Hilfe gegen das Parkinson-Syndrom - Parkinson Krankheit: Symptome, Verlauf & Behandlung
Die neurodegenerative Krankheit Morbus Parkinson ist für Symptome der Bewegungsstörung bekannt (Zittern & Erstarren). So kann Medizin heute helfen:
Boxlegende Muhammad Ali, Hard-Rocker Ozzy Osbourne, Schauspieler Michael J. Fox – diese Prominenten haben eins gemeinsam: Sie leiden an Morbus Parkinson, eine Erkrankung, die bestimmte Strukturen im Gehirn zerstört und mit typischen Bewegungsstörungen einhergeht.
Jedes Jahr bekommen etwa 20.000 Menschen in Deutschland die Diagnose "Parkinson Krankheit"; schätzungsweise 300.000 Betroffene leben damit.
Interessanterweise sank zwischen 2013 und 2019 die Zahl der neuen Fälle um 30 Prozent: von knapp 130.000 auf etwas über 112.000. Warum weniger Menschen am Parkinson-Syndrom erkranken, weiß bisher keiner genau.
Bis heute ist Morbus Parkinson nicht heilbar. Forschende suchen intensiv nach Möglichkeiten, wie Parkinson sich besser diagnostizieren und die Krankheit sich eines Tages heilen ließe.
Was ist Parkinson?
Morbus Parkinson ist die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung nach der Alzheimer-Demenz. Der englische Arzt James Parkinson beschrieb 1817 die Krankheit erstmals, die später nach ihm benannt wurde. Doch man kennt die im Volksmund auch als Schüttellähmung bezeichnete Erkrankung bereits seit der Antike.
Das Parkinson-Syndrom betrifft vor allem ältere Menschen und schränkt ihre Bewegungsfähigkeit stark ein. Der Grund: Signale zwischen Nervenzellen im Gehirn werden nicht mehr korrekt übertragen. Normalerweise geschieht das mithilfe des Botenstoffs Dopamin. Die dopaminergen Neuronen vermitteln Signale, die besonders auf Beginn und die Planung von Bewegungen wirken, auch "Starterfunktion" genannt.
Dopamin wird von speziellen Nervenzellen in der Substantia nigra oder schwarzen Substanz des Gehirns gebildet. Nervenzellen in dieser Region des Gehirns sterben bei Parkinson ab. Dadurch fehlt Dopamin und die Signale können nicht mehr weitergeleitet werden. So entstehen die klassischen Parkinson-Symptome: Zittern einerseits, Erstarren und Lähmungen in Bewegungsabläufen andererseits.
Symptome: Was sind erste Anzeichen von Parkinson?
Frühe Symptome bei Morbus Parkinson sind keiner Erkrankung klar zuzuordnen. So leiden die Betroffenen etwa unter:
• einem nachlassenden Geruchssinn,
• Schlafproblemen,
• Verdauungsstörungen sowie
• depressiven Verstimmungen und Stimmungsschwankungen.
Diese Beschwerden werden oft fälschlicherweise mit dem Alter in Zusammenhang gebracht, mit anderen gesundheitlichen Problemen, vielleicht sogar mit einer Demenz – aber eben nicht mit dem Parkinson-Syndrom.
Erst später setzen dann auch die typischen Bewegungsstörungen ein – das Zittern beginnt, die Bewegungen werden durch eine erhöhte Muskelspannung steif und langsam, das Gehen wird schlechter. Auslöser ist das fehlende Dopamin im Gehirn, das normalerweise dafür sorgt, dass Bewegungen fein untereinander abgestimmt sind und somit flüssig ablaufen.
Wie verläuft Parkinson?
Wenn die Bewegungsstörungen auftreten, hat schon ein jahrelanges Nervenzellsterben stattgefunden: Etwa 80 der dopaminergen Nervenendigungen und bis zur Hälfte der
Nervenzellen in der Substantia nigra im Gehirn sind dann bereits unwiederbringlich verloren. Dieser Prozess ist nicht mehr umkehrbar. Es entsteht ein Dopaminmangel, der mit Medikamenten ausgeglichen werden muss.
Ursachen: Was ist der Auslöser für Parkinson?
