Zweitägiger Warnstreik - Bahnen und Busse der BVG stehen seit Mittwochfrüh in Berlin still
Die BVG wird seit Dienstbeginn am Mittwoch erneut bestreikt. Seitdem fahren in Berlin keine U- und Straßenbahnen und kaum Busse. Eine Einigung auf einen neuen Tarifvertrag steht aus - ein unbefristeter Streik ist nicht ausgeschlossen.
- Mitarbeiter der BVG legen seit Mittwochfrüh ihre Arbeit nieder
- U-Bahnen, Trams und die meisten Busse fahren in Berlin nicht
- Lage auf den Straßen entspannt sich langsam wieder
- Kritik am erneuten Warnstreik u.a. von den Unternehmensverbänden Berlin-Brandenburg
- Verdi-Verhandlungsführer stellt Urabstimmung über unbefristete Streiks in Aussicht, falls keine Einigung am Freitag
Seit Mittwochfrüh um 3 Uhr legt ein Warnstreik bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) große Teile des Nahverkehrs in der Stadt lahm. Die Gewerkschaft Verdi hat zu einem 48-stündigen Ausstand aufgerufen. Er soll bis Freitag, 3 Uhr dauern. Damit findet der Streik unmittelbar vor der nächsten Verhandlungsrunde statt, die für Freitag angesetzt ist.
Indes entspannt sich die Situation auf den Straßen nach rbb-Informationen langsam. Vor allem auf den nach Berlin einführenden Hauptstraßen gab es am Morgen lange Staus. Besonders voll war es zum Beispiel um die Prenzlauer Promenade, die Ostseestraße, die Schönhauser Allee und die Bornholmer Straße.
S-Bahn, Fähre, Regionalbahnen und manche Busse fahren
Während des Warnstreiks dürften alle U-Bahnen und Straßenbahnen sowie die meisten Busse ausfallen, wie die BVG mitteilte. Die S-Bahn und die Regionalbahnen werden jedoch fahren, da sie entweder von der Deutschen Bahn oder anderen Unternehmen betrieben werden. Zwischen 9 und 14 Uhr sollen an beiden Warnstreik-Tagen zusätzliche Bahnen der S1 zwischen Zehlendorf und Potsdamer Platz sowie der S5 zwischen Mahlsdorf und Lichtenberg fahren, wie die Deutsche Bahn mitteilte. Ebenfalls nicht betroffen vom Streik ist laut BVG der barrierefreie Rufbus "Muva". Gleiches gilt auch für die Fähren (F10, F11 und F12).
Fahren sollen außerdem die Buslinien 106, 114, 118, 133, 161, 168, 175, 179, 204, 218, 234, 263, 275, 316, 318, 320, 326, 334, 349, 358, 363, 380 sowie die Nachtbuslinien N12, N23, N35, N39, N53, N61, N63, N69, N84, N91, N95 und N97. Die Linien 112, 124, 184, 744, 893, N68 und X36 sollen mit eingeschränktem Angebot verkehren.
Volle S-Bahnen, leere U-Bahnhöfe
Kritik am Warnstreik von den Unternehmensverbänden
Kritik an dem mittlerweile vierten Warnstreik im laufenden Tarifstreit kommt von den Unternehmensverbänden Berlin-Brandenburg. Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Andreas Schulz nannte das Vorgehen der Gewerkschaft "unverhältnismäßig". Auch BVG-Personalvorständin Jenny Zeller-Grothe hatte mit Unverständnis auf den Warnstreikaufruf reagiert. "Es ist höchste Zeit, dass die Gewerkschaft endlich auch Lösungsansätze und Kompromisse an den Tisch bringt, statt weiter auf Maximalforderungen zu beharren", sagte Zeller-Grothe. "Wir sind viermal auf die Gewerkschaft zugegangen", hieß es mit Verweis auf die vier Angebote im Laufe der Gespräche.
Verdi-Verhandlungsführer Jeremy Arndt sprach dagegen von "notwendigem Druck" vor dem entscheidenden Gespräch am Freitag. Er kritisierte das jüngste BVG-Angebot als "völlig unzureichend".
Unbefristete streiks in Aussicht gestellt
BVG und Verdi verhandeln über einen neuen Tarifvertrag. Vergangene Woche hatte die BVG der Gewerkschaft ein neues Angebot unterbreitet mit rund 13,6 Prozent mehr Gehalt bei einer auf 24 Monate verkürzten Laufzeit. Verdi nannte das Angebot "völlig unzureichend" und fordert weiterhin 750 Euro mehr pro Monat für alle Beschäftigten und höhere Schichtzulagen. Die Gewerkschaft strebt eine Laufzeit von nur zwölf Monaten an. Die Gespräche für die rund 16.000 Beschäftigten laufen bereits seit Mitte Januar.
Falls es bei der kommenden Gesprächsrunde am Freitag zu keiner Einigung kommt, hat Verdi-Verhandlungsführer Jeremy Arndt eine Urabstimmung über unbefristete Streiks in Aussicht gestellt. Mindestens 75 Prozent der teilnehmenden Mitglieder müssten dafür zustimmen. Dann könnte der nächste Ausstand deutlich länger als 48 Stunden dauern.
Die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten der Berliner Verkehrsbetriebe werden separat von denen im Öffentlichen Dienst geführt. Bei der BVG wird über den "Tarifvertrag Nahverkehr" (TV-N) verhandelt. Die Tarifverträge des Öffentlichen Dienstes oder der Länder gelten dort nicht. Dass nur die Busse und Bahnen der BVG bestreikt werden und nicht auch der S-Bahn-Verkehr, hängt wiederum damit zusammen, dass die S-Bahn von der Deutschen Bahn betrieben wird und dort nochmals andere Tarifbedingungen gelten.
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Sendung: rbb24 Abendschau, 19.03.2025, 19:30 Uhr
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