Arthrose: Physiotherapeut an Knie eines Patienten, darauf 3D-Knochenabbildung (Bild: imago/Westend 61)
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Therapien bei Schmerzen im Gelenk - Arthrose: Symptome, Ursachen & Behandlung

Arthrose führt oft zu Gelenkschmerzen in Schulter, Finger oder Knie. Wie man Symptome erkennt und welche Behandlung hilft, lesen Sie hier.

Arthrose ist ab dem 40. Lebensjahr weit verbreitet: mit 80 hat sie so gut wie jeder. Doch wie deutet man die Anzeichen richtig und was kann man dann gegen die Symptome, also Gelenkschmerzen, tun? Wann kommt man um eine OP gegen die Folgen von Arthrose nicht herum? Was kann Akupunktur und wie kann Ernährung bei Arthrose Schmerzen vermeiden und langfristig gegen Gelenkschmerzen helfen?
 
Die rbb Praxis liefert einen Überblick und zeigt, wie sich Folgeerscheinungen und Symptome der Arthrose in Knie, Hand, Fingern, Hüfte und Schulter verhindern lassen. Auch was Betroffene zum Beispiel mit Ernährung oder einer Gewürzmischung gegen Arthrose tun können, lesen Sie hier.

Wer bekommt Arthrose? Wie häufig ist sie?

Arthrose ist eine Volkskrankheit: Etwa fünf Millionen Menschen in Deutschland sind betroffen, Tendenz steigend.
 
Ab dem 60. Lebensjahr hat gut jede zweite Frau und jeder dritte Mann Arthrose, sie betrifft also häufiger Frauen als Männer.
Vor dem 30. Lebensjahr ist nur einer von hundert Betroffen. Meist beginnt der Gelenkverschleiß ab etwa 40 Jahren, hat aber auch viel mit dem individuellen Lebensstil zu tun..

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Ursachen: Wovon bekommt man Arthrose?

Normalerweise wird ein Gelenk von einer Bindegewebskapsel umhüllt. Die Gelenkflächen sind von einer glatten Knorpelschicht überzogen. Dieser Knorpel schützt die Knochen und ermöglicht reibungslose Bewegungen.
 
Die Schleimhaut an der Innenseite der Gelenkkapsel entsorgt feinen Knorpelabrieb und produziert Gelenkschmiere. Diese bewegt alle Gelenkteile und "ernährt" den gefäßlosen Knorpel. Durch regelmäßige Be- und Entlastung, also Bewegung, wird die Gelenkschmiere in den Knorpel "eingewalkt".
 
Wird der Knorpel zu wenig oder falsch belastet,
• wird er unterernährt
• wird die Oberfläche weicher
• bilden sich Risse
• sterben Knorpelzellen ab.
 
Die Folge sind Symptome der Arthrose.

Knie, Schulter, Finger: Wo tritt Arthrose am häufigsten auf?

Die Arthrose tritt in allen Gelenken auf, am häufigsten jedoch in Hüfte und Knie. Fehlstellungen wie X- und O-Beine, Bewegungsmangel und Übergewicht erhöhen die Gefahr zu erkranken.
 
Bei nahezu jedem Betroffenen tritt Arthrose in den Händen auf: die Gelenke in den Fingern, am Daumen (Daumensattelgelenk) oder auch das Handgelenk sind dann von Gelenkschmerzen betroffen.

Was sind die häufigsten Symptome von Arthrose?

Zu den bekanntesten und häufigsten Beschwerden bei Arthrose in einem Gelenk zählen:
 
quälende Schmerzen, zunächst nur bei Bewegung, später auch in Ruhe.
• eine eingeschränkte Beweglichkeit und steife Gelenke. Kaltes und feuchtes Wetter verschlimmern die Arthrose bedingten Beschwerden.
• der so genannte Anlaufschmerz: Nach längerem Ruhen sind dabei vor allem die ersten Bewegungen morgens nach dem Schlafen schmerzhaft. Je mehr sich die Gelenke "warmlaufen", desto eher lässt der Schmerz nach.

Verlauf: Wie schnell schreitet Arthrose voran?

