Adduktorenzerrung: Mann hält sich schmerzenden Oberschenkel (Bild: imago images/imagebroker)
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- Schmerzen am inneren Oberschenkel: Adduktorenzerrung

Gerade beim Fußball & Hockey kann es zur Überlastung, Zerrung oder Riss der Adduktoren (innere Oberschenkelmuskulatur). Mehr Infos zu Ursachen & Hilfe.

Infos in Kürze

• Verletzungen der Adduktoren treten typischerweise als Sportverletzungen auf.
• Zentrales Symptom sind Schmerzen bei Bewegung, vor allem beim Abspreizen oder nach innen ziehen des Beines.
• Besonderes Risiko besteht bei Sportarten mit vielen Tempowechseln oder abrupten Gegenbewegungen beim Laufen.
• Wichtigste Maßnahme beim Verdacht auf Zerrung: Schonung, Aussetzen des Trainings und in den ersten 48 Stunden kühlen und hochlagern des Beines.

Was ist eine Adduktorenzerrung?

Die Adduktoren sind eine Muskelgruppe aus sechs Muskeln an der Oberschenkelinnenseite, die das Becken (Schambein) mit dem Knochen des Oberschenkels verbinden. Diese Adduktorenmuskeln sind in Schichten angeordnet, entspringen an der Hüfte und je weiter unten (Richtung Knie) sie am Oberschenkel "andocken", desto länger ist der Muskelstrang (siehe Bild). Der längste, kräftigste und tiefste Muskel der Adduktoren reicht dabei bis ans Knie und wird auch "großer Schenkelanzieher" genannt, lateinisch: Musculus adductor magnus. Besonders oft von Verletzung betroffen ist der "lange Hinführer" (Musculus adductor longus).

Adduktoren: Grafik zeigt Muskulatur der Oberschenkelinnenseiten (Bild: imago images/agefotostock)

Der Name Adduktoren leitet sich vom lateinischen Begriff für "heranziehen" oder "hinziehen" ab und in der Tat ist die wichtigste Aufgabe der Adduktoren das Bein nach innen zu ziehen – z. B. beim Tritt gegen einen Ball. Außerdem stabilisieren die Adduktoren das Becken.
Verletzungen wie eine Adduktorenzerrung oder ein Muskelfaserriss an einem der Adduktorenmuskeln treten typischerweise als Sportverletzungen auf. Bekannt sind die schmerzhaften Verletzungen vor allem aus dem Fußball: Der Klassiker ist die Zerrung von Adduktorenmuskeln nach einer Grätsche. Aber auch beim Hockey, Eislaufen, Skilaufen (Langlauf) oder Sportarten mit hohem Laufanteil treten Adduktorenverletzungen häufig auf.

Genau genommen sind bei einer Zerrung der Adduktorengruppe Sehnen gezerrt: nämlich die Sehnen, die die Muskelgruppe der Adduktoren an der Hüfte mit dem Knochen verbinden. Häufig ist darum auch von Leistenzerrung die Rede, auch wenn eigentlich genauer die Adduktorengruppe gemeint ist.
Durch Abspreizen des Beins nach außen (Abduktion – ist das Gegenteil von Adduktion – also heranziehen), können die verletzten Sehnen entweder einmalig überdehnt werden oder es kommt z. B. durch Dauerbelastung (Lauftraining) zu einer Reizung und Entzündung.

Übrigens: Auch Schmerzen im Hüftgelenk werden häufig mit Adduktoren in Verbindung gebracht. Diese Vermutung beruht aber eher auf ausstrahlendem Schmerz oder Ungenauigkeit in der Sprache: Die Adduktorengruppe ist nicht direkt mit dem Hüftgelenk verbunden – allerdings mit dem Hüftknochen.

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Symptome: Wie fühlt sich eine Adduktorenzerrung an?

