OP an einem Auge (Bild: imago images/agefotostock)
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Mit OP gegen Katarakt - Künstliche Linsen helfen bei Grauem Star

Wenn die Linse im Auge mit zunehmendem Alter eintrübt, setzen Augenärzte und Augenärztinnen künstliche Linsen ein. Doch welche Linse ist die richtige beim Grauen Star? Und welche Komplikationen hat die Kataraktoperation?

Alles liegt im Nebel, Umrisse verschwimmen, Licht blendet, Kontraste verblassen, die Umwelt wirkt zunehmend unscharf und grau, Farben verlieren ihre Leuchtkraft: Wenn die Augenlinse eintrübt, verändert das die Sicht auf die Welt. Der Graue Star oder die Katarakt, wie die Linsentrübung fachsprachlich heißt, ist weit verbreitet. Sie ist erst einmal keine Krankheit, sondern eine natürliche Folge des Alterns. Einige Menschen haben schon mit 45 Jahren eine verschleierte Sicht. Bei den über 65-Jährigen blicken mehr als 90 Prozent wie durch Milchglas.
 
Doch eine klare Sicht bis ins hohe Alter bringt Lebensqualität, die sich alle Menschen wünschen. Bisher gibt es keine Medikamente, die eine Linsentrübung verhindern oder beseitigen können. Daher operieren Augenärzte und Augenärztinnen die Katarakt und setzen statt der eingetrübten Linsen künstliche Linsen ein. Die OP ist ein Routineeingriff – und damit einer der häufigsten in Deutschland. Die Operation wird hierzulande etwa 800.000 Mal pro Jahr durchgeführt. Der passende Zeitpunkt für den Eingriff hängt davon ab, wie stark die Trübungen den Alltag der betroffenen Frauen und Männer beeinträchtigen.

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Die Augenlinse wird trüber und starrer

Verantwortlich für die Katarakt ist eine veränderte Struktur der Augenlinse: Die Linse sitzt im Auge direkt hinter der Regenbogenhaut. Der durchsichtige Körper bündelt das durch die Pupille einfallende Licht, auf der Netzhaut entsteht ein scharfes Bild – durch die hohe Elastizität der Linse in der Nähe und in der Ferne. Mit den Jahren verändert sich die Substanz der Augenlinse; sie wird dicker, trüber und starrer. Jahrelanger Verzicht auf eine Sonnenbrille, Rauchen, Diabetes oder Entzündungen der Netzhaut können die Krankheit genauso begünstigen wie die langfristige Einnahme von Kortison, anderer Medikamente oder auch ein heftiger Schlag aufs Auge.
 
Vor dem Eingriff erfolgt eine genaue Diagnostik mit der sogenannten Stablampe. Je nach Befund wählt das Team in der Augenarztpraxis gemeinsam mit dem Patienten oder der Patientin eine passende künstliche Linse aus, die zukünftig die getrübte menschliche Linse ersetzt. Heute können künstliche Linsen auch komplexe Sehfehler korrigieren und damit eine Brille überflüssig machen.

Intraokulare Linsen (IOL) - die Qual der Wahl

Die Auswahl ist mitunter eine Qual der Wahl. Denn es gibt viele unterschiedliche Linsen: Standardlinsen, Multifokallinsen und torische Linsen. Alle modernen intraokularen Linsen haben einen integrierten UV-Schutz, der schädliches UV-Licht zu 100 Prozent absorbiert. Folgende Linsen werden unterschieden:
 
1) Monofokale Standardlinsen haben nur einen Brennpunkt. Normalerweise liegt der in der Ferne, so dass die Patienten und Patientinnen für die Nähe eine Lesebrille benötigen. Die Kosten dafür übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen.
 
2) Multifokale Linsen haben mehrere Brennpunkte und ermöglichen damit das Sehen in unterschiedlichen Distanzen: Objekte in der Nähe (Zeitung), in der mittleren Distanz (Computer, Tacho) und der Ferne (Theater, Oper). Theoretisch wird so eine brillenfreie Sicht in der Nähe und der Ferne realistisch.
Leider erfüllt sich diese Hoffnung bei vielen Patienten nicht. Sie brauchen beispielsweise für die Fernsicht, wie beim Autofahren, oder auch zum Lesen weiterhin eine meist leichte Brille. Die Kassen zahlen nur den gleichen Grundbeitrag wie beim Einsatz einer Monofokallinse.
Nicht geeignet sind die Multifokallinsen bei einer fortgeschrittene Erkrankung der Netzhaut sowie bei Erkrankungen der Hornhaut und des Sehnervs. Zudem können vermehrte Blendungen, Bildunschärfen oder der sogenannte Haloeffekt auftreten. Dabei sehen Betroffene um helle Lichter ein Phänomen wie einen Heiligenschein. Die "Halos" können kreisförmig oder als Strahlen auftreten. Das Gehirn kann im Laufe von einigen Monaten verlernen, die störenden Lichtringe wahrzunehmen.
 
3) Torische Linsen korrigieren neben Kurz- oder Weitsichtigkeit zusätzlich auch eine Hornhautverkrümmung. In der Medizinersprache heißt das Astigmatismus. Die torischen Linsen gibt es als monofokale und als multifokale Linsen. Auch hier müssen Patientinnen und Patienten Zuzahlungen leisten.