Schreitet die Arthrose voran, werden die vielen abgestorbenen Knorpelzellen nicht mehr abgebaut. Es wird immer weniger Gelenkschmiere produziert. Das Gelenk entzündet sich und schwillt an.
 
Kann der defekte Knorpel die Gelenkknochen nicht mehr vor Belastung schützen, bilden sich knöcherne Ausläufer; der Gelenkspalt verschmälert sich. Das Gelenk wird zusehends steifer, schmerzhafter und irreversibel geschädigt.
 
Im weiteren Verlauf kommt es zu Reizungen des Gelenks mit Schwellungen und Ergüssen und später auch zu Verformungen der Gelenke.

Was kann man selbst bei Arthrose tun?

Die Arthrose ist chronisch - es gibt also keine Heilung und sie verschwindet auch nicht von allein wieder. Wichtig ist eine frühe Therapie, damit die Erkrankung nicht fortschreitet und die Gelenkschmerzen so zunehmen.
 
Betroffene können selbst viel gegen ein Fortschreiten der Arthrose tun:
 
Gewicht reduzieren: Wenn die Gelenke weniger Eigengewicht tragen müssen, kann das ein Drittel der Schmerzen einsparen. Forscher wissen: Wer fünf Kilo abnimmt, halbiert sein Risiko für Arthrose.
 
• Auf die Ernährung achten: Viel Obst, Gemüse und Vollkorn zu sich nehmen und statt Fleisch lieber Fisch essen. Rotes Fleisch und Schweinefleisch enthalten viele gesättigte Fettsäuren. Sie begünstigen die entzündlichen Prozesse in den Gelenken. Noch gezielter kann man mit antientzündlicher Ernährung "gegensteuern". Auch Ernährungsprinzipien aus der ayurvedischen Medizin konnten schon Erfolge in Studien bringen.
 
• Regelmäßig Sport treiben: Das stärkt die Muskulatur, regt die Nährstoffversorgung an, schmiert die Gelenkflächen und entlastet den geschädigten Knorpel.
 
Akupunktur ausprobieren: Die Methode der Traditionell Chinesischen Medizin (TCM) kann den Schmerz durch Arthrose lindern und die Gelenkfunktion verbessern. Der Reiz der Akupunkturnadel führt dazu, dass der periphere Schmerz nicht an das Gehirn weitergeleitet wird. Zudem werden so genannte Endorphine freigesetzt. Die Kosten für eine Akupunktur werden nur bei chronischer Kniegelenksarthrose übernommen.
 
Yoga, progressive Muskelentspannung und Ayurveda lohnen als Versuch gegen Arthrose. Die ayurvedische Therapie beinhaltet Ölmassagen, Dampfbehandlungen und Kräuterbeutelmassagen, Ernährung und Bewegung.

Behandlung: Welche Medikamente helfen bei Arthrose?

Neben Änderungen des Lebensstils gibt es auch eine Reihe von Medikamenten, die zur Behandlung der Arthrose wirksam eingesetzt werden können. Ziel der medikamentösen Therapie ist es immer Schmerzen zu reduzieren und die Gelenke beweglich zu halten.
 
Entzündungshemmend und schmerzlindernd wirken so genannte "nicht steroidale Antirheumatika" (NSAR). Dazu zählen Diclofenac, Ibuprofen oder Naproxen oder so genannte Cox-2-Hemmer, wie Celexoib oder Etoricoxib.
 
Teilweise sind diese Mittel auch rezeptfrei in der Apotheke erhältlich, allerdings sind für eine spürbare Linderung oft höhere, verschreibungspflichtige Dosierungen nötig. Es gibt auch Salben und Cremes mit entsprechenden Wirkstoffen.

Welche Spritzen helfen bei Arthrose?

Ist der Knorpelschaden durch Arthrose noch nicht zu groß, werden Medikamente oft auch direkt ins Gelenk gespritzt.
 
