Hallux rigidus: Füße mit Fehlstellung der Großzehen auf Holzboden (Bild: imago/YAY images)
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Stechender Schmerz im Zeh - Hallux rigidus: Ursachen, Symptome & Behandlung

Der Hallux rigidus ist eine Bewegungseinschränkung (Versteifung) der Großzehe, die durch Arthrose entsteht und starke Schmerzen bewirkt. Was hilft?

 

Hallux rigidus kommt aus dem Lateinischen und heißt "steife Großzehe". Neben dem Hallux valgus ist es die zweithäufigste Bewegungsstörung der Zehen. Bei der Erkrankung kommt es zu einer Versteifung des Großzehengrundgelenkes und das schränkt die Beweglichkeit auf Dauer ein. Ebenso sind aber Schmerzen bei Bewegung wichtiges Symptom und Folge, denn schließlich ergibt sich eine Fehlstellung im Vorderfuß.

Wie Sie die Erkrankung erkennen, was gegen die beginnende Versteifung des Großzehengrundgelenkes früh hilft und welche Therapien gegen eine fortgeschrittene Fehlstellung helfen, lesen Sie hier.

Was ist ein Hallux rigidus?

"Im Prinzip ist es eine Bewegungseinschränkung des Großzehengrundgelenkes. Diese wiederum ist bedingt durch einen Verschleiß der Gelenkflächen in diesem Bereich, entsprechend einer Arthrose", sagt Dr. Stephan von Ruediger, niedergelassener Fußchirurg aus Berlin-Charlottenburg.

Um sich zu schützen bildet das Zehenglenk, genauer das Großzehengrundgelenk, häufig einen extra Knochen. Die Gelenkflächen reiben aneinander und können das Gelenk schädigen und völlig verschleißen.
Übrigens: Von allen Patienten mit Hallux rigidus sind 70 Prozent Männer. Warum gerade sie von der Versteifung des Großzehengrundgelenkes betroffen sind, ist noch unklar. Wahrscheinlich spielt die Veranlagung und die Fußform eine Rolle.

Der Unterschied zwischen Hallux rigidus und valgus:
Während beim Hallux rigidus die Zehen von einer Arthrose betroffen sind, handelt es sich beim Hallux valgus in erster Linie um eine Fehlstellung der Großzehe. Aber: Auch hier kann in der Folge eine Arthrose entstehen.
 
 

Ursachen für Hallux rigidus

"Häufig kann man nicht eine einzige Ursache finden. Oft führen Fehlbelastungen, die zum Beispiel durch Fußfehlstellungen bedingt sind, zu einem Hallux rigidus. Es ist auch möglich, dass die Knochen im Fuß in ihrem Längenverhältnis anders angelegt sind, zum Beispiel, dass der erste Mittelfußknochen oder die Großzehe selbst zu lang sind. Das kann zu einer verstärkten Druckbelastung im Schuh oder auch zu einer Schonhaltung mit veränderter Fußbelastung führen", sagt Dr. Stephan von Ruediger.

Weitere mögliche Ursachen für die Fehlstellung durch Hallux rigidus sind Verletzungen durch besonders fußbelastende Sportarten: Kickboxen oder Fußball z. B. erhöhen das Risiko einen Hallux rigidus zu entwickeln. "Durch den Tritt können sogenannte Mikrotraumen im Fuß entstehen", so Dr. von Ruediger.

Etwas seltener spielen bei der Entstehung entzündliche Erkrankungen wie Gicht oder Rheuma eine Rolle. Bei der Gicht kann es durch die Erhöhung der Harnsäure im Blut zu Gichtkristallen und Ablagerungen im Großzehengrundgelenk kommen, die dann an den Gelenkflächen reiben, bzw. die Reibungsfläche der Gelenkflächen vergrößern.

"Wichtig ist es immer, den ganzen Körper zu beurteilen. Fußprobleme können zum Beispiel auch einmal durch eine Fehlhaltung im Wirbelsäulenbereich bedingt sein, die dann ihrerseits ein Fehlstellung in der Hüfte auslösen kann, das verändert dann die Beinachsen und greift letztlich auf den Fuß über", sagt Dr. Stephan von Ruediger, niedergelassener Fußchirurg aus Berlin.

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Symptome: Wie erkenne ich Hallux rigidus?

Hellhörig werden sollten Menschen, die plötzlich einschießende Schmerzen im Großzehengrundgelenk spüren, vor allem in Ruhephasen oder in der Nacht. "Der Ruheschmerz ist im Vergleich zum Hallux valgus ein typisches Symptom für den Hallux rigidus", bestätigt Dr. Stephan von Ruediger.