Typische Symptome für eine Adduktorenzerrung (ungenauer: Leistenzerrung) sind:
• Schmerzen in der Leistengegend: am Sehnenansatz im Becken und in der Schambeinregion. Die Schmerzen können dauerhaft sein, häufiger aber sind Bewegungsschmerzen. Manchmal können die Schmerzen gefühlt auch das Hüftgelenk betreffen – bei Unsicherheit ist die Diagnose von Ärztin oder Arzt entscheidend.
• Oberschenkelschmerzen (Muskulatur der Innenseite).
• Bewegungseinschränkung durch Belastungsschmerzen beim nach innen Ziehen des Beines (Adduktion).
• Bewegungseinschränkung durch Belastungsschmerzen beim Abspreizen des Beins (Abduktion) zur Seite.
Schwellungen im Bereich der Oberschenkelinnenseite.
• Auch Blutergüsse oder
Muskelkrämpfe sind möglich.

Typisch bei einer Adduktorenzerrung (manchmal auch ungenauer Leistenzerrung genannt) sind stechende Belastungsschmerzen bzw. Bewegungsschmerzen. Sie betreffen besonders Drehungen, die Abspreizung und das Heranziehen des Beins (Abduktion und Adduktion) und können die Beweglichkeit stark einschränken. Je nach Schweregrad können Blutergüsse (Muskelfaserriss z. B.) oder Schwellungen dazu kommen.

Ursachen: Wie kommt es zur Adduktorenzerrung?

Eine Verletzung der Muskelgruppe der Adduktoren entsteht klassischerweise durch eine Überbelastung. Das kann zwar auch durch einen Unfall passieren (z. B. Wegrutschen des Beins auf eisigem Grund im Winter), ist aber typischerweise eine Sportverletzung. Die Adduktorenzerrung wird als Sportverletzung entweder durch einzelne, besonders extreme Bewegungen ausgelöst oder durch eine generelle Überlastung der Oberschenkelmuskulatur (z. B. beim Joggen). Bei einer einzelnen, rückhaften Überdehnung spielt oft fehlendes Aufwärmen der Muskulatur eine Rolle.

Bei diesen klassischen Sportarten ist das Risiko für Adduktorenzerrung besonders hoch:
• Fußball
• Hockey und Eishockey
• Eislaufen
• Tennis
• Squash
• Tischtennis
• Federball
• Football
• Baseball
• Basketball
• Handball
Auch beim Skilaufen kann es durch Wegrutschen zu Verletzungen der Adduktorenmuskeln kommen; beim Langlauf ist dafür eher das Risiko durch Überlastung der Oberschenkelinnenmuskulatur gegeben.

Grundsätzlich gilt: Sportarten, bei denen ...
häufige Richtungswechsel durch die Oberschenkelmuskeln eingeleitet werden
• es ein hohes Laufpensum gibt und
• es viele Tempowechsel oder abrupte Gegenbewegungen beim Laufen gibt (viele Sprints)
bergen das Risiko von Adduktorenschmerzen durch Zerrungen, Muskelfaserrisse oder Entzündungen. Die Adduktorenschmerzen entstehen im Endeffekt alle durch Überforderung der Muskeln – entweder in einer besonderen Situation oder auf Dauer.

Fehlstellungen der Hüfte bzw. des Hüftknochens können das Risiko für eine Adduktorenzerrung erhöhen, sind aber keine zwingende Ursache.

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Behandlung: Was kann man bei Adduktorenzerrung tun?

Wichtig ist, dass der verletzte Bereich, konkreter die betroffene seitliche Oberschenkelmuskulatur, ausheilen und sich erholen kann. Darum sollte man bei Zerrung oder Muskelfaserriss vor allem erst einmal die Innenseite der Oberschenkelmuskulatur schonen. Konkret heißt das: Trainingspause bis die Schmerzen vorüber sind und auch sonst in jedem Fall schmerzhafte Bewegungen vermeiden.

Binnen der ersten 48 Stunden nach der Verletzung gilt die PECH-Regel als sehr effizient, wie auch sonst bei Zerrungen oder Prellungen, um Schaden durch eine Zerrung einzudämmen. Die Anfangsbuchstaben stehen für die einzelnen Maßnahmen:
P wie Pause: Den betroffenen Bereich ruhigstellen.
E wie Eis: Den betroffenen Bereich sofort kühlen.
C wie Kompression: Einen Druckverband oder Bandagen anlegen
H wie Hochlagern des betroffenen Bereichs.

