- Ausfluss aus der Scheide – Was ist normal, was nicht?
Der Ausfluss der Frau kann unterschiedlich aussehen und das ist völlig normal. Hinter bestimmten Veränderungen können aber auch Krankheiten stecken.
Ausfluss – Was ist das?
Der Begriff Ausfluss ist bei Gynäkologen und Gynäkologinnen oftmals verknüpft mit einer Infektion. Im Volksmund allerdings wird mit dem Ausfluss das Vaginalsekret gemeint – also das, was hin und wieder einen milchig-weißen, durchsichtigen oder manchmal auch bräunlichen Fleck in der Unterhose oder auf dem Toilettenpapier hinterlässt. Das Ganze ist aber völlig normal. In der Medizin wird diese Art von Ausfluss Fluor vaginalis genannt. Da der Begriff allerdings außerhalb der Medizin wenig bekannt ist, wird umgangssprachlich von Ausfluss gesprochen – egal ob es dabei um gesunden oder ungesunden Ausfluss geht.
Vaginaler Ausfluss wird durch die Ernährung, Bewegung, Hygiene oder auch Stress beeinflusst. Die Menge und Konsistenz des Ausflusses hängt auch von verschiedenen Faktoren wie dem Zyklus und den Hormonen ab. Der Ausfluss ist mal etwas mehr zu sehen, mal etwas weniger, mal klumpiger oder fadenziehender, aber das ist völlig normal. Ebenso kann ein veränderter Ausfluss aber auch auf ein ungünstiges Scheidenmilieu mit verändertem pH-Wert bis hin zu verschiedenen Krankheiten hinweisen (z. B. bakterielle Vaginose, Chlamydien oder Tripper). Welcher Ausfluss normal ist und welcher nicht, lesen Sie hier.
Warum gibt es Ausfluss?
In erster Linie dient der normale Scheidenausfluss dazu, sich vor Keimen zu schützen – aufgrund der klebrigen Konsistenz des Ausflusses können Erreger wie Bakterien, Viren und Pilze und sogar Spermien aufgehalten werden.
Wie auch der Mund ist die Scheide ein Bereich, der feucht bleiben muss. Beides sind Schleimhäute. Vielleicht kennen Sie diese Situation von Ihrem Zahnarztbesuch: Bei der Behandlung wird Ihnen ein Speichelsauger in den Mund gelegt. Nach einiger Zeit merken Sie dann, dass Ihr Mund immer trockener wird – dieses Gefühl kann unangenehm sein und auch schmerzen. Genauso verhält es sich mit der Scheide – wenn sie leicht austrocknet, schmerzt es.
Der normale und unbedenkliche vaginale Ausfluss ist durch Faktoren wie Bewegung, Ernährung, Stress und die Hygiene beeinflussbar.
Je nachdem kann er so stärker oder schwächer ausfallen. Wenn beispielsweise der Ausfluss sehr gelb ist, jedoch sich weiter keine anderen Beschwerden bemerkbar machen wie: Juckreiz, unangenehmer Geruch oder es brennt, fragt Dr. Doris Scharrel, Gynäkologin, bei ihren Patientinnen gerne etwas genauer nach: "Haben Sie in letzter Zeit viel Vitamin B zu sich genommen?" Denn dadurch kann sich nicht nur der Urin, sondern eben auch manchmal der Ausfluss gelb verfärben.
Was für ein Ausfluss ist normal?
Pro Tag produziert der weibliche Körper durchschnittlich etwa 5 Mililiter an Ausfluss – bei der einen Frau ist es mehr, bei der anderen Frau etwas weniger – jeder Körper ist individuell. "Weißlicher Ausfluss, der so ein bisschen pappig ist und keine Beschwerden macht ist ganz normal", erklärt Doris Scharrel. Allerdings verändert sich das Aussehen und auch die Konsistenz des Ausflusses während des Zyklus.
Wie verändert sich der Ausfluss während eines Zyklus?
Nach der Periode kann der Ausfluss der Frau etwas bräunlicher und dickflüssiger sein. Grund dafür ist älteres Blut. In Kontakt mit der Luft oxidiert es und wird bräunlich. Nach der Regelblutung steigt der Östrogenspiegel immer mehr an. Zu diesem Zeitpunkt verändert sich auch die Art des Ausflusses. Nun ist der Ausfluss milchig-weiß und klebriger. Wenn es dann Richtung Eisprung geht – hier ist der Östrogenspiegel der Frau am höchsten - wird der Ausfluss durchsichtiger und fadenziehender. "Wenn Sie den Ausfluss dann zwischen Ihrem Zeigefinger und Daumen versuchen in die Länge zu ziehen entsteht ein Schleimfaden, der ungefähr fingerlang sein kann, also circa sieben Zentimeter", sagt Scharrel. Das ist ein gutes Anzeichen dafür, dass Sie nun ihre fruchtbaren Tage haben, und eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr mit einem Mann schwanger zu werden. Nach dem Mediziner John Billings kann das Beobachten des Scheidenausflusses als Verhütungsmethode eingesetzt werden – oder helfen den eigenen Zyklus besser zu verstehen und kennenzulernen.