Häufig macht ein Hallux rigidus auch beim Abrollen des Fußes Probleme - durch die Arthrose reiben dann die Gelenkflächen, von wenig oder kaum schützendem Knorpel getrennt, aneinander. Im Verlauf kann sich das Großzehengrundgelenk überwärmt und taub anfühlen, geschwollen sein und Bewegung kann eingeschränkt sein.

Diagnose: Welcher Arzt stellt Hallux rigidus fest?

Dass mit dem Gelenk etwas nicht stimmt und eine Arthrose vorliegt, kann in der Regel ein Hausarzt oder eine Hausärztin feststellen. Wenn die Diagnose Hallux rigidus dann im Raum steht, sollte sich ein Orthopäde oder eine Fußchirurgin das Gelenk anschauen.

Die Diagnose wird auf Basis der Krankengeschichte (wichtig sind auch Infos über Schmerzen) und natürlich optischen Merkmalen, wie Schwellungen und Fehlstellungen getroffen. Dazu kommen Befunde aus dem Röntgenbild. Um Fehlstellungen sichtbar zu machen, ist die sogenannte belastete Aufnahme Standard.
Typisch für den Hallux rigidus ist: Der Spalt zwischen den Knochen, die im Großzehengrundgelenk aufeinandertreffen - und damit der Abstand zwischen den Gelenkflächen -, ist auf dem Röntgenbild deutlich verkleinert.

Therapie: Welche Behandlung hilft bei Hallux rigidus?

Welche Behandlung in Frage kommt, hängt ganz vom Stadium des Hallux rigidus und dem Grad der Fehlstellung ab: Gängige Schmerzmittel und Schmerzgels können erste Beschwerden lindern. "Auch Blutegel, die in der Naturheilkunde oder in der Traditionellen Chinesischen Medizin Anwendung finden, können bei der Behandlung der Arthrose schmerzlindernd wirken", sagt Stephan von Ruediger.
Allerdings: Die Ursache für die Versteifung des Großzehengrundgelenks wird damit nicht behoben und die Symptome können nur eine Zeit lang in Schach gehalten werden.

Langfristig entlasten können orthopädische Hilfsmittel wie spezielle Einlagen. Das Ziel: Das Großzehengrundgelenk schonen, wenn der Fuß beim Laufen abgerollt wird. Übrigens: Spezielle Übungen oder Physiotherapie helfen bei Hallux rigidus in der Regel nicht.

Wenn die Arthrose-Erkrankung am Großzehengrundgelenk schon zu viel Schaden an den Gelenkflächen angerichtet hat und starke Schmerzen hervorruft, kann eine OP unumgänglich werden. Möglichkeiten sind dann der Gelenkersatz oder die Versteifung des Zehengelenkes: die Arthrodese.
 
Im Gegensatz zur Versteifung durch die Erkrankung werden bei der Arthrodese mittels Schrauben und Platten die Knochen des Gelenkes sozusagen neu ausgerichtet und fixiert, um schmerzhafte Reibung der Gelenkflächen zu vermeiden. Ziel der Arthrodese ist also immer: Schmerzen vermeiden und grundsätzlich so Beweglichkeit wieder herstellen.
Risiken bei einer Arthrodese sind neben den normalen Operationsrisiken z. B. Unverträglichkeiten gegen das OP-Material außerdem Bewegungseinschränkungen und chronische Schmerzen - da dies aber auch für die ursprüngliche Erkrankung gilt, muss eine gute Abwägung mit den betreuenden Medizinern getroffen werden.

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Wann sollte man Hallux rigidus operieren?

Ist der Hallux rigidus weit fortgeschritten kann eine OP nötig sein, vor allem, um die Schmerzen zu bekämpfen. Je nach Fortschritt der Erkrankung unterscheiden sich die Methoden der Therapie:

Bei der sogenannten Cheilektomie werden die knöchernen Ablagerungen am Gelenk abgetragen. Dies Hallux-OP nimmt den Druck vom Gelenk, bzw. den Gelenkflächen, und lindert den Schmerz.
 
Ist der Gelenkknorpel schon zu stark abgenutzt (Arthrose), kann es eine Option sein, das Gelenk zu versteifen (Arthrodese). "Da bekommen Betroffene einen großen Schreck und denken häufig, sie könnten dann nicht mehr laufen. Das allerdings stimmt so nicht, denn die Großzehe wird in eine solche Stellung gebracht, so dass man ohne Probleme - wie über eine Wippe - gut abrollen kann", sagt Dr. Ruediger. Es geht also um eine Versteifung - im Gegensatz zu der, die die Arthose im Zehengrundgelenk selber bedingt - die eine möglichst große Beweglichkeit ohne Schmerzen zulässt und sozusagen dahingehend "optimiert" ist.

Beitrag von Laura Will

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