Kriminalkommissar Karl Rogov (Frank Leo Schröder) will sich im Zusammenhang mit den Ermittlungen eines Tötungsdelikts die Überwachungsvideos des neuen Schiffshebewerks Niederfinow der zuletzt geschleusten Schiffe zeigen lassen. (Bild: rbb/Christoph Assmann)
Kriminalkommissar Karl Rogov (Frank Leo Schröder) will sich im Zusammenhang mit den Ermittlungen eines Tötungsdelikts die Überwachungsvideos des neuen Schiffshebewerks Niederfinow der zuletzt geschleusten Schiffe zeigen lassen. | Bild: rbb/Christoph Assmann

Polizeiruf 110: Wasserwege - Im Interview: Christian Schenk aus dem Fachbereich Schifffahrt im Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Oder-Havel

Das Schiffshebewerk Niederfinow, ein Meisterwerk der Ingenieurkunst, feiert dieses Jahr 90-jähriges Jubiläum und ist ein Teil der internationalen Wasserstraße Rotterdam - Klaipeda in Litauen. Was können Sie uns dazu sagen?

Christian Schenk: Der Ort Niederfinow ist für den Wasserbau historisch. Hier sind über 400 Jahre Wasserbau zu sehen und teilweise zu erleben. Der Geländesprung von 36 Metern Höhe entstand in der letzten Eiszeit und macht den Ort so einzigartig und zugleich für die Ingenieure des Wasserbaus zur Herausforderung. Steht man auf den Aussichtsplattformen der Schiffshebewerke, bekommt man einen sagenhaften Ausblick ins Oderbruch. Überwältigt vom weiten Blick ist die Mündung des Finowkanals in die Havel-Oder-Wasserstraße etwas unscheinbar. Jene Wasserstraße die 2020 ihren 400. Geburtstag feierte und mit der alles begann. Denn bevor der Großschifffahrtsweg Berlin-Stettin (heute Havel-Oder-Wasserstraße) entstand, war der Finowkanal der Transportweg Berlins an die Ostsee und umgekehrt. Zur Jahrhundertwende des 19. Jahrhunderts erreichte der Finowkanal (12 Schleusen) seine Kapazitätsgrenze – eine neue Wasserstraße musste her – 1906 begannen die Bauarbeiten. Die 36 Höhenmeter wurden anfangs mit 4 Schleusen, die als Schleusentreppe errichtet wurden, überwunden. Auch hier waren die Wartezeiten so groß, dass eine andere Lösung nötig war. In den 1920er Jahren begannen die Bauarbeiten zum Schiffshebewerk. 1934 wurde es feierlich eröffnet. Das Schiffshebewerk mit seinem Stahl-Fachwerk ist ein architektonisches Meisterwerk und löst bei mir bei jedem Besuch Staunen und Begeisterung aus.

Warum wurde neben dem alten Schiffshebewerk ein neues gebaut? Hat sich der Transport auf dem Wasser derart gesteigert, dass dies nötig war?

Christian Schenk: Das neue Schiffshebewerk wurde in der Tat nötig, um den wachsenden Schiffsgrößen gerecht zu werden und gleichzeitig einen wirtschaftlichen Verkehrsträger Wasserstraße zur Verfügung zu stellen. Das alte Schiffshebewerk kam zudem mit 11.000 Schiffen jährlich an seine Belastungsgrenze. Das Bauwerk Schiffshebewerk ist nun fertig gestellt und ein Nadelöhr beseitigt. Jetzt fehlen noch Teilstrecken der Wasserstraße östlich und westlich von Niederfinow. Erst wenn die gesamte Transitstrecke Berlin-Stettin entsprechend hergerichtet ist, kann auch das neue Schiffshebewerk Niederfinow Nord seine wahre Leistungsfähigkeit zeigen.

Pressedossier