Folgende Spritzenanwendungen gibt es bei Arthrose:
1) Kortison: Die Spritzen sollen die Entzündung eindämmen. Studien zeigen jedoch, dass Kortison - wenn überhaupt - nur einen kurzzeitigen Vorteil gegenüber reiner Kochsalzlösung hat. Langfristig dämpft das gespritzte Kortison die körpereigene Abwehr und fördert Infektionen.
 
2) Radiosynoviorthese (RSO): Die radioaktive Substanz wird in das Gelenk gespritzt und verteilt sich dort. Von den radioaktiven Teilchen werden die Entzündungszellen "angelockt": Die Entzündungszellen greifen die radioaktiven Teilchen dann an und fressen sie auf. Die radioaktive Strahlung tötet die Entzündungszellen ab.
So werden Entzündungsprozesse gemindert: Die Schwellung geht zurück und damit die Schmerzen.
Die Therapie ist für fast alle Gelenke anwendbar. Doch die Reichweite der Strahlung im Gelenk ist begrenzt, maximal einen Zentimeter weit.
Die RSO gilt als nebenwirkungsarm, aber es können - wie bei jeder Spritze - Keime ins Knie kommen und ihrerseits Entzündungen auslösen. Den Eingriff übernehmen die Kassen.
 
3) Hyaluronsäure: Es soll die Gleitfähigkeit im Gelenk verbessern. Hyaluronsäure kommt im gesunden Gelenk in der Schleimhaut, der Schmiere und dem Knorpel vor.
Das Wirkprinzip der Spritze: Hyaluronsäure blockiert entzündliche Botenstoffe - und bremst so die Schmerzen und verbessert die Beweglichkeit. Die Wirkung hält bis zu zwei Jahre an. Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) empfiehlt die Therapie. Die Kosten tragen die Betroffenen selbst.
 
4) Eigenbluttherapie: Dabei wird dem Patienten oder der Patientin Blut abgenommen. Das Blut wird zentrifugiert, so dass sich die schweren Blutkörperchen vom Plasma absetzen. Das Plasma wird dem Patienten oder der Patientin dann wieder gespritzt. Es enthält Zellen, die sich an die Oberfläche des Knorpels heften sollen und dort Wachstumsfaktoren freisetzen. Aber: Studien konnten bisher keine nachhaltige Wirkung belegen. Zudem können - wie bei jeder Injektion - Bakterien eindringen.

Ernährung: Was soll man bei Arthrose essen?

Auch eine spezielle antientzündliche Ernährung kann Arthrose lindern, denn die Arthrose basiert auf Entzündungsprozessen im Gelenk.
 
Arthrosepatienten sollen außerdem möglichst auf Alkohol und Zigaretten verzichten - auch dadurch werden Entzündungsreaktionen im Körper nämlich gefördert.
 
Wer seinen Fleischkonsum reduziert und statt dessen lieber Fisch oder gleich Vollkorn und Gemüse isst, kann entzündlichen Prozessen in den Gelenken entgegen wirken.
 
Kurkumaextrakt kann ähnlich wie Ibuprofen Schmerzen reduzieren.
Zudem helfen Gewürze wie Kurkuma, Chili und Zimt gegen Gelenkschmerzen.

Prothese: Wann muss ein künstliches Gelenk eingesetzt werden?

Helfen konservative Maßnahmen (Gewichtsreduktion, Bewegung & Ernährungsumstellung, Medikamente) nicht gegen die Gelenkschmerzen und Folgen einer Arthrose, ersetzen Orthopäden und Chirurgenteams ein verschlissenes Gelenk durch ein künstliches Gelenk, die sogenannte Prothese.
 
Sinnvoll ist das allerdings nur, wenn das Gelenk noch nicht komplett versteift ist, die Kapsel noch nicht geschrumpft und die Sehnen noch nicht verkürzt sind. Auch das künstliche Gelenk braucht eine "Infrastruktur", um optimal arbeiten zu können.
 
Übrigens kann nicht nur das Gelenk selbst, sondern auch der Knorpel ersetzt werden, beispielsweise im Fall einer massiven Kniearthrose. Allerdings ist der Ersatz des hochkomplexen Gewebes kompliziert und wird weiter erforscht.

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Beitrag von: Beate Wagner

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