Kläranlagen können vieles: Kot, Laub, sogar Drogenrückstände werden hier Tag für Tag durch Mikrobakterien zersetzt und so aus dem Abwasser herausgefiltert. Eines können Kläranlagen allerdings nicht: Bestimmte Bestandteile und Wirkstoffe von Medikamenten aus dem Abwasser holen. Etwa Inhaltsstoffe von Arzneimitteln wie Schmerzgels oder Blutdrucksenkern.
 
Abgelaufene Medikamente oder unbenutzte Tabletten, Nasensprays & Co. sollten daher auf keinen Fall in der Toilette oder dem Ausguss der Spüle entsorgt werden, denn so können Rückstände der unklärbaren Wirkstoffe und Substanzen Gewässer verunreinigen. Gilt das auch für Nahrungsergänzungsmittel?

Alte Medikamente zur Apotheke?

Auch wenn viele Apotheken Altarzneien ihrer Kundinnen und Kunden annehmen: Apotheken sind dazu nicht verpflichtet. Wir müssen uns um unsere Abfälle an Tabletten, Pillen und Tropfen selbst kümmern.
 
Die Apotheken, die es tun, handeln aus Kulanz, besonders bei Stammkundschaft. Im Endeffekt landen die Medikamente dann über die sogenannte Medi-Tonne - eine gebührenpflichtige Arznei-Mülltonne, die Apotheken beim Entsorgungsträger von Stadt oder Landkreis ordern können - auch bei der Stadtreinigung.

Medikamente entsorgen in Berlin über Schadstoffsammelstellen

Medikamente und auch Altmedikamente sind offiziell Schadstoffe. Heißt: Medikamente werden auch wie Schadstoffe entsorgt und nicht wie anderer Restmüll - in Berlin geschieht das auf den Recyclinghöfen der BSR. An allen Schadstoffsammelstellen und Recyclinghöfen der Berliner Stadtreinigung werden die abgelaufenen Medikamente sowie ungenutzte Altarzneien mit Resthaltbarkeit kostenlos entgegengenommen - das gilt für Abfälle bis 20 kg Gewicht und auch samt Verpackung.
 
Ab dem 21. Kilo wird eine Gebühr von 1,30 Euro pro Kilogramm fällig. Die abgelaufenen Arzneien werden dann zumeist durch thermische Verwertung entsorgt, also in einer Müllverbrennungsanlage vernichtet. Gleiches passiert übrigens auch bei Abgabe der Arzneimittel an einem Schadstoffmobil.
 
Was nicht geht: Altmedikamente dürfen in Berlin nicht in den Hausmüll beziehungsweise in die Tonne für Restmüll. Diese Information wird zwar immer mal wieder verbreitet, ist aber nicht korrekt.

(Abgelaufene) Medikamente in Brandenburg entsorgen

Da die Entsorgung von Medikamenten auf kommunaler Ebene unterschiedlich geregelt ist, gibt es im Bundesland Brandenburg nicht den einen Entsorgungsweg für Altmedikamente: In vielen Landkreisen können ungenutzte oder abgelaufene Medikamente im Restmüll (Hausmüll) entsorgt werden, weil der Inhalt der Restmülltonne in einigen Landkreisen in die Müllverbrennungsanlage kommt - aber eben nicht in jedem Landkreis!
 
Den Überblick darüber, wo Medikamente im Hausmüll bzw. der Restmülltonne entsorgt werden müssen und wo das verboten ist, gibt es auf der Website Arzneimittelentsorgung - hier finden sich für alle Landkreise und kreisfreie Städte deutschlandweit detaillierte Angaben zur Entsorgung von Medikamenten - von alten Tropfen, bis zu ranzigen Pillen und noch wirksamen, aber ungenutzten Arzneimitteln.
 
Was wir auch in Brandenburg in jedem Fall tun können: Bei der Apotheke fragen, ob man dort Arzneimittel zur Entsorgung abgeben kann. Teilweise übernehmen auch Pflegedienste diese Aufgabe und entsorgen Altmedikamente Ihrer Kundinnen und Kunden gesammelt.

Raus damit: Alte Medikamente regelmäßig entsorgen

Abgelaufene Medikamente sind bestenfalls wirkungslos, schlimmstenfalls gefährlich chemisch verändert. Auch Arzneien, deren Haltbarkeit noch nicht abgelaufen ist, können durch Hitze, UV-Strahlung oder Feuchtigkeit riskant verändert sein. Gerade weil man im Bedarfsfall - von Schmerzen, Fieber und anderen Symptomen geplagt - vielleicht nicht so genau hinschaut, ist es besser einfach regelmäßig einen Checkup durchs Zuhause zu machen und alte Arzneien zu entsorgen. Am besten schauen wir die Hausapotheke jährlich durch und entsorgen alle abgelaufenen Arzneien, dazu auch Cremes, Gels und Sprays.

Abgelaufene Medikamente erkennen

Sieht eine Arznei anders aus als gewohnt oder riecht anders als gewohnt, sollten wir es auf keinen Fall mehr verwenden. Folgende Anzeichen für die chemische Veränderung eines Medikaments können Hinweise sein:
 
- Verfärbungen, Risse oder Geruchsentwicklung bei Tabletten und Pillen.
 
- Ausflockung oder Trübung bei Säften, Tropfen und Injektionslösungen.
 
- Verflüssigung, Verfärbungen oder Geruchsbildung bei Salben, Emulsionen, Gelen oder auch Zäpfchen. Bei Trennung der Bestandteile (Phasentrennung) sollte die Arznei ebenfalls nicht mehr verwendet werden.
 
Tipps zur richtigen Lagerung von Medikamenten finden Sie hier.

Entsorgungsregeln gelten auch für Medikamente für Haustiere

Übrigens: Für die Entsorgung von Medikamenten für Haustiere gelten die gleichen Regeln wie für Medikamente von uns Menschen.

Nahrungsergänzungsmittel richtig entsorgen

Grundsätzlich gilt laut der Verbraucherzentrale: Feste Teile von Nahrungsergänzungsmitteln gehören in den Restmüll, wässrige Bestandteile dürfen - im Gegensatz zu Arzneimitteln - in den Ausguss. Ölige Kapseln und Ähnliches gehören ebenfalls in den Restmüll.
 
Dabei rät die Verbraucherzentrale, dass man Nahrungsergänzungsmittel nur nach Bedarf kauft, nicht auf Vorrat. Denn es gibt zwar Produkte, die auch über das Mindesthaltbarkeitsdatum hinaus eingenommen werden können, etwa solche, die ausschließlich aus Mineralstoffen bestehen. Doch unterscheidet sich dies eben je nach Produktzusammensetzung. Und: Die angegebenen Nährstoffmengen sind in allen Fällen nur bis zum angegebenen Mindesthaltbarkeitsdatum sichergestellt.
 
Wenn ein Produkt schimmelig ist, sich farblich oder in der Konsistenz verändert hat oder ranzig schmeckt, gehört es auf jeden Fall entsorgt, egal ob es abgelaufen ist oder nicht.

Ein Beitrag von DEM, 07.08.2024.