Weltweit 6.000 Jobs weniger - Siemens will deutschlandweit mehr als 2.800 Stellen abbauen

Di 18.03.25 | 16:32 Uhr
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Symbolbild: SIEMENS Logo auf einem Hausdach. (Quelle: imago images/Krieg)
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Audio: rbb24 Inforadio | 18.03.2025 | Stephan Lina | Bild: imago images/Krieg

Siemens will weltweit rund 6.000 Stellen Jobs abbauen, 2.850 Stellen davon in Deutschland. Betroffen ist vor allem das Automatisierungsgeschäft, in geringerem Maße auch das Geschäft mit Ladelösungen, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Insgesamt beschäftigt Siemens weltweit mehr als 300.000 Menschen, davon rund 86.000 in Deutschland.

Nähere Informationen dazu, wo in Deutschland die Stellen abgebaut werden sollen, gibt es noch nicht. Ob und inwieweit Standorte in Berlin und Brandenburg betroffen sind, ist ebenfalls noch unklar, wie das Unternehmen dem rbb mitteilte. Nach Angaben eines Sprechers beschäftigt das Unternehmen in den beiden Bundesländern zusammen etwa 5.000 Menschen.

Konzernchef Roland Busch hatte bereits im Herbst einen Stellenabbau im niedrigen bis mittleren vierstelligen Bereich angekündigt, nun gibt es konkrete Zahlen. Der Abbau soll in Deutschland ohne betriebsbedingte Kündigungen ablaufen.

Großteil der betroffenen Stellen in der Sparte Digital Industries

5.600 Stellen - 2.600 davon in Deutschland - sollen bis Ende September 2027 im zur Sparte Digital Industries (DI) gehörenden Automatisierungsgeschäft wegfallen. Es leidet seit einiger Zeit unter anderem an hohen Lagerbeständen bei Kunden und Händlern, was zu schwacher Nachfrage und schlechter Auslastung der Kapazitäten führt.

Dadurch liegt nahe, dass Bayern besonders vom Jobabbau betroffen sein dürfte, da die meisten Werke der DI dort angesiedelt sind.

Im Automatisierungsgeschäft war der Umsatz deutlich abgesackt. Zuletzt ging der Konzern aber von einer Verbesserung im laufenden Jahr aus. Insgesamt laufen die Geschäfte bei Siemens gut: Im ersten Quartal machte der Konzern einen Gewinn von 2,1 Milliarden Euro.

Veränderte Bedingungen in zentralen Märkten machten Anpassungen notwendig, hieß es von Siemens. "Insbesondere der deutsche Markt ist seit zwei Jahren rückläufig. Daher müssen Kapazitäten in Deutschland angepasst werden." Insgesamt werde der Personalbestand in Deutschland aber "in der Tendenz konstant" bleiben, da Siemens in anderen, wachsenden Bereichen rekrutiere.

Auch Jobs im Bereich Ladelösungen betroffen

Weitere 450 Stellen sollen bis Ende September des laufenden Jahres im Geschäft mit Ladelösungen für Elektrofahrzeuge wegfallen, das Siemens ausgliedern will - 250 davon in Deutschland.

"Aktuell besteht im Markt ein starker Preisdruck und ein begrenztes Wachstumspotenzial für Ladesäulen im unteren Leistungsbereich. Daher fokussiert sich das Geschäft auf Marktsegmente wie die Schnell-Ladeinfrastruktur für Depot und Flotten sowie das Laden unterwegs", hieß es.

Kritik von Arbeitnehmerseite

Von der Arbeitnehmerseite kam Kritik. "Wir haben kein Verständnis für die geplanten Maßnahmen bei der DI und sind angesichts der massiven geplanten Abbauzahl überrascht und verärgert", sagte die Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats und stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrates, Birgit Steinborn.

