(Bild: rbb/Gordon Muehle)
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Tatort: Vier Leben - Im Interview: Pegah Ferydoni

Sie spielen Soraya Barakzay, eine Frau die sich in einer Fluchthilfeorganisation für die Rechte von Menschen in Afghanistan einsetzt. Wie sind Sie diese Figur angegangen, die trotz ihrer bewegenden Geschichte unermüdlich für Gerechtigkeit kämpft?

Pegah Ferydoni: Soraya Barakzay ist für mich eine unglaublich vielschichtige Figur – geprägt von ihrem Trauma, aber gleichzeitig voller Entschlossenheit, etwas zu bewirken. Um diese Stärke und Verletzlichkeit gleichermaßen authentisch darzustellen, habe ich mich intensiv mit der Realität von Frauen beschäftigt, die trotz persönlicher Verluste für Gerechtigkeit kämpfen. Richterinnen und Anwältinnen arbeiten in Afghanistan unter enormem Druck. Viele von ihnen sehen sich seit der Rückkehr der Taliban Berufsverboten und sogar gezielten Morden ausgesetzt, da sie für Rechtsstaatlichkeit und Frauenrechte einstehen. Diese mutigen Frauen kämpfen oft unter Lebensgefahr – ihr Einsatz ist für mich ein tief bewegendes Beispiel für Stärke und Entschlossenheit. Besonders wichtig war mir, Soraya nicht nur als Opfer zu zeigen, sondern als eine Frau, die ihre Vergangenheit nutzt, um Mut und Stärke zu entwickeln. Ihre Unermüdlichkeit ist beeindruckend, und ich wollte, dass diese Kraft spürbar wird, ohne dabei ihre innere Zerbrechlichkeit zu übergehen. Sie ist eine Kämpferin, die trotz aller Hindernisse eine klare moralische Haltung bewahrt.

(Bild: rbb/Gordon Muehle)
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Hat die Fluchtgeschichte Ihrer Familie aus dem Iran für Sie bei der Erarbeitung dieser Figur eine Rolle gespielt?

Pegah Ferydoni: Absolut. Die Fluchtgeschichte meiner Eltern hat meine Perspektive und mein Verständnis für Sorayas Erfahrungen unterstützt. Auch wenn die Details ihrer Geschichten unterschiedlich sind, teilen sie das Gefühl, was es bedeutet, ein Zuhause zu verlassen und sich in einer fremden Welt behaupten zu müssen. Dieses Wissen hat mir geholfen, Sorayas tiefe Motivation und ihren Kampf für Gerechtigkeit noch besser zu verstehen. Es war für mich ein sehr persönlicher Prozess, diese Parallelen mit einzubringen, ohne sie jedoch in den Mittelpunkt zu stellen. Sorayas Geschichte ist einzigartig, aber die Themen von Verlust, Resilienz und Hoffnung sind universell.

Darüber hinaus hatte mich Roger Willemsen vor vielen Jahren mit der Arbeit des Afghanischen Frauenvereins bekannt gemacht, dessen verstorbene Vorsitzende Nadia Nashir sich unermüdlich für Bildung, Gesundheit und Perspektiven für Mädchen und Frauen in Afghanistan eingesetzt hat. Die internationalen Streitkräfte haben die Menschen in ihrem Krieg gegen die Taliban benutzt und nach dem Abzug weitestgehend im Stich gelassen. Dabei war der Wiederaufbau nach dem jahrzehntelangen Bürgerkrieg in voller Blüte. Das Land und dessen Fortschritte sind nun wieder um Jahrzehnte zurückgeworfen, und es herrscht erneut die Angst. Da ist eine tiefe Frustration und Enttäuschung, und berechtigte Wut. Das hat mich auch bei meiner Arbeit an der Figur von Soraya begleitet und inspiriert.

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