Schmerzhafte Fehlstellung der Hüfte - Hüftdysplasie bei Erwachsenen: Symptome & Behandlung
Die Fehlstellung im Hüftgelenk fällt i. d. R. bei Säuglingen auf. Bei Erwachsenen kann sie Schmerzen & Hüftarthrose (Coxarthrose) auslösen. Hilfe bieten OPs.
Wenn von Hüftdysplasie die Rede ist, denken die meisten Menschen an die angeborene Hüftdysplasie beim Säuglingen. Bei den meisten Fällen der Hüftdysplasie in Deutschland handelt es sich auch tatsächlich um eine angeborene Fehlbildung der Hüfte bei Neugeborenen. Diese Dysplasie von betroffenen Kindern wird heute beim Ultraschall in den ersten Lebenstagen und Lebenswochen von einem Hüftspezialisten (Orthopäde oder Orthopädin) entdeckt.
Aber: Auch bei Erwachsenen kann die Hüftdysplasie vorkommen oder auftauchen – und das dann mit schmerzhaften Folgen, die die Bewegung einschränken. Was Ursachen dafür sind und was hilft, lesen Sie hier.
Was ist eine Hüftdysplasie?
Bei der Hüftdysplasie ist der Rand der Gelenkpfanne nicht vollständig ausgebildet, so dass der Gelenkkopf nicht fest gehalten wird und aus der Pfanne herausrutschen kann. Die betroffenen Kinder erhalten als Therapie sogenannte Spreizhosen.
Doch auch Erwachsene können eine Hüftdysplasie haben. Sie ist entweder auch angeboren – und bisher nicht entdeckt. Oder die Fehlstellung des Hüftgelenks wird erworben, zum Beispiel durch einen Sturz oder anderen Unfall.
Der Begriff Hüftdysplasie umfasst neben der häufigen Störung der Verknöcherung in früher Kindheit auch andere Fehlstellungen des Hüftgelenks.
Hintergrund: Das Hüftgelenk besteht aus dem Oberschenkelkopf und der Hüftpfanne. Ist die Stellung von Hüftkopf und Hüftpfanne nicht korrekt, führt das dazu, dass das Hüftgelenk mittelfristig nicht richtig funktioniert, nicht richtig beweglich ist und Spätfolgen wie die Arthrose mit sich bringt.
Bei der Dysplasie im Erwachsenenalter liegt also der Hüftkopf des Oberschenkels nicht fest in der Hüftgelenkpfanne verankert. Die Gelenkpfanne im Hüftgelenk überdacht den Oberschenkelkopf nur unzureichend. Die Beweglichkeit des Hüftgelenks ist deshalb eingeschränkt.
Warum ist eine Hüftdysplasie bei Erwachsenen problematisch?
Häufige Folge der Hüftdysplasie ist, dass der Hüftkopf aus der zentrierten Position in der Hüftgelenkspfanne herausrutschen kann. Das führt zu einer teilweisen oder vollständigen Verrenkung im Hüftgelenk. Im schwersten Fall – auch Hüftluxation genannt – rutscht der Kopf vom Oberschenkelknochen komplett aus der Gelenkpfanne heraus.
Eine Hüftdysplasie kann zusammen mit anderen Fehlbildungen vorkommen. Häufiger ist allerdings die isolierte Hüftdysplasie. Eine Hüftdysplasie und eine Luxation (Ausrenkung des Oberschenkelkopfes) können entweder nur an einer Hüfte oder an beiden Hüftgelenken auftreten.
Wo haben Erwachsene Schmerzen bei einer Hüftdysplasie?
Auch beim Erwachsenen ist die Hüftdysplasie meist eine angeborene Entwicklungsstörung. Wird sie nicht diagnostiziert, kann sie erst einmal lange ohne Schmerzen oder Beschwerden bleiben. Die Belastung des Gelenks und die Abnutzungserscheinungen vollziehen sich unbemerkt. Oft nach Jahren führt die Dysplasie dann erst zu den typischen Symptomen. Dazu zählen:
• stechende Leistenschmerzen, wie bei einer Zerrung,
• seitliche Hüftschmerzen,
• Bewegungseinschränkung,
• Gelenkinstabilität,
• Gelenkblockaden.
