Auszeit für Körper & Geist - Urlaub zu Hause - so geht "Abschalten"
Die Urlaubsreise fällt in Pandemiezeiten flach und das Zuhause muss gerade alles sein: Büro, Kita, Klassenzimmer und Restaurant. Entspannung? Keine Spur. Doch genau die ist wichtig, um gesund zu bleiben. Und es klappt mit der Erholung zu Hause - wenn man ein paar Dinge beachtet ...
Abstand gewinnen vom Beruf, dem Alltag und den eigenen Routinen und sich dabei richtig erholen - wer in Italien am Strand liegt oder an der Strandpromenade entlang schlendert, dem fällt das leicht. Denn ein Ortswechsel bringt viele neue Eindrücke.
Wer zu Hause in den eigenen vier Wänden bleibt, hat es da schon schwerer, Körper und Geist zu entspannen. Doch Ferien zu Hause, sind schlechter als ihr Ruf: "Aus medizinisch psychologischer Sicht ist es sogar so, dass das Verreisen gar nicht so stressfrei ist, wenn man zum Beispiel an eine Flugreise oder lange Autofahrt denkt", sagt Prof. Andreas Bechdolf, Chefarzt in der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Vivantes Klinikum am Urban.
Das Entscheidende sei vielmehr, Abstand zu den eigenen Gedanken bekommen.
Wichtig: Neues ausprobieren
Doch wie kann Erholung in den eigenen vier Wänden gelingen? "Es geht darum, etwas Neues zu machen oder auszuprobieren. Das kann Yoga sein, ein Instrument spielen oder ein spannendes Buch lesen", sagt Prof. Andreas Bechdolf.
Wenn die ganze Familie zu Hause ist, kann eines knapp sein: Zeit ganz für sich alleine. Oft muss es zur Entspannung keine große Auszeit sein - eine Runde alleine durch den Park laufen oder mit dem Rad fahren kann schon reichen, um die eigenen Akkus aufzuladen. Aber: Es ist wichtig, dass den anderen Familienmitgliedern klar zu kommunizieren. Eine mögliche Variante wäre: "Ich habe Urlaub, ich kann mich alleine gut entspannen, das hat aber nichts damit zu tun, dass ich nicht gerne Zeit mit Euch vorbringe", sagt Psychiater Andreas Bechdolf. Wer das so kommuniziert, mache deutlich, dass die Auszeit alleine keine Abwertung der anderen Familienmitglieder bedeutet.
Informationsflut klein halten
Das betrifft zum einen die berufliche Informationsflut. Denn laut einer Studie des Branchenverbandes Bitkom sind 70 Prozent der Beschäftigten auch im Urlaub für ihren Chef erreichbar. Demnach ruft jeder Vierte seine geschäftlichen Mails im Urlaub ab.
Für einen freien Kopf im Urlaub rät Psychiater Bechdolf aber: Die freie Zeit schon vor dem Urlaub planen, also eine gute Übergabe an die Kollegen organisieren. "Das heißt Aufgaben schon vorher so verteilen, dass man während der freien Zeit gedanklich nicht mit der Arbeit beschäftigt ist."
In Pandemiezeiten sollte man auch die Zeit, die man sich im Heimurlaub mit COVID-19 beschäftigt, möglichst klein halten: "Je länger ich mich damit beschäftige, umso mehr fängt auch das Grübeln darüber an", so Bechdolf. Es sei sinnvoll, sich ein Mal am Tag darüber zu informieren, was für den eigenen Alltag an Coronamaßnahmen wichtig sei - und dann wieder vom Newsticker wegzukommen.
Ein Mal am Tag etwas planen
Grundsätzlich gilt: Gammeln ja, aber nicht den ganzen Tag. Eine Tagesstruktur sollte auch in der freien Zeit gelten. "Gegen länger schlafen oder eine Gammelzeit ist nichts einzuwenden, aber es ist sinnvoll sich ein Mal am Tag etwas Schönes vorzunehmen," so Bechdorf.
So ein Vorhaben kann die Zubereitung eines leckeren Essens sein oder auch Bewegung. Denn körperliche Aktivität steigert das Wohlbefinden.
Urlaub kann man nicht hamstern
Übrigens: Für die Erholung braucht der Körper gar nicht so lange. "Die Erholung stellt sich schon nach wenigen Tagen ein. Die beste Erholungszeit ist am achten Tag", sagt Psychiater Bechdolf. Daher sei es sinnvoll, häufiger wenige Tage Urlaub zu nehmen, anstatt ein Mal pro Jahr vier Wochen. Die positiven, gesundheitlichen Effekte von kurzen Erholungszeiten wurden auch in wissenschaftlichen Studien nachgewiesen.
Und auch für die Zeit nach dem Urlaub gibt es einen Tipp: Nicht am Montag mit der Arbeit beginnen sondern am Mittwoch. So hat man nicht gleich eine ganze Woche Arbeit vor sich.