Schaufensterkrankheit: Bild zeigt Frau, die sich schmerzende Wade hält (Bild: Colourbox)
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Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) - Schaufensterkrankheit: Symptome, Ursachen & Behandlung

Schaufensterkrankheit, periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK), ist eine Durchblutungsstörung. Gehtraining wirkt der Verschlusskrankheit entgegen.

Gefäßverengungen gehören zu den häufigsten Erkrankungen in Deutschland. Durchblutungsstörungen in Beinen und im Fuß führen zu Gefäßverschluss, Herzinfarkt und Amputation.
 
Hierzulande leidet etwa eine Million Menschen an schmerzhaften Durchblutungsstörungen in den Arterien: Experten sprechen von der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK). Der Volksmund nennt sie Schaufensterkrankheit.

Das Wichtigste in Kürze:

• Risikofaktoren der Schaufensterkrankheit sind: Bluthochdruck, Rauchen und Übergewicht.
• Gehtraining als Behandlung: Durch Gehtraining entwickeln sich neue Gefäße.
• Bei fortgeschrittener Schaufensterkrankheit hilft die Gefäßmedizin.

Schaufensterkrankheit - was ist das?

Auslöser der Schaufensterkrankheit sind verengte Arterien im Becken und in den Beinen. Schuld trägt fast immer eine Arteriosklerose. Bei der Arteriosklerose lagern sich in den Wänden der Gefäße Blutfette, Blutgerinnsel, Bindegewebe oder Kalk ab.
 
Die Folge: Zu wenig Blut und Sauerstoff gelangen ins Gewebe und in die Muskulatur. Der Sauerstoffmangel zwingt die Betroffenen, alle paar Meter stehen zu bleiben. Dann lässt nämlich das Brennen in den Waden, das durch den Sauerstoffmangel verursacht wird, nach. Es sieht daher oft so aus, als spazierten Betroffene vom Schaufenster eines Ladens zum nächsten. Daher kommt der Name: Schaufensterkrankheit.

Infos zur Arteriosklerose

Schaufensterkrankheit: Welche Symptome gibt es?

In der frühen Anfangsphase ist die arterielle Verschlusskrankheit schmerzlos, doch wenn die Erkrankung erstmal Beschwerden macht, schränken diese die Betroffenen stark ein.
 
Typisches Symptom sind krampfartige Schmerzen beim Gehen, in den Beinen. Patienten und Patientinnen leiden unter brennenden, schmerzhaften Attacken in der Wade, aber auch im Fuß, Oberschenkel und Gesäß bei körperlicher Belastung. Oft können Betroffene nur noch kurze Distanzen ohne Schmerzen beim Gehen bewältigen. In fortgeschrittenem Stadium treten die Symptome auch als Ruheschmerzen auf.
 
Mit der Zeit wird schmerzfreies Gehen immer schwieriger bis unmöglich. Schreitet die Schaufensterkrankheit fort, können Betroffene irgendwann nur noch im Schnitt halb so weit laufen wie Gesunde. Sie werden zunehmend langsam, haben Gleichgewichtsprobleme, ihre Muskelkraft und körperliche Fitness lassen nach. Sie werden zudem oft depressiv.

Risikofaktoren und Warnsignale der Verschlusskrankheit

Es gibt mehrere Risikofaktoren für die Schaufensterkrankheit: Meist sind Männer in höherem Alter, aktive oder Ex-Raucher bzw. Raucherinnen, Personen mit Diabetes von der pAVK betroffen. So erkrankt etwa mindestens jeder fünfte Patient bzw. Patientin mit Diabetes irgendwann an dieser Gefäßerkrankung. Weitere Risikofaktoren der Schaufensterkrankheit sind: Übergewicht und Bluthochdruck.
 
Menschen mit Risikofaktoren für diese Durchblutungsstörung sollten sich rechtzeitig und regelmäßig untersuchen lassen – insbesondere, wenn sich typische Warnsignale bemerkbar machen.
 
Dazu zählen:
 
• Schmerzen beim Gehen,
• nicht heilende Wunden,
• unterschiedliches Wachstum der Zehennägel am Fuß,
• fehlender Haarwuchs am Schienbein (Hinweis auf schlechte Durchblutung),
• erektile Dysfunktion als erstes Symptom,
• nachlassende Ausdauer.

Langfristige Folgen der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK)

Langfristig droht durch die Gefäßerkrankung ein Herzinfarkt. Engstellen in den Arterien im Hirn können zudem einen Schlaganfall auslösen. Patienten mit pAVK haben ein vier- bis sechsfach erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall. In rund 70 Prozent der Fälle sterben die Betroffenen daran. Langfristig leiden vor allem auch Diabetiker an einer Durchblutungsstörung (Minderdurchblutung) und Gefäßverschlüssen mit weitreichenden Folgen an den Augen und der Niere. Die pAVK verkürzt die Lebenserwartung von Patienten um durchschnittlich zehn Jahre.

Diagnose: Schaufensterkrankheit rechtzeitig erkennen

Damit Folgen wie diese erst gar nicht auftreten, ist die Früherkennung – vor allem bei Menschen mit Risikofaktoren – immens wichtig. Der Gefäßspezialist oder die Gefäßspezialistin tastet bei der Untersuchung beidseits den Puls der Füße und führt eine spezielle Druckmessung an Arterien an Arm und Knöchel durch. Es wird der sogenannte Knöchel-Arm-Index oder Ankle-Brachial-Index (ABI) bestimmt. Der Test tut nicht weh, ist beliebig wiederholbar und ohne Risiko beim Hausarzt oder bei der Hausärztin durchführbar. Der ABI-Index aus dem Blutdruck in Unterschenkel und Arm gibt an, wie stark Gefäßablagerungen die Blutzirkulation behindern. Bei einem ABI-Wert unter 0,9 ist die Diagnose pAVK gesichert.