Die Symptome einer Hüftdysplasie im Erwachsenenalter sind zunächst belastungsabhängig, das heißt sie treten zunächst zum Beispiel nur beim Sport oder sonstiger körperlicher Betätigung auf.
Typischerweise haben Patienten auch das Gefühl, dass etwa das Gelenk plötzlich "wegknickt". Ein Gefühl der Gelenksinstabilität sowie steife Gelenkblockaden sind ebenfalls Indikatoren für eine mögliche Hüftdysplasie.
Welche Spätfolgen ergeben sich durch eine Hüftdysplasie?
Wird die Hüftdysplasie nicht behandelt, kommt es bei schweren Formen zu bleibenden Schäden des Hüftgelenks. Beschwerden sind dann Hinken, Gangstörungen und Schmerzen.
In schlimmen Fällen kommt es zur Hüftarthrose. Diese sogenannte Coxarthrose äußert sich je nach Schweregrad unterschiedlich. Es gibt drei verschiedene Schweregrade der Arthrose in der Hüfte.
Häufige, gravierende Spätfolgen einer unbehandelten Hüftdysplasie sind ab dem jungen Erwachsenenalter:
• Hüftschmerzen und Schmerzen im Bereich der Leisten
• Vorzeitiger Verschleiß des Hüftgelenks mit und durch Coxarthrose
• Ausrenkung des Hüftkopfes aus der Gelenkpfanne mit Verletzung der Gelenklippe
• schwere Gehbehinderungen und Instabilität der Beine
• Wirbelsäulenkrümmung durch unterschiedliche Beinlängen
• Unspezifische Knieschmerzen, Rückenschmerzen, Nackenschmerzen und Kopfschmerzen.
Was sind Ursachen von Hüftdysplasie bei Erwachsenen?
Bei der Entwicklung einer instabilen, dysplastischen Hüfte spielen genetische, mechanische, hormonelle Faktoren sowie Umwelteinflüsse eine Rolle. Die Hüftdysplasie gehört damit zu den multifaktoriell verursachten Erkrankungen. Die Ursachen der angeborenen Hüftdysplasie bei Säuglingen sind meist noch nicht vollständig ausgereifte Strukturen, wie das Knorpelgewebe des Hüftgelenks, zum Zeitpunkt der Geburt.
Zudem gibt es einige Risikofaktoren für eine Hüftdysplasie. Bei Erwachsenen sind das zum Beispiel:
• die nicht erkannte Hüftdysplasie,
• die unzureichende Therapie einer erkannten Dysplasie (in der Kindheit durch Eltern und Mediziner) oder
• eine erworbene Hüftluxation (Ausrenkung des Oberschenkelkopfes) durch zum Beispiel einen Auffahrunfall im Straßenverkehr oder einen Sturz aus großer Höhe.
Wie wird eine Hüftdysplasie bei Erwachsenen diagnostiziert?
Zunächst schildert der Patient der Ärztin in dem Anamnesegespräch seine Beschwerden. Die behandelnde Spezialistin (Bereich Orthopädie) untersucht dann den Patienten körperlich. Dabei prüft sie vor allem die Beweglichkeit des Hüftgelenks, den Zustand der Pfanne und des Oberschenkelknochens sowie das Gangbild des Betroffenen.
Das klinische Bild ergibt erste Hinweise auf die Hüftdysplasie. Die sichere Diagnose erfolgt durch die bildgebende Untersuchung, das klassische Röntgenbild. Eine gründliche Diagnostik ist die Grundlage für die anschließende Therapie, die exakt auf die anatomischen Besonderheiten der Patienten abgestimmt wird.
Behandlung: Was hilft bei Hüftdysplasie bei Erwachsenen?
Bei der konservativen Behandlung trainieren Betroffene die hüftstabilisierenden Muskeln. Zudem lockert der Physiotherapeut oder die Physiotherapeutin manualtherapeutisch zum Beispiel die Muskulatur am Oberschenkel und senkt so den Druck auf das Hüftgelenk.
Für das tägliche Training zuhause zeigt eine Physiotherapeutin dem Patienten leicht umsetzbare Übungen – das aktive Mitwirken von Betroffenen ist sehr wichtig für die effektive Behandlung und den Behandlungserfolg. Patientinnen und Patienten lernen genau die Bewegungen kennen, die ihnen helfen, schmerzfrei beweglich zu bleiben.
