Sondervermögen - Brandenburg hofft auf Geld für Kliniken und Bahnausbau

Do 13.03.25 | 15:59 Uhr | Von Hanno Christ
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Collage: Patient in einem Intensivbett-Zimmer in einer Klinik / Bauarbeiter bearbeiten Gleise (Quelle: dpa/Matthias Balk/Manuel Kamuf)
Bild: dpa/Matthias Balk/Manuel Kamuf

Die Brandenburger Regierung aus SPD und BSW tüftelt gerade am neuen Doppelhaushalt. Den plant sie noch ohne zusätzliche Milliarden vom Bund. In Brandenburg aber haben sie schon Ideen, wo man das Geld am besten investieren könnte. Von Hanno Christ

100 Milliarden für die Bundesländer - das macht für Brandenburg etwa drei Milliarden für die nächsten zehn Jahre, pro Jahr 330 Millionen Euro. So in etwa lautet die derzeit gängige Rechnung von Brandenburger Politikern, wenn man sie nach den Summen fragt, die aus dem auf Bundesebene geplanten 500-Milliarden-Euro-Finanzpaket nach Brandenburg fließen könnten. Vorausgesetzt natürlich, das schuldenfinanzierte Sondervermögen überspringt alle Hürden in Bundestag, Bundesrat und Bundesverfassungsgericht. Doch so konkret sind die Beträge noch nicht, genauso wenig wie die Auskünfte von Landespolitikern, wenn man sie fragt, wo genau sie das zusätzliche Geld investieren würden.

Haushalt unter Sparzwängen

Hinter dem Vorhaben des Bundes stehen noch viele Fragezeichen, aber auch hinter dem Brandenburger Doppel-Landeshaushalt. Die Koalition von SPD und BSW schmiedet gerade ihren ersten gemeinsamen Etat, der vor allem von Sparzwängen infolge von Milliardenlöchern geprägt ist. Kein Wunder, dass die Augen der märkischen Haushälter leuchten, wenn ihnen nun zusätzliche Millionen in Aussicht gestellt werden. Für 2025 stehen dem Land Einnahmen in Höhe von 15,4 Milliarden Euro zur Verfügung, für das kommende Jahr rund 16 Milliarden. 330 Millionen extra sind also nicht die Welt, aber doch genug, um Sparzwänge erheblich zu lindern.

Brücken, Schulen, Krankenhäuser zuerst

Fast alle Parteien sprechen sich für Investitionen in Straßen, ÖPNV, Schulen und Krankenhäuser aus. Die Finanzierung von Krankenhäusern ist eine der größten Baustellen der neuen Koalition. Immer mehr Kliniken arbeiten in der Verlustzone, von derzeit 80 Prozent spricht die Krankenhausgesellschaft. SPD und BSW haben im Koalitionsvertrag zugesagt, alle Krankenhausstandorte zu erhalten.

Die Glaubwürdigkeit dieser Koalition wird vor allem an diesem Versprechen gemessen werden. Jede Klinik, die schließen muss, ist politischer Sprengstoff für das Land. Sollte es also Geld vom Bund geben, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es in den Tropf für die Krankenhäuser im Land fließen wird. Das frische Geld vom Bund könnte also ziemlich schnell dort versickern, es sei denn die Krankenhausfinanzierung wird nochmal grundlegend reformiert.

Woidke drängt auf mehr Geld für die Schiene

Der Geschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, Jens Graf, rechnet derweil vor, dass "jeder zweite Euro fehlt". Es bestünde hoher Bedarf an Investitionen in Verkehr, Schulen aber auch in kommunale Schwimmbäder und Sportanlagen.

Der finanzpolitische Sprecher der CDU im Landtag, Steeven Bretz, hofft auf Impulse für die Wirtschaft durch das Sondervermögen. Er hält Investitionen in den Katastrophen- und Bevölkerungsschutz für drängend.

Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) spricht sich vor allem dafür aus, das Geld in die Schiene zu stecken. "Ich würde mich freuen, wenn wir beim Ausbau der Bahnverbindungen schneller vorankommen würden. Wir haben hier einen Nachteil im Vergleich zu einem Großteil der westdeutschen Länder. Das behindert uns in der Entwicklung." Und übrigens sei das auch gut für den Klimaschutz, ergänzt Woidke.

Auch der CDU-Fraktionsvorsitzende Jan Redmann fordert, das Geld in den Ausbau von Bahnstrecken fließen zu lassen. Brandenburg dürfe nicht zu einem "Zonenrandgebiet" werden. "Wenn ich mir anschaue, wie schnell man in München ist, wie lange man aber mit dem Zug nach Warschau braucht – ungefähr eine ähnliche Distanz – dann sehe ich Nachholbedarf", so Redmann. Das Land hatte sich in der vergangenen Legislaturperiode ehrgeizige Ziele gesetzt, um den ÖPNV auszubauen, enger zu takten und mehr Verkehr von der Straße auf die Schiene zu bringen – am besten mit Berlin zusammen.

