Fragen und Antworten - Steigende Corona-Zahlen – was gilt es zu beachten?

Mi 06.09.23 | 15:14 Uhr
Symbolbild: Eine Person hat einen Antigen-Schnelltest auf das Coronavirus SARS-CoV-2 vor der Arbeit gemacht, dieser jetzt das Erebnis Positiv anzeigt.(Quelle:imago images/Fotostand/K.Schmitt)
Audio: rbb24 Inforadio | 06.09.2023 | Carl Winterhagen | Bild: imago images/Fotostand/K.Schmitt

Gesetze zum Schutz vor Corona gibt es nicht mehr. Zuletzt sind die Zahlen wieder gestiegen. Wie gefährlich ist Corona aktuell? Was sollte man tun bei Erkältungssymptomen? rbb|24 gibt Antworten auf einige Fragen.

Die Corona-Fallzahlen sind deutschlandweit wieder angestiegen - auch in Berlin und Brandenburg. Das geht aus dem Corona-Pandemieradar von Bundesgesundheitsministerium und Robert-Koch-Institut [pandemieradar.de] hervor. Bis zum 27. August wurden 4.760 Covid-19-Fälle (34. Meldewoche) nachweislich an das RKI übermittelt.

Das entspricht etwa fünf Fällen pro 100.000 Einwohner. Die 7-Tage-Inzidenz liegt damit auf dem Niveau, die es nach dem ersten Lockdown 2020 gab. Verglichen mit der Inzidenz zu Zeiten der ersten Omikron-Varianten Anfang 2022 bewegen sich die aktuellen Zahlen auf niedrigem Niveau, steigen jedoch seit etwa sieben Wochen.

Wie werden die Zahlen ermittelt?

Das Robert-Koch-Institut (RKI) nutzt laborgestützte Abfragen, Meldungen von einem Praxen- und Krankenhaus-Netzwerk oder freiwillige Erhebungen, wie Grippe-Web, um die aktuelle Covid-Lage abzubilden [RKI-Wochenberichte]. Bundesweit wird die Viruslast auch im Abwasser überwacht. Alle Daten werden kumuliert und geben einen Überblick, ob sich ein steigender oder fallender Trend entwickelt.

 

Corona oder Grippe?

"Patienten wissen erstmal nicht, was für eine Erkrankung sie haben", sagt der Allgemeinmediziner Wolfgang Kreischer. Er empfiehlt, bei Erkältungssymptomen drei bis fünf Tage zuhause zu bleiben und einen Corona-Schnelltest zu machen. Idealerweise wird zweimal getestet, auch bei einem ersten negativen Ergebnis. Schnelltests können weiterhin verwendet werden, wenn das Haltbarkeitsdatum nicht überschritten ist.

Aber grundsätzlich gilt - wie bei jeder Virusinfektion: "Wer krank ist, bleibt zuhause", rät Markus Beier, Bundesvorsitzender des Hausärzteverbands.

Wie verhalte ich mich, wenn ich positiv getestet bin und Corona habe?

Wenn Erkältungssymptome wie Schnupfen, Halsschmerzen oder Husten auftreten, empfiehlt das Robert-Koch-Institut einen Arzt aufzusuchen. Wolfgang Kreischer vom Hausärzteverband Berlin und Brandenburg ergänzt: "Wer zum Arzt geht, sollte das in den Randzeiten oder während der Akutsprechstunde machen, um möglichst wenigen anderen Personen zu begegnen. Positiv getestete Personen sollten den Kontakt mit anderen Menschen für einige Zeit meiden."

Das RKI empfiehlt zudem erst wieder rauszugehen, wenn man sich freigetestet hat. Diese Empfehlungen gelten nicht nur bei Covid-19-Verdachtsfällen, sondern für sämtliche Atemwegserkrankungen.

Gibt es neue Covid-Varianten?

Vor allem zwei neue Abkömmlinge von Omikron sind gerade besonders im Blick. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufte zunächst EG.5, auch Eris genannt, zu einer von nunmehr drei "Virusvarianten von Interesse" hoch. Nach aktuellem Kenntnisstand ist das Virus wieder etwas ansteckender geworden, aber nicht gefährlicher. Wahrscheinlich kann Eris der durch Impfungen und Infektionen aufgebauten Immunität zu einem kleinen Teil ausweichen. Experten stufen diesen Prozess als natürliche Evolution ein. Aller Voraussicht nach erfordert Eris deshalb keine neuen Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung.

