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Sie haben ihr Leben dem Tanz gewidmet, ihre Körper bis an die Grenzen gebracht – und doch wurden sie nach der Wende vergessen. Hadmut Fritsche und Monika Ehrhardt Lakomy, heute vor allem bekannt als Schriftstellerin und Schöpferin des "Traumzauberbaums”, tanzten über 15 Jahre Ballett in der DDR. Vor der Wende zahlt ihnen die DDR als Anerkennung dafür eine Zusatzrente. Doch die fällt mit der Wiedervereinigung einfach weg. Ein Blick auf zwei Frauen, die nicht aufgeben.
Hadmut Fritsche und Monika Ehrhardt-Lakomy haben ihr Leben dem Tanz gewidmet. Über 15 Jahre lang standen sie als Ballerinas in der DDR auf der Bühne – Hadmut beim Fernsehballett, Monika im DDR-Tanzensemble. Ihr Beruf war Leidenschaft, Hingabe und harte körperliche Arbeit. Als Anerkennung erhielten sie eine Zusatzrente von 400 Mark. Doch mit der Wiedervereinigung kam der Schock: Die Zahlungen wurden gestrichen, ihre Lebensleistung schlichtweg ignoriert.
Tanzen ist kein Beruf fürs ganze Leben – körperlich ist der Verschleiß enorm. Während im Einigungsvertrag die Sonderrenten der Tänzer zunächst noch berücksichtigt wurden, folgte ein neues Gesetz, das sie als "ungerechtfertigte Leistung" einstufte. Hadmut und Monika verloren alles, was ihnen zustand.
Doch sie wollten sich nicht einfach damit abfinden. So klagten sie durch alle Instanzen: Bundesarbeitsgericht, Bundessozialgericht, Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte. Immer wieder wurden ihre Forderungen abgelehnt. Doch aufgeben kam nicht infrage. Selbst vor dem Bundesverfassungsgericht kämpften sie – und wurden Zeugen einer unfassbaren Aussage eines Regierungsvertreters: "Was haben wir, die Bundesrepublik, denn überhaupt bekommen? Nichts als eine verödete Immobilie." Die Gerichtsentscheidung fiel gegen sie aus.
2011 war der juristische Weg erschöpft. Doch anstatt aufzugeben, suchten sie den politischen Weg: Sie vernetzten sich mit anderen Berufsgruppen, schrieben Petitionen, suchten das Gespräch mit Abgeordneten. Ihr langer Kampf brachte 2021 einen Teilerfolg: Die Bundesregierung richtete einen Fonds ein, aus dem betroffene Rentner bis zu 5.000 Euro erhalten konnten – aber nur unter bestimmten Bedingungen. Für Hadmut und Monika bedeutete das: Sie gingen leer aus.
Trotz allem bleibt für sie die Hoffnung. Denn es geht nicht nur um Geld – es geht um Gerechtigkeit. "Es betrifft Menschen", sagt Monika Ehrhardt-Lakomy. "Nicht irgendwelche Gebäude oder Fabriken, die abgewickelt wurden. Es betrifft Menschen." Und für diese kämpfen sie bis heute.
Beitrag von Sophie Goldau