Steht die Diagnose fest, können schmerzlindernde Maßnahmen durch Medikamente, Gels oder Salben die Behandlung unterstützen. Konkret können in der akuten Schmerzphase zum Beispiel durchaus entzündungshemmende Schmerzmittel über ein paar Tage zum Einsatz kommen, am besten berät man sich dazu nach der Diagnose gleich mit Ärztin oder Arzt.

Wichtig: Bei Schmerzen der Innenseite der Oberschenkelmuskulatur und Verdacht auf eine Adduktorenzerrung sollten Sie in jedem Fall spätestens dann einen Arzt oder eine Ärztin hinzuziehen, wenn ...
• sich Schwellungen an der Innenseite der Oberschenkelmuskulatur zeigen,
• die Schmerzen stark sind,
• auch Ruheschmerzen auftreten,
• Sie die Schmerzen nicht zuordnen können,
• Bewegungsschmerzen sich auch nach ein paar Tagen Schonung gar nicht verbessern,
• Sie in ihrer Bewegung so eingeschränkt sind, dass es Ihren Alltag belastet.

Entscheidend ist außerdem: Die Muskulatur nicht zu früh wieder belasten und mit Übungen anfangen! Vorzeitige Belastung der inneren Oberschenkelmuskulatur kann Patientinnen und Patienten im Heilungsprozess wieder zurückwerfen oder eine Zerrung noch verstärken! Grundprinzip: Weglassen, was weh tut.
Bessert sich die Lage gilt: langsam wieder einsteigen und die Muskeln durch Übungen leicht dehnen, um weitere Verletzungen und Zerrungen der Adduktoren zu vermeiden. Auch Physiotherapie mit Übungen zur Dehnung und Krafttraining für unterstützende Muskeln (z. B. der Hüfte) kann helfen, in Zukunft erneute Adduktorenzerrungen zu vermeiden.

Sehr selten ist eine OP nötig. Das kann der Fall sein bei einem kompletten Muskelriss oder wenn die Adduktorenschmerzen chronisch sind.
Bei einem Riss kann die entsprechende Sehne über Knochenanker oder Schrauben wieder am Knochen befestigt werden.
Bei chronischen Beschwerden oder vernarbtem Sehnengewebe kann der umgekehrte Schritt nötig sein, also einen Teilbereich eines Adduktorenmuskels vom Knochen zu lösen.

Wie lange dauert eine Adduktorenzerrung?

Entscheidend für die Genesungszeit ist die Schwere der Verletzung - klar. Für alle, die keine Sportprofis sind, gilt: Bei einer sehr leichten Zerrung können schon 4 - 5 Tage Ruhe mit Belastungs- und Sportpause reichen. Bei einer "normalen, leichten Zerrung" geht man von 1 - 2 Wochen aus.
Trotzdem sollte man sich danach nicht wieder voll ins Training stürzen, sondern nach einer Zerrung mindestens noch einen Monat einen Gang runter schalten, auch bei Schmerzfreiheit.
In schweren Fällen kann eine Adduktorenzerrung auch 3 - 6 Monaten für die Heilung brauchen.

Zentrales Kriterium für Betroffene ist der Schmerz. Was auch immer Sie tun, Schmerzen der Muskulatur sollten Sie dabei nicht haben, sonst ist die Heilung noch nicht abgeschlossen. Die Adduktorenmuskeln braucht dann in jedem Fall noch mehr Schonung und Ruhe.
Eine wichtige Landmarke kann das Laufen sein: Sobald Sie Richtungswechsel ohne Schmerzen hinbekommen und es auch im Nachhinein (abends nach dem Laufen zum Beispiel) keine Probleme gibt, können Sie wieder zum spezielleren Training in Ihrer eigenen Sportart zurückkehren. Es bleibt aber wichtig es nicht gleich zu übertreiben und vor allem: auf die Signale des eigenen Körpers zu achten.

Beitrag von Lucia Hennerici

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