Generell muss das betroffene Gelenk entlastet werden. Patienten sollten also bestehendes Übergewicht verlieren, also abnehmen. Zusätzlich können gelenkschonende Sportarten wie Schwimmen, Radfahren oder Wandern in ebenem Gelände einem vorzeitigen Gelenkverschleiß durch die Hüftdysplasie entgegenwirken.
Das wichtigste Ziel der Behandlung bei erwachsenen Patienten und Patientinnen mit Hüftdysplasie ist ein annähernd normales Gangbild und möglichst keine Schmerzen. Die individuell zugeschnittenen physiotherapeutischen Maßnahmen und schmerzstillende Medikamente sind dabei hilfreich.
OP Methoden: Welche Operationen sind möglich & sinnvoll?
Nicht selten steht am Ende einer solchen Fehlbildung der Hüfte im Erwachsenenalter dann aber doch eine Operation. Das ist dann der Fall, wenn Patienten durch eine Fehlstellung des Hüftkopfes und des Oberschenkelhalses zum Beispiel starke Schmerzen in der Leiste haben.
Je nach Situation gibt es verschiedene operative Methoden:
Dazu zählen zum Beispiel die Beckenosteotomie, eine femorale Korrektur-Osteotomie oder das Einsetzen einer Hüftendoprothese (Hüft-TEP).
Der Begriff Osteotomie als Behandlung bezeichnet einen Knochenschnitt zur Korrektur von Fehlstellungen und Fehlbildungen bei Gelenken. Die Behandlung mit einer Form der Osteotomie wird häufig an den Beinen eingesetzt (z. B. Knie) oder eben der Hüfte.
Bei der sogenannten dreifachen Beckenosteotomie löst der Operateur die Hüftpfanne zum Beispiel aus ihrem Beckenverbund und durchtrennt an drei Stellen die Knochen, die das Becken bilden. So stellt er einen anatomisch korrekten Überdachungswinkel des Hüftkopfes durch die Hüftpfanne her.
Stehen hingegen die arthrotischen Verschleißerscheinungen im Hüftgelenk im Vordergrund und hat der Patient oder die Patientin starke Bewegungsschmerzen oder Ruheschmerzen, besteht die Indikation für ein künstliches Hüftgelenk. Jedes Jahr erhalten in Deutschland mehrere hunderttausende Menschen eine Hüftendoprothese (Hüft-TEP).
Hüftoperationen gehören heute zu den chirurgischen Eingriffen mit den höchsten Erfolgsquoten. Wichtig ist, nicht zu lange mit der Operation zu warten. Sonst entwickelt sich eine Schonhaltung, die die Funktion der Muskeln und Bänder beeinträchtigt, was dann wiederum die postoperative Rehabilitation erschweren kann.
Was können Erwachsene mit Hüftdysplasie selbst tun?
Betroffene mit Hüftdysplasie können ihre Gelenke schonen, indem sie die Belastungen im Alltag möglichst abwechslungsreich gestalten. Sie sollten also z. B.:
• oft zwischen Stehen und Gehen abwechseln,
• keine großen Lasten heben,
• nicht auf der kranken Körperseite liegen,
• stoßdämpfende Einlagen in den Schuhen tragen und
• regelmäßig gelenkschonenden Sport treiben.
Sportarten, die Gelenke schonen, vermeiden vor allem starke einseitige Belastungen. Abrupte Bewegungen zum Abbremsen und Drehbewegungen, wie sie typisch für Ballsportarten, Wurfsportarten oder Sportarten aus dem Kampfsportbereich sind (auch Mischformen zwischen Kampfsport & Fitness), sollten Betroffene einer Hüftdysplasie vermeiden.
Beim Wandern die Walkingstöcke nicht vergessen, um Beine und Hüfte zu entlasten.
Ob Patientinnen und Patienten eine Arbeitsunfähigkeit erhalten, hängt von der beruflichen Tätigkeit und dem Ausmaß der Schädigung im Gelenk (Hüftarthrose) ab.
Beitrag von Autorin Beate Wagner