Fehlerhafte Berechnung - Brandenburger Innenministerium zieht Kriminalitätsstatistik zurück
Erst am Montag stellte das Brandenburger Innenministerium die Kriminalitätsstatistik für das vergangene Jahr vor. Doch bei der Berechnung wurden Fehler gemacht, einige Zahlen sind womöglich zu hoch. Nun muss teilweise erneut gerechnet werden.
Das Brandenburger Innenministerium zieht vorübergehend Teile der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik für 2024 zurück. Das teilte das Ministerium am Donnerstagnachmittag mit.
Hintergrund ist demnach ein Fehler bei der Berechnung der Zahl von Tatverdächtigen. Bei der sogenannten Tatverdächtigenbelastungszahl (TVBZ) handelt es sich um eine statistische Kennzahl, die verwendet wird, um die Häufigkeit von Tatverdächtigen innerhalb einer bestimmten Bevölkerungsgruppe zu messen.
Tatverdächtige, die gar nicht in Brandenburg gemeldet sind
Auf den Fehler hatte das Ministerium eine Anfrage des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) hingewiesen. Die schriftliche Antwort des Ministeriums auf die MDR-Anfrage liegt rbb|24 vor. Das Landeskriminalamt ist demnach angewiesen, zu untersuchen, wie es zu der fehlerhaften Berechnung kommen konnte und werde das noch weiter "aufhellen". Bis zu einer Korrektur werde der Bericht zur Kriminalstatistik 2024 aus dem Internet genommen. Der Bericht war erst am Montag vorgestellt worden.
Bei der Berechnung der Statistik wurden auch Tatverdächtige einbezogen, die gar nicht in Brandenburg gemeldet sind, so das Ministerium. Das hätte aber entsprechend der seit 2024 geltenden, neuen bundesweiten Berechnungsformel geschehen müssen. Insofern sei davon auszugehen, dass alle Zahlen zu hoch angesetzt seien, sowohl bei deutschen wie bei nicht-deutschen Tatverdächtigen gleichermaßen, sagte Innenministerin Katrin Lange (SPD) im Interview mit rbb|24.
Grüne kritisieren mögliche verzerrte Darstellung
Die Landesvorsitzende der Brandenburger Grünen, Alexandra Pichl, reagierte mit Unverständnis. "Erst wird mit großem Pathos eine Statistik präsentiert, die eine verzerrte Darstellung der Ausländerkriminalität liefert und dabei rechtspopulistische Narrative bedient – und dann stellt sich heraus, dass die Zahlen schlicht falsch sind", heißt es in einer Mitteilung vom Donnerstag. Ein Innenministerium sollte sich "durch Präzision und Sachlichkeit" auszeichnen.
Lange wies im rbb|24-Interview Kritik an einer womöglich verzerrenden Darstellung der Kriminalität von Nicht-Deutschen zurück. Der Fehler betreffe alle Bereiche von Tatverdächtigen. Daher sei "Ressentiments kein Vorschub geleistet worden".
Wie hoch der tatsächliche Anteil nicht-deutscher Tatverdächtiger ist, die zum Zeitpunkt der Erfassung einen Wohnsitz in Brandenburg hatten, konnte das Ministerium am Donnerstag noch nicht beantworten.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 13.03.2025, 19:30 Uhr