BSW: Wenn es Geld für Militär geben soll, dann lehnen wir es ab

Beim BSW freuen sie sich über Investitionen, allerdings nicht für das Militär. Der Brandenburger Vize-Ministerpräsident und Finanzminister Robert Crumbach zeigt sich in seiner Haltung kompromisslos: "Wir brauchen nicht mehr Geld für die Bundeswehr. Wir brauchen Investitionen in einen funktionierenden Staat, für ordentliche Straßen, Brücken, Schulen, Krankenhäuser. Das ist das, was wir als Land tatsächlich benötigen."

Und die größte Oppositionsfraktion im Landtag? Die AfD lehnt das Sondervermögen als unnötig ab. Man solle lieber das vorhandene Geld sinnvoller einsetzen und beispielsweise bei Zuwanderern und Geflüchteten sparen, heißt es aus der Fraktionsführung im Landtag.

Bundesrecht soll Landesrecht schlagen

In Brandenburg ist die Schuldenbremse Teil der Verfassung. Für eine Änderung bedürfte es also einer Zwei-Drittel-Mehrheit. Da die AfD-Fraktion mit ihren Stimmen eine Sperrminorität verfügt, kann sie sich bei Verfassungsänderungen querlegen. Die Urheber des Gesetzesentwurfes im Bund von Union und SPD aber haben bereits einen Schleichweg im Gesetz vorgesehen, denn im Zweifel schlägt Bundesrecht Landesrecht.

So heißt es im Entwurf zur Änderung des Grundgesetzes zwar, die "nähere Ausgestaltung für die Haushalte der Länder regeln diese im Rahmen ihrer verfassungsrechtlichen Kompetenzen". Bereits im Folgesatz aber wird klargestellt: "Bestehende landesrechtliche Regelungen, die hinter der (…) festgelegten Kreditobergrenze zurückbleiben, treten außer Kraft." Im "besonderen Teil" des Gesetzentwurfes heißt es: "Hiermit soll die sofortige und unmittelbare Anwendbarkeit der durch dieses Gesetz veränderten Kreditobergrenzen in allen Ländern ermöglicht werden."

Sollte es Widerstand aus Brandenburg gegen die gelöste Schuldenbremse geben: Rein juristisch dürfte der einen schweren Stand haben.

Beitrag von Hanno Christ

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44 Kommentare

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  1. 44.

    MP Lausitz hofft auf weitere Milliarden - Alles Klar !!!

  2. 43.

    Jetzt sind wir so tief gesunken,man kommt sich vor wie auf einem türkischen Basar.
    Die Rüstungskonzerne lassen die Korken knallen den jetzt hat es ihr Friedrich geschafft alle am Nasenring durch die Manege zu führen.
    Karlsruhe hat die Eilanträge auch zurück gewiesen jetzt wissen wir wo hin die Reise geht in diesem Land.
    Früher hieß es mal, wer hat uns verraten die Sozialdemokraten, heute kommen die Grünen und die Christdemokraten noch dazu.

  3. 42.

    Das ist doch super!! Dann kann die Party doch wieder los gehen. Eine Billion Steuereinnahmen + eine Billion Schulden, was sind da 50 Milliarden für den Umweltschutz? Lasst Poller in Akkord bauen, kiffen bis der Arzt kommt, und Wärmepumpen einbauen bis der Erdball erkaltet. Und wenn wir alle unser Gesicht verlieren. Hauptsache lustig und die Haare liegen!

  4. 41.

    Es wurde ein Ergebnis erzielt. Die Grünen, gestern noch erschüttert und Merz für nicht vertrauenswürdig haltend, haben ihr Vertrauen zurückgewinnen...ähm zurückkaufen können für 50 Milliarden mehr.
    Will irgendwer mein Vertrauen kaufen? VB 20.000€.
    Für nur 10.000€ mehr, gibt es mein Vertrauen für die Union noch obendrauf.

  5. 40.

    Brandenburg will das Thema "Krankenhaus" nicht anpacken und macht den Wählern Wahlversprechen, die nun alle Steuerzahler Deutschlands über den Sonderfon finanzieren sollen. Gleichzeit wird bei dem Thema Militärausgaben, der Wunsch der meisten Deutschen nach mehr Waffen von Brandenburg blockiert - das ist so was von egoistisch, einfach unfassbar.
    Der Beitrag des Ostens zu diesem Land, wie sieht der konkret aus? Keiner - es wird nur genommen, das muss wieder mal das Fazit sein. Wetten, dass aber in Kürze wieder Forderungen nach Subventionen vom Bund kommen, für die Lausitz, die Energie und für irgendwelche einstürzenden Altbauten!