"Wenn die One Tech Company ein Wachstumsprogramm sein soll, dann fordern wir, dass Arbeitsplätze nachhaltig geschaffen statt zugunsten der Profitmarge abgebaut werden", sagte sie. Unter diesem Titel hat Siemens vergangenes Jahr ein Programm angekündigt, mit dem unter anderem Einheiten stärker zusammengebracht werden sollen.

Auch der Zweite Vorsitzende der IG Metall, Jürgen Kerner, der ebenfalls im Siemens-Aufsichtsrat sitzt, kritisierte die Pläne. "Auf der einen Seite das zukunftsorientierte Zielbild einer One Tech Company zu entwerfen, und auf der anderen Tausende Stellen abzubauen, ist den Beschäftigten nicht vermittelbar", sagte er. Transformation bewältige man nicht durch Abbau, sondern durch Weiterentwicklung und Qualifizierung.

Betriebsbedingte Kündigungen seien durch die Standort- und Beschäftigungssicherung ausgeschlossen, sagte Kerner. "Die Frage ist vielmehr, wie man die grundlegend veränderte Unternehmensstruktur der Zukunft durch eine radikale Schrumpfkur erreichen will. Das kann aus unserer Sicht nicht klappen."

Korrekturhinweis: In einer früheren Version des Beitrags hieß es, dass Siemens weltweit 86.000 Menschen beschäftigt. Diese Zahl bezieht sich allerdings nur auf die Beschäftigten in Deutschland, weltweit es sind mehr als 300.000. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 18.03.2025, 17:00 Uhr

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5 Kommentare

  1. 5.

    Diese Entlassungen gehören mittlerweile leider zum Alltag und Audi, VW, Bosch und viele andere Unternehmen bauen ebenfalls massiv Stellen ab. Der Strukturwandel greift überall und führt zu massiven Veränderungen, die, wenn man bereit ist sie finanziell im Wandel zu unterstützen, nicht mehr regional gedacht werden können. Die jahrzehntelange und zig milliardenschwere Förderung der Lausitz ist völlig kontraproduktiv. Das dort eingesetzte Geld hätte zielgerichteter (und nicht regional) eingesetzt eine wesentlich größere Wirkung entfalten können. Die Förderung der Lausitz sollte sofort eingestellt werden, alleine schon deswegen, weil es keinen Mangel an Arbeitsplätzen gibt sondern eher an Menschen die dort wohnen wollen - und das finanziell auszugleichen kann nicht das Ziel von Subventionen sein.

  2. 4.

    Das kennt man von Siemens, wenn es nicht läuft werden Mitarbeiter abgebaut. Ich war selbst vor Jahren bei Siemens in Berlin im Telekommunikationsbereich und jeder weiß was daraus geworden ist - komplett verkauft und davor Tausende von Mitarbeiter über weinige Jahre abgebaut. Damals war Siemens Automatisierungstechnik der Renner und das Zugpferd und es hieß geht dahin, dass wir ausgebaut da die Zukunft und dort könnt ihr hin wechseln oder gekündigt werden. Was das heißt sieht man jetzt, die Automatisierungssparte wird abgebaut und tausende Mitarbeiter "sozialverträglich" mit goldenem Handschlag bzw in die vorzeitige Rente abgebaut. Und dafür bekommt der Siemens CEO Millionen, echt klasse .....

  3. 3.

    Das finde ich toll. Wahrscheinlich arbeitet der Mann und trägt Verantwortung. Andere arbeiten nicht und tragen eine Fahne, aber diese Beschäftigung ist eben nicht so hoch dotiert.

  4. 2.

    "Das erneute Rekordjahr bei Siemens hat sich auch für den Vorstand des Münchner Technologiekonzerns ausgezahlt.

    Vorstandschef Roland Busch erhält für das abgelaufene Geschäftsjahr 2023/24 (Ende September) eine Vergütung von 9,36 (2022/23: 7,61) Millionen Euro, das sind einschließlich seiner Betriebsrenten-Ansprüche 23 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten Geschäftsbericht hervorgeht."

  5. 1.

    Überrascht mich nicht.
    Bin erstaunt , das die Zahlen so gering sind.