Mit Kontaktlinsen überbrücken

Nicht empfehlenswert ist es, sich zwei unterschiedliche Linsen einsetzen zu lassen, also zum Beispiel eine Multifokallinse und eine Monofokallinse. Denn das Gehirn stellt aus beiden Augen ein Mischbild her und dieses Zusammenspiel aus beiden Linsen würde nicht gut funktionieren. Denn dabei gibt es Kontrast- und Blendungsunterschiede sowie störende Schattenbilder.
 
Nicht selten müssen Betroffene eine Zwischenlösung akzeptieren - wenn nämlich das eine Auge bereits operiert ist, das andere aber noch nicht. Dann hilft eine Kontaktlinse auf dem noch unbehandelten Auge. Ohne zusätzliche Sehhilfe muss das Gehirn die unterschiedlichen Dioptrien ausgleichen. Ist der Unterschied zwischen beiden Augen zu groß, werden unterschiedlich große Bilder auf die Netzhaut projiziert. Die Folge sind Schwindel, Kopfschmerzen oder Probleme beim Laufen. Experten raten daher, die beiden Augen möglichst kurz hintereinander operieren zu lassen.

Die Operierenden zerstören die trübe Linse mit Ultraschall

Die Staroperation erfolgt mithilfe eines Mikroskops - das Operationsteam hat so eine exakte Sicht ins Auge. Über einen feinen Schnitt am Rande der Hornhaut gelangen die Fachleute zur Linse. Dann zerkleinern sie mit Ultraschallenergie den Linsenkern und saugen die Stücke ab. Ist die trübe Linse aus dem Kapselsack entfernt, führt das Team die neue Linse ein. Die Kunststofflinse ist dafür zunächst noch zusammengefaltet; erst durch Wärme entwickelt sie ihre eigentliche Form. Durch kleine, sich aufspannende Fortsätze an den Seiten wird die Linse nun stabil im Kapselsack verankert.
Vor dem Austausch der Linse wird das Auge mit einem Gel oder einer Spritze leicht betäubt. Auf Wunsch kann sich der Patient oder die Patientin in einen leichten Dämmerschlaf versetzen lassen. Der Eingriff dauert 10 - 20 Minuten.
 
Die Linsenoperation kann mit dem Skalpell oder dem Laser durchgeführt werden. Inzwischen sind die Kunstlinsen so weich und biegsam, dass man sie ganz klein zusammenrollen kann. Deshalb braucht man nur noch einen sehr kleinen Schnitt, um die Linse ins Auge einzupflanzen. Dieser gelingt sowohl mit dem Skalpell als auch mit dem Laser, der wie ein "Lichtmesser" fungiert. Es ist aber nicht unbedingt notwendig, die Lasermethode zu wählen.
 
In jedem Fall ist es wichtig, einen Anbieter zu wählen, der die Operation schon häufig ausgeführt hat. Denn auch beim Einsatz von Intraokularlinsen wächst das Können mit der Zahl der Eingriffe des Operateurs. Als Richtwert gilt, dass ein Augenarzt oder eine Augenärztin mindestens 300 Operationen unter Aufsicht durchgeführt haben muss, bevor er oder sie eigenständig eine Linsentrübung des Auges operiert.

Keine Operation bringt die ursprüngliche Sehkraft zurück

Staroperationen zählen zu den sichersten Eingriffen überhaupt. Komplikationen wie Infektionen im Auge treten sehr selten auf und können gut behandelt werden. Trotzdem müssen die Patienten im Vorfeld des Eingriffs darüber aufgeklärt werden, dass auch eine moderne Kunstlinse nicht die Fähigkeiten einer jugendlichen, menschlichen Linse hat. Nach dem Eingriff können die Sehleistung und die Brechkraft des Auges für vier bis sechs Wochen noch schwanken, bevor sie sich stetig verbessern. Eine eventuell notwendige Brille wird frühestens nach sechs Wochen angepasst.

Was bezahlt die Krankenkasse?

Um die Vor- und Nachteile der verschiedenen Linsentypen abzuwägen, kann es hilfreich sein, eine zweite ärztliche Meinung einzuholen. Gesetzliche Krankenkassen übernehmen nach der Diagnose eines Grauen Stars sowohl die Kosten für die Operation und für das Einsetzen einer Standard-Linse, als auch die Kosten für die Vor- und Nachbehandlung.
 
Zusatzleistungen, wie zum Beispiel eine Sonderlinse oder den Einsatz des Lasers statt des Skalpells, bezahlen Patient bzw. Patientin jedoch selbst. Wer Fragen zur Kostenübernahme hat, sollte sich an seine Krankenkassen wenden.

Die typische Nebenwirkung der Grauen-Star-Operation

Auch nach der Operation sind nicht alle Gefahren gebannt. Es gibt einige wenige typische Nebenwirkungen der Grauen-Star-Operation. Die häufigste ist der sogenannte „Nachstar“: Je jünger der Patient ist, desto eher muss er mit dieser Nebenwirkung rechnen. Dabei handelt sich um erneute Eintrübungen an der noch im Auge belassenen Hinterkapsel der herausoperierten Linse. Im Medizinerdeutsch spricht man auch von Kapselfibrose. Behandelt wird der Nachstar, wenn Operierte ihn als störend empfinden oder die Sehschärfe/Kontrastwahrnehmung deutlich reduziert ist.

Text: Beate Wagner

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