  6. 39.

    Genau! Und wenn dann wieder alle auf ihren Plätzen sitzen, kommt noch die frohe Botschaft. Das Sondervermögen ist bewilligt, lasst uns erst einmal die Diäten erhöhen. Denn das hat ja soviel Kraft und Energie gekostet darauf zu warten, das haben wir uns ganz einfach verdient! Wetten!?

  7. 38.

    Das waren Fahrzeuge mit Röntgenapparaten nur für Lunge röntgen, Reihenuntersuchung genannt, ähnlich wie jetzt die mobilen Mammographiebusse.
    Nur wenige kranke Menschen verbringen mehrere Wochen in Krankenhäusern, meist werden sie auch nach OPs schon nach 5 Tagen entlassen. Es gibt schon Fachkliniken für verschiedenste Behandlungen. Jede Klitsche braucht da nicht extra ein Krankenhaus. Die Mittel sollten besser dem ärztlichen Bereitschaftsdienst und Krankentransporten zugute kommen, die akut erkrankte Notfallpatienten ohne extra Kosten zur weiteren stationären Behandlung auch in weiter entfernte Kliniken transportieren. Damit ist die Versorgung gewährleistet ohne Riesenrettungsschirm.

  8. 35.

    Kann das den skandinavischen Ländern leider nicht sagen, die Entfernung ist mir zu weit.

  9. 34.

    Wo Flüsse in der Nähe sind wären Schiffe auch geeignet oder was meinen Sie?

  10. 33.

    Ich dachte man hofft auf einwenig Sondervermögen für ein zweites Tesla-Werk, Musk sollte weiter unter die Arme gegriffen werden. Anschließend eine Autoverkaufsshow vor dem Potsdamer Landtag ..........

  11. 32.

    Dito!
    Und sage das bitte auch den dünnbesiedelten skandinavischen Ländern wo es so etwas längst gibt.

  12. 31.

    Wo keine Züge eisetzbar sind da müssen eben zwei oder drei für diesen Zweck umgebaute Busse oder LKW ran.

  13. 30.

    Sollte ein Arzt in Ihrer Nähe seine Praxis haben, bitte unbedingt mal vorbei schauen.

  14. 29.

    Nun,warum nicht.
    Ich kann mich erinnern, dass es früher mobile Röntgenstationen gab, die auf den Dörfern halt gemacht haben.
    Desweiteren gab es Gemeindeschwestern und 1 x die Woche kam ein Arzt aus der Stadt.
    Man sollte vielleicht auch mal schauen, wie es in anderen europäischen Ländern mit dünn besiedelten Regionen ( Norwegen, Finnland, Schweden) gehandhabt wird.
    Ich glaube kaum, dass dort alle 30 km eine Klinik steht (wie es .T.hier erwartet wird) .
    Also, kreative Ideen sind gefragt, statt vorschneller ( populistisch motivierter ) möglicher Fehlallokationen von Steuermitteln.

  15. 28.

    Ich sag mal so: eine Google Suche entfernt…
    https://www.bundeshaushalt.de/DE/Bundeshaushalt-digital/bundeshaushalt-digital.html

  16. 27.

    Grandiose Idee ,jedes Dorf hat ja auch einen Bahnanschluss . Die wären schon zufrieden wenn bei ihnen ein Bus fahren würde. Und bestimmt ist ein solcher "Zug "ganz billig. Da könnte man den "Zug "dann zu einem fahrenden Krankenhaus erweitern damit es sich auch lohnt.

  17. 26.

    Na wenns danach geht, findet sich zum Schließen immer ein Grund. Mal ist es das fehlende Personal, mal ist es die mangelnde Auslastung, mal ist es ein altes Gebäude mit hohem Instandhaltungsbedarf und dann ist es auch mal das fehlende Geld fürs Gesundheitssystem insgesamt.
    Dass alle Kliniken in der jetzigen Form und Umfang erhalten bleiben müssen, sagt ja auch keiner. Kliniken, die relativ dichte beieinander liegen können sich jeweils spezialisieren oder eine von beiden wird umgemodelt zu einem MVZ mit ambulantem OP Bereich. Da sind dann brauchbare Ideen je nach Region und Klinik gefragt. Eine Klinik ist auch immer erster Anlaufpunkt für Notfälle. Mit nem Herzkasper kurz vorm Stillstand im Krankenwagen 1 Std. 60 oder 80 km bis zur nächsten dann noch existenten Klinik möchte wohl auch keiner erleben, wenns ernst ist.

  18. 25.
    Antwort auf [Müller's Detlef] vom 13.03.2025 um 12:31

    Ich habe Ihren ausführlichen Kommentar gelesen ,jetzt habe ich Kopfschmerzen.