken).
Für Menschen mit Herzrhythmusstörungen auslösenden Erkrankungen ist es wichtig an der Therapie dran zu bleiben und z. B. auch Medikamente sorgsam einzunehmen, damit sie wirken können. Das kann manchmal sehr zeitsensitiv sein, wenn es um den Kreislauf und Puls geht.
Beitrag von Lucia Hennerici