Grund ist ein Mangel des Botenstoffes Dopamin im Gehirn, der normalerweise dafür sorgt, dass Bewegungen fein untereinander abgestimmt sind. Dopamin fehlt, weil bei Parkinson die produzierenden Hirnzellen aus bislang unerklärlichen Gründen zerstört werden.
Genetische Veränderungen und Umweltfaktoren werden als mögliche Auslöser für die Krankheit und somit die Zerstörung der Nervenzellen diskutiert.
Diagnose: Wie wird Parkinson festgestellt?
Vor allem durch die anfänglich sehr unspezifischen Symptome verzögert sich die Diagnose leider oft. Riechstörungen etwa sind ein frühes Symptom, das viele Jahre vor dem eigentlichen Ausbruch der Parkinson Erkrankung auftreten kann. Dabei sterben Nervenzellen in Arealen des Gehirns ab, die für das Riechen wichtig sind. Das Problem: Riechstörungen können auch viele andere Ursachen haben. Das für Parkinson typische Zittern beispielsweise tritt erst später auf.
Die Diagnose Parkinson-Syndrom stellen Arzt oder Ärztin durch eine neurologische Untersuchung, bei der sie die für die Erkrankung typischen Beschwerden nachweisen. Weiterführende Untersuchungen helfen etwa in der Frühphase der Erkrankung oder wenn die Diagnose unklar ist. Dazu gehören:
• ein Ultraschall des Gehirns (sogenannter Parenchymultraschall),
• eine medikamentöse Testung und
• eine spezielle Bildgebung.
Für die medikamentöse Testung bekommen die Betroffenen definierte Mengen von L-DOPA (Vorstufe von Dopamin) oder Apomorphin (Medikament, das die gleichen Wirkungen hat wie Dopamin). Wenn sich dadurch die Bewegungsstörungen bessern, spricht das für die Diagnose Parkinson.
Für die Bildgebung wird Patientinnen und Patienten, bei denen der Verdacht auch Parkinson vorliegt, eine kleine Menge radioaktiv markiertes L-DOPA verabreicht. Im Falle der Erkrankung sammelt es sich nur noch geringfügig in der entsprechenden Region an, da bereits viele Nervenzellen zugrunde gegangen sind.
Therapie: Welche Behandlung hilft bei Parkinson?
Die späte Diagnose führt bislang dazu, dass Therapien nur begrenzt wirken, da bereits so viel wichtige Gehirnsubstanz zerstört ist - die kann dann auch eine gute Behandlung nicht zurückbringen. Darum ist es wichtig früh mit Therapien anzusetzen.
Medikamente
Bislang existiert kein Medikament, das den Ausbruch oder das Fortschreiten der Parkinsonkrankheit verzögert. Ärztinnen und Ärzte können lediglich Symptome behandeln, indem sie bei Betroffenen die fehlenden Botenstoffe ersetzen.
L-Dopa beispielsweise wirkt zu Beginn der Erkrankung sehr gut und bessert die motorischen Symptome, wie das Zittern. Da die Zellen auch unter der Behandlung kontinuierlich weiter absterben, reicht die Wirksamkeit der Medikamente irgendwann nicht mehr aus, um das fehlende Dopamin im Gehirn zu ersetzen.
Nach ungefähr fünf Jahren lässt die Wirkung vieler Medikamente bei einem Großteil der von Morbus Parkinson Betroffenen nach. Zunächst kann man weitere Medikamente einsetzen, die geschluckt werden oder die man als Pflaster verwendet.
Daneben gibt es noch zwei weitere medikamentöse Verfahren, deren genaue Wirksamkeit noch in Studien untersucht wird:
Die so genannte Duo-DOPA-Pumpentherapie, bei der die Patienten über eine Art Magensonde Dopamin in den Zwölffingerdarm geleitet bekommen.
Die zweite Möglichkeit ist die so genannte Apomorphinpumpen-Therapie, die über eine unter der Haut liegende Nadel kontinuierlich Apomorphin abgibt.