Deutlich stärker mutiert ist die neue Variante BA.2.86, auch Pirola genannt. Die WHO stufte sie als eine von derzeit sieben "variants under monitoring" ein. BA.2.86 weise im Vergleich zu den nächsten Verwandten knapp 30 Veränderungen im Spike-Protein auf, sagt der Spezialist für Corona-Varianten Richard Neher (Basel). Bisher lägen erst wenige Sequenzen vor, jedoch aus verschiedenen Ländern. Das deute auf eine bereits weite Verbreitung hin. Einen Nachweis auch in Deutschland wertet die Virologin Sandra Ciesek vom Universitätsklinikum Frankfurt am Main als Frage der Zeit.

Im Berliner Abwasser wurden im Juli mehrere Omikron-Varianten nachgewiesen: XBB.1.9, XBB.1.22, XBB.2.3 und EG.5.

Für wen ist eine Impfung sinnvoll?

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt nur noch bestimmten Gruppen Auffrischimpfungen, vorzugsweise im Herbst und ähnlich wie beim Grippeschutz. Dazu gehören etwa Menschen ab 60, Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen ab einem Alter von sechs Monaten, Pflege- und Gesundheitspersonal sowie Angehörige von Risikopatienten. Leif Erik Sander von der Charité in Berlin betont, dass man sich die Grippeschutzimpfung gleichzeitig abholen könne.

Mindestens zwölf Monate sollen in der Regel seit der letzten Impfung oder Infektion vergangen sein. Gesunden Erwachsenen unter 60 und Schwangeren wird dies nicht mehr empfohlen. Grundimmunisierung und Booster empfiehlt die Stiko auch nicht mehr für gesunde Säuglinge, Kinder und Jugendliche.

Relevant sei eine Corona-Impfung aber auch für diejenigen, die überhaupt noch keine Impfungen gegen Covid hatten, sagt Markus Beyer vom Hausärzteverband. "Das ist vor allem für Erwachsene sinnvoll."

Welche Impfstoffe gibt es derzeit?

Ein an aktuelle Corona-Varianten angepasster Impfstoff von Biontech soll ab der Woche vom 18. September erstmals in den Praxen zu bekommen sein. Das bestätigte das Bundesgesundheitsministerium auf Anfrage am Mittwoch. Bestellungen dafür können Praxen nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung bis kommenden Dienstag bei Apotheken einreichen. Dabei bedeute es erheblichen organisatorischen Mehraufwand, dass der Impfstoff nach wie vor nicht in Einzeldosen ausgeliefert werde, sondern in Fläschchen mit sechs Dosen.

Es handelt sich um ein auf die Omikron-Sublinie XBB.1.5 angepasstes Präparat, das besser vor aktuell kursierenden Varianten schützen soll. Im Zentrallager des Bundes gebe es auch noch Moderna-Impfstoff - und wenn ein Arzt oder eine Ärztin ihn verordne, werde er geliefert und bezahlt, erklärte das Ministerium.

Für den angepassten Impfstoff von Moderna gebe es aber noch keine Zulassung. Wenn sie vorliege und sich Moderna entscheide, ihn im Rahmen der Regelversorgung anzubieten, werde der Impfstoff auch von der Krankenkasse bezahlt, wenn Ärzte ihn im Rahmen der Stiko-Empfehlung verordnen. Das Ministerium wies damit Angaben des Apothekerverbands Nordrhein in der "Rheinischen Post" zurück, nur noch Biontech-Impfstoff werde vom Bund bezahlt.

Sind Impfungen auch mit anderen Impfstoffen möglich?

Laut einer Bundesverordnung sind Impfungen auf Kassenkosten weiterhin möglich, wenn eine Ärztin oder ein Arzt es für medizinisch erforderlich hält. Im Zentrallager des Bundes gibt es laut Ministerium aktuell noch rund 11,7 Millionen Dosen Impfstoff, der an die Varianten BA.4 und BA.5 angepasst ist, sowie 1,9 Millionen Dosen für die Variante BA.1.

Sendung: rbb24 Abendschau, 05.09.2023, 19:30 Uhr

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