Bis hierhin läuft die erste Zyklushälfte, die Proliferationsphase. In der Zeit baut sich die Gebärmutter auf, um eine befruchtete Eizelle aufnehmen zu können, damit sie sich dort einnisten kann. Wenn allerdings zu diesem Zeitpunkt kein Spermium in die Scheide gelangt und sich so die Eizelle nicht in die Gebärmutterschleimhaut einnistet, wird die Schleimhaut wieder abgebrochen. Danach befindet sich der Zyklus in der zweiten Hälfte – der Sekretionsphase.
Nach dem Eisprung wird aus dem Follikel eine Gelbkörperzyste, die wegen des fetthaltigen Gelbkörperhormons eine bestimmte Farbe annimmt: "Wenn Sie dann eine Bauchspiegelung machen und sich die Stelle im Eierstock anschauen, dann sehen Sie, dass es dort gelb ist", erklärt Dr. Scharrel.
In dieser Zeit, nach dem Eisprung, wird der Ausfluss wieder klebriger und weißer. In dieser Phase kann es auch vorkommen, dass der Ausfluss leicht gelblich ist. Bevor es dann wieder zur Regelblutung kommt, wird der Ausfluss allmählich wieder etwas bräunlicher.
Wann ist Ausfluss bedenklich?
Als Faustregel gilt: Sobald es im Genitalbereich juckt, unangenehm riecht, brennt, wehtut oder sonstige Beschwerden auftreten, sollte ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden. Im Scheidenmilieu herrscht ein normaler Säuregrad mit einem pH-Wert von 4. In diesem pH-Bereich kann sich die Scheide gegen Erreger wie Bakterien und sonstiges optimal schützen. Eigentlich sollte der normale Scheidenausfluss nach nichts riechen. Eine Ausnahme: Durch den pH-Wert in der Scheide, kann der Ausfluss auch etwas säuerlich riechen.
Durch beispielsweise das Waschen des Intimbereichs mit Seife kann das saure Milieu in der Scheide aus dem Gleichgewicht geraten. So können sich Bakterien schneller ansiedeln und es kommt zu einem fischigen Geruch. Auch Pilze können dafür sorgen, dass sich der Ausfluss verändert. Grund für eine Pilzinfektion können eine Antibiotikabehandlung, großer Konsum von Süßigkeiten oder gar Schwimmbäder sein. Die Gynäkologin Dr. Doris Scharrel rät: "Sobald der Ausfluss für einen nicht normal erscheint, weil die Konsistenz, die Farbe oder der Geruch anders ist oder man sich generell irgendwie unwohl fühlt, sollte man das am besten einfach mit dem Gynäkologen abklären".
Ursachen für bedenklichen Ausfluss
Nicht nur Vitamin B kann dafür sorgen, dass sich der Ausfluss gelb verfärbt – auch Bakterien können die Ursache sein. Dazu zählen unter anderem Chlamydien – die Bakterien verursachen die gleichnamige sexuell übertragbare Krankheit. Zu den Symptomen, die auf eine Chlamydien Erkrankung bei Frauen hinweisen können, gehört beispielsweise ein gelblich-eitriger Ausfluss. Hinzu kommen meistens noch Juckreiz sowie Brennen und Schmerzen beim Wasserlassen.
Eine weitere sexuell übertragbare Infektion durch Bakterien mit ähnlichem Ausfluss als Symptom ist die Geschlechtskrankheit Tripper, oder auch Gonorrhoe genannt: Der Ausfluss ist dabei ebenso gelblich-eitrig, er riecht unangenehm und der Intimbereich kann anfangen zu jucken oder beim Wasserlassen gar brennen.
Eitrig-schaumiger Ausfluss ist ein Symptom, dass auf eine Infektion mit Trichomonaden, hinweisen kann. Trichomonaden sind parasitäre Einzeller, die über Geschlechtsverkehr übertragen werden und die Erkrankung Trichomoniasis auslösen. Zu den weiteren Symptomen neben dem eitrig-schaumigen Ausfluss gehört auch ein gelblich bis grünlich verfärbtes Scheidensekret, das zudem auch noch unangenehm riecht. Neben dem veränderten Scheidenausfluss können auch hier wieder Juckreiz, Brennen und Schmerzen beim Wasserlassen ein Hinweis auf die Infektion mit Trichomonaden sein.
Ist der Ausfluss grau-weiß, dünnflüssig oder schaumig kann dies auf eine bakterielle Vaginose hindeuten. Meist wird der Ausfluss auch von einem fischigen Geruch begleitet. Bei der bakteriellen Vaginose ist das Scheidenmilieu mikrobiologisch aus dem Gleichgewicht geraten. Die gesunde Konzentration an Milchsäurebakterien geht zurück, wodurch ein erhöhter pH-Wert von über 4,4 entsteht. In dem weniger sauren Scheidenmilieu können sich krankheitserregende Bakterien besser vermehren. Eine bakterielle Vaginose kann bei einer Schwangerschaft zu frühzeitiger Entbindung führen. Deshalb gehört die Kontrolle des pH-Wertes während der Schwangerschaft zur routinemäßigen Untersuchung.
Beitrag von Autorin Lena Dreyer