Tiefe Hirnstimulation
Bei diesem operativen Verfahren werden Elektroden dauerhaft im Gehirn der Betroffenen platziert. Sie lindern die Beschwerden durch Parkinson durch elektrische Impulse. Die Technik ähnelt der eines Herzschrittmachers:
Der unter der Haut implantierte Impulsgeber gibt mit bestimmten Frequenzen elektrische Impulse an die Elektrodenkontakte und damit an das benachbarte Gewebe im Gehirn ab. Die elektrischen Impulse beeinflussen überaktive Hirnregionen. Dadurch "harmonisieren" die Hirnregionen; der Takt in der Signalgebung wird wieder hergestellt.
Ganzheitlich behandeln
Mediziner setzen bei der Therapie der Parkinson Erkrankung zunehmend auch auf ein ganzheitliches Konzept: Neben Medikamenten und der tiefen Hirnstimulation spielen auch übende Therapieverfahren und psychosoziale Unterstützung eine Rolle.
Ein multidisziplinäres Team aus:
• Ärzten,
• spezialisiertem Pflegepersonal,
• Parkinson-Nurses und
• Therapeuten und Therapeutinnen aus Physiotherapie, Ergotherapie, Sprachtherapie und Neuropsychologie
erarbeitet mit den Patienten individuelle Therapieziele und einen Behandlungsplan, der die Lebensqualität bessern und die Eigenständigkeit fördern soll. Das Training erfolgt in spezialisierten Einzel- und Gruppentherapien. Solche Angebote zur Behandlung für Betroffene sind derzeit noch spezialisierten Kliniken vorbehalten.
Selbsthilfe: Was kann man bei Parkinson selbst tun?
Erkrankte können selbst positiv zum Verlauf beitragen: Lebensstilfaktoren wie körperliche Aktivität helfen, beweglich zu bleiben. Tanzen, Tai-Chi, Sprach- oder Musiktherapie trainieren Funktionen wie Gleichgewicht, Gehen, Sprechen, Schlucken und Kognition, die durch die Erkrankung häufig beeinträchtigt sind.
Offenbar profitieren Parkinson-Betroffene bereits früh im Krankheitsverlauf von aktivierenden Therapien. Körperliches Training verbessert möglicherweise die kognitive Leistungsfähigkeit von Patientinnen und Patienten.
Apps
Auch Apps können helfen – etwa die Curaswing App der Beelitzer Heilstätten, ein Spezialklinik für Menschen mit Parkinson. Der Hintergrund: Forscher und Forscherinnen hatten festgestellt, dass den Patienten das Gefühl für die Bewegung fehlt. Typischerweise laufen Parkinson-Betroffene sehr steif und schwingen ihre Arme nicht mit.
Die App gibt den Patienten und Patientinnen eine akustische Rückkopplung zu ihren Bewegungen. Schwingen sie die Arme schneller mit, wird auch die Musik schneller: Die Armbewegung beim Gehen wird sozusagen in Musik übersetzt und damit der gesamte Bewegungsablauf optimal stimuliert.
Durch die Therapie kommen von Parkinson betroffene Menschen nicht nur besser in Schwung, sondern die Behandlung gibt ihnen das Gefühl, wieder die Kontrolle über ihre Motorik zu erlangen. Sie haben auch das Gefühl, dem Parkinson selbst etwas entgegensetzen zu können (Selbstwirksamkeit) und nicht nur auf Medikamente angewiesen zu sein.
Wie hoch ist die Lebenserwartung bei Parkinson?
Parkinson ist keine lebensbedrohliche Krankheit. Menschen, die daran erkranken, haben eine ähnliche Lebenserwartung wie gesunde Personen. Dank der Behandlungen, die wir schon heute haben, können sie sehr lange gut leben.
Wie verändert sich ein Mensch mit Parkinson?
Je weiter die Krankheit voranschreitet, desto eher sind die Bewegungen eingeschränkt. Erkrankte werden insgesamt langsamer, das Gehen und Greifen fällt schwerer. Ihre Hände und Füße zittern vor allem in Ruhe. Auch durch das Zittern werden Bewegungen immer unkoordinierter und Sie brauchen zunehmend Unterstützung und Hilfe im Alltag.
Beitrag von Constanze Löffler