Therapie durch Minimierung der Risikofaktoren

Die Ursache der pAVK ist meist die Arteriosklerose. Da die arteriosklerotischen Verkalkungen nicht heilbar sind, versuchen Gefäßspezialisten ihre Patienten und Patientinnen klarzumachen, dass es vor allem wichtig ist, die Risikofaktoren zu minimieren. Nur wenn die Risikofaktoren im Griff sind, lassen sich schwerwiegende weitere Folgen wie weitere Verkalkungen, Gefäßverschlüsse, eine Amputation von Extremitäten, ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall verhindern. Zunächst steht bei der Schaufensterkrankheit also die konservative Therapie im Vordergrund. Dazu gehören:
 
• gesunde Ernährung,
• körperliche Bewegung,
Gewichtsabnahme,
• Verzicht auf Rauchen
Bluthochdruck verhindern.

 
Wenn Menschen mit Risikofaktoren auf eine gesunde Lebensführung achten und auf Rauchen und Alkohol verzichten, ihr Übergewicht minimieren und den Blutdruck und Blutzucker im Blick haben, können sie ihr Risiko für die pAVK auf das Risiko von Gesunden senken.

Tipps zur Minimierung der Risikofaktoren

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Behandlung mit Medikamenten je nach Stadium

Patientinnen und Patienten mit Schaufensterkrankheit (pAVK) helfen verschiedene Medikamente für Durchblutungsstörung. Dazu zählen Gerinnungshemmer, also blutverdünnende Medikamente wie zum Beispiel Acetylsalicylsäure (ASS, 100 mg/Tag) und Clopidogrel (75 mg/Tag). Weitere wichtige begleitende Medikamente sind Blutdruck- und Blutfettsenker. Patienten und Patientinnen sollten ihre Medikamente regelmäßig und dauerhaft einnehmen.

Gehtraining wirkt der Gefäßerkrankung entgegen

Die Gefäßmedizin setzt zudem darauf, das Gefäßsystem der Betroffenen durch geeignete Unterstützung so zu stimulieren, dass wieder neue Blutgefäße sprießen können. Tägliche Bewegung kann helfen, dass die verengten Gefäße wieder besser durchblutet werden. Als besonders effektiv in puncto Gefäßneubildung erweist sich ein sogenanntes Gehtraining unter Anleitung. Denn durch die Gehtherapie werden Wachstumsfaktoren ausgeschüttet, so dass sich rundherum neue, kleine Blutgefäße eröffnen. Es entstehen sozusagen Umgehungskreisläufe.
 
In den ersten Phasen der Schaufensterkrankheit wird die Bewegungstherapie sogar als alleinige Therapie empfohlen. Betroffene sollten so lange gehen, bis sie gerade noch keine Schmerzen haben, dann beenden sie den Spaziergang. Die Therapie verlängert die schmerzfreie Gehstrecke um durchschnittlich 82,3 Meter und die maximale Gehstrecke um durchschnittlich 109,0 Meter. Experten empfehlen an 3 bis 5 Tagen pro Woche Gehtraining, zum Beispiel auf dem Laufband oder in einer Gefäßsportgruppe. Ergänzend helfen Übungen wie Zehenstände, Kniebeugen oder ein Training auf dem Fahrrad, Krafttraining mit niedriger bis moderater Intensität und viele statische Übungen, bei denen also nur ein Druck oder Zug auf die Muskeln ausgeübt wird.

Operation bei drohendem Gefäßverschluss

In fortgeschrittenem Stadium raten Ärzte bei pAVK meist zu einem operativen Eingriff an den Gefäßen. So kann ein Gefäßverschluss und im schlimmsten Fall der Verlust von Gliedmaßen vermieden werden. Studien zeigen, dass das aber immer der zweite Schritt nach der Gehtherapie sein sollte. Denn erst einmal ist Bewegung effektiver für die Durchblutung, als wenn Patienten mit pAVK die Gefäße operativ weiten lassen. Sport ist natürlich auch nach gefäßmedizinischen Eingriffen wirksam.
 
Stent, Bypass: die innovative Therapie der Gefäßmedizin
 
Mehr als 90 Prozent der verstopften Blutgefäße können Radiologen mit neuesten Kathetertechniken wieder öffnen. Neben der Leiste als Zugang erreichen sie heute selbst Millimeter dünne Gefäße auch mit sehr feinen Kathetern vom Fuß, Wade oder Unterschenkel her. In der Gefäßmedizin spricht man in solch einem Fall von einem retrograden Zugang.
 
Auch verengte Gefäße in anderen Organen werden mithilfe modernster Techniken der Gefäßchirurgie behandelt. Verengte Blutgefäße am Herzen werden beispielsweise mit einer Ballondilatation oder einem Bypass behandelt.
 
Am besten sind Betroffene mit pAVK in einer Klinik aufgehoben, in dem Spezialisten für die Gefäße, Diabetes, Niere und das Herzkreislaufsystem interdisziplinär zusammenarbeiten. So lassen sich Komplikationen der Gefäßerkrankung wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder die Amputation von abgestorbenem Gewebe am Fuß oder gar ganzen Gliedmaßen rechtzeitig, wirksam und professionell verhindern – und die Durchblutung in allen Gefäßen des Körpers ein Leben lang aufrechterhalten.

Beirag von Beate Wagner

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