-
Film von Carl Gierstorfer und Mareike Müller
Die "ARD Story" geht der Frage nach, warum in Deutschland jedes Jahr hunderte Menschen sterben, weil sie nicht rechtzeitig ein Spenderorgan bekommen. Wären viele dieser Tode vermeidbar? Im Berliner Paulinenkrankenhaus wartet die 28-jährige Larissa seit 330 Tagen auf ein passendes Spenderherz – ein zermürbender Kampf gegen die Zeit.
Jahr für Jahr sterben hunderte Menschen in Deutschland, weil sie kein Spenderorgan bekommen. Der Film beleuchtet ein System des Mangels, das vom Engagement Einzelner lebt, während die Politik sich scheut, die Solidarität der Gesellschaft einzufordern. Seit Jahrzehnten zählt Deutschland zu den Schlusslichtern in Europa, was die Zahl der Organspenden betrifft. Patienten mit Organversagen sind hier deutlich schlechter versorgt als anderswo.
Während in den meisten europäischen Ländern die sogenannte Widerspruchslösung gilt, hat sich Deutschland bislang diesem Weg verwehrt. Diese Regelung verlangt dem Bürger zu Lebzeiten einen Widerspruch ab, wenn er im seltenen Fall des Hirntodes nicht zum Organspender werden möchte. Viele Experten sehen in der Widerspruchsregelung einen wichtigen Faktor für höhere Spenderzahlen, mit dem die Organspende vom Ausnahme- zum Normalfall werden könnte. Gegner hingegen warnen vor einem Eingriff ins Selbstbestimmungsrecht.
Deutschland profitiert im Verbund Eurotransplant, der in acht europäischen Ländern Organe an Patienten vermittelt, von der Spendenbereitschaft seiner Nachbarn. Doch weil es als bevölkerungsreichstes Land Schlusslicht ist, fehlen Organe. Rund 8.500 Menschen stehen hier auf der Warteliste. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit.
Besonders dramatisch zeigt sich der Organmangel im Berliner Paulinenkrankenhaus: Hier lebt und wartet Larissa als Hochdringlichkeitspatientin auf ein Herz – seit mehr als 330 Tagen. Larissa hat einen angeborenen Herzfehler. War die 28-Jährige am Anfang noch mit großer Motivation und Hoffnung in die Wartezeit gestartet, kommt sie inzwischen jeden Tag aufs Neue an ihre Grenzen. Sie weiß: Gibt sie auf und verlässt die Klinik vorzeitig, wird sie in absehbarer Zeit sterben.
Der Film zeigt auch, welche strukturellen Schwierigkeiten Transplantationen verhindern. In der Organspende zeigen sich die Schwächen des deutschen Gesundheitssystems: Personalnotstand, zu viele kleine Kliniken ohne Expertise in der Hirntoddiagnostik, die Voraussetzung für eine Organspende ist. Dazu kommen bürokratische Hürden und eine Priorisierung des Datenschutzes, die ein bereits ineffizientes System noch träger machen.
Experten betonen zudem, dass in Deutschland eine Kultur der Organspende fehlt – ein Bekenntnis von Gesellschaft und Politik, sich mit den Themen Tod und Sterben auseinanderzusetzen. Stattdessen wird die Verantwortung auf Mediziner abgewälzt, die Angehörigen von Hirntoten die Frage stellen müssen, ob der Verstorbene sich zu Lebzeiten für eine Organspende entschieden hätte.
Die "ARD Story" von Carl Gierstorfer und Mareike Müller dokumentiert die Folgen des Organmangels, beleuchtet die Ursachen und zeigt mögliche Lösungsansätze für eine der drängendsten gesundheitspolitischen Fragen unserer Zeit. Modernste Medizin kann in Deutschland ohne die Solidarität der Gesellschaft – und jedes Einzelnen – nicht ihr volles Potential ausschöpfen. Der Preis dafür ist hoch: Hunderte Tote, Jahr für Jahr.
Video verfügbar!
Im Audio/Video-Bereich des rbb-Presseportals steht ein Video zur Sendung zur Verfügung. Sie müssen eingeloggt sein und die Audio/Video-Berechtigung besitzen, um das Video sehen zu können. Auch im Vorführraum des Presseservices Das Erste gibt es den Film vorab zur Ansicht.
Pressefotos sind unter www.ard-foto.de abrufbar.