Tarifkonflikt - Verdi-Verhandlungsführer deutet weiteren Warnstreik bei der BVG an

Do 13.03.25 | 18:37 Uhr
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Eine Ubahn fährt am Gleisdreieck über eine Brücke. Bild: picture alliance / Rainer Keuenhof
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Audio: Radioeins | 13.03.2025 | Thorsten Gabriel | Bild: picture alliance / Rainer Keuenhof

Mit einer kürzeren Tariflaufzeit und 13,6 Prozent mehr Gehalt will die BVG die Beschäftigten im Tarifstreit überzeugen. Dennoch könnte es zeitnah zu weiteren Streiks kommen - bis Freitag entscheidet die Belegschaft.

Hinweis: Dieser Beitrag wird nicht mehr fortgeschrieben. Verdi hat am Freitag zu weiteren Warnstreiks am 19. und 20. März aufgerufen. Alles Weitere dazu finden Sie hier.

Im Tarifstreit zwischen BVG und Verdi könnte es noch vor der nächsten Verhandlungsrunde einen erneuten Warnstreik geben. Verdi-Verhandlungsführer Jeremy Arndt deutete am Donnerstag in einem Podcast-Interview an, dass es vor der Runde am Freitag kommender Woche zu weiteren Streiks kommen könnte, um den Druck auf die BVG zu erhöhen.

Die BVG hatte am Mittwoch ein neues Angebot vorgelegt. Anschließend rief die Gewerkschaft die Beschäftigten dazu auf, über das vorgelegte Tarifangebot sowie weitere Streiks abzustimmen. An diesem Freitag werde das Ergebnis verkündet, hatte Arndt dem rbb gesagt.

Im gewerkschaftsnahen Podcast "Die Betriebsstörung" antwortete Arndt nun auf die Frage, ob es dann in der kommenden Woche zu erneuten Warnstreiks komme, wenn die Beschäftigten die Frage bejahten, mit den Worten: "Davon ist auszugehen."

Verbessertes BVG-Angebot in fünfter Tarifrunde reicht nicht

Der Tarifkonflikt bei der BVG ist bereits in der fünften Tarifrunde, auch da konnte keine Einigung erzielt werden. Die Arbeitgeberseite habe das eigene Angebot erneut nachgebessert, teilte die BVG am Mittwochabend mit. Die Gewerkschaft nahm das nach eigenen Angaben allerdings nur mäßig begeistert auf.

Der Vorschlag der BVG sehe eine Laufzeit von 24 statt 30 Monaten vor, sowie rückwirkend zum 1. Januar dieses Jahres 240 Euro zusätzlich pro Monat, heißt es von der BVG. Weitere 135 Euro soll es demnach ab März des kommenden Jahres geben. Das entspreche einer Erhöhung von insgesamt 13,6 Prozent. Zuvor hatte die BVG bereits ein Angebot mit einer durchschnittlichen Lohnerhöhung von 17,6 Prozent vorgelegt, allerdings mit einer Tariflaufzeit von vier Jahren. Dies lehnte Verdi strikt ab.

Annäherung bei der Arbeitszeit

Beim Weihnachtsgeld biete die BVG hingegen aufgrund der kürzeren Laufzeit nur noch 200 statt 300 Euro zusätzlich, teilte sie mit. Keine Änderungen gebe es bei den Fahrdienst- beziehungsweise Wechselschichtzulagen, ebenso wenig bei der Schichtzulage. Hier biete die BVG weiterhin jeweils 225 und 130 Euro.

Nähergekommen seien sich beide Seiten beim Thema Arbeitszeit, teilte die BVG weiter mit. Mitarbeitende könnten auf freiwilliger Basis im Rahmen eines bereits bestehenden Wahlmodells die Regelarbeitszeit von 37,5 Stunden pro Woche auf bis zu 39 Stunden erhöhen und damit bis zu 4,7 Prozent mehr Lohn erhalten.

Für die BVG sind die Grundlagen für Einigung gelegt

"Wir sind den hohen Forderungen der Gewerkschaft erneut deutlich entgegengekommen und sind am Limit unserer finanziellen Möglichkeiten", teilte BVG-Personalvorständin Jenny Zeller-Grothe mit. "Die Grundlagen für einen sehr guten Abschluss in der nächsten
Runde sind gelegt."

Die Gewerkschaft forderte eigentlich 750 Euro mehr pro Monat und höhere Beträge bei den Zulagen. Außerdem will sie nur eine Laufzeit von 12 Monaten. Die nächste Gesprächsrunde ist für kommende Woche Freitag angesetzt.

Für den Fall, dass es dann keinen Abschluss geben sollte, hat Verdi-Verhandlungsführer Arndt eine Urabstimmung über unbefristete Streiks in Aussicht gestellt. Kürzere Warnstreiks sind bis dahin ebenfalls möglich. Bisher hatte Verdi nach jeder Runde die eigenen Mitglieder über das weitere Vorgehen befragt. Bereits zwei Mal gab es Warnstreiks, die weite Teile des Berliner Nahverkehrs lahmlegten.

Sendung: Radioeins, 13.03.2025, 7 Uhr

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184 Kommentare

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  1. 184.

    Ihnen ist auch bewusst,daß sich Stromnetz Berlin,BSR und Wasserbetriebe im Arbeitskampf befinden?
    Deshalb braucht es keine neuen Argumente,die alten sind valide.

  2. 183.

    Schon witzig:wenn die Politik Steuergeld verschwendet,guckt der Michel betreten auf seine Schuhspitzen.Aber wehe,hart arbeitende Menschen fordern angemessene Entlohnung,dann bricht der jammervolle Volkszorn los.Natürlich weiss man null über die Arbeitsbedingungen,aber hemmungslos losblubbern,vor Angst das der Nachbar einen Cent mehr in der Tasche hat:läuft!

  3. 182.

    Sie hatten 4 Tage Unannehmlichkeiten,die BVGer 365 Tage im Jahr,um sie von A nach B zu befördern.Einmal die Komfortzone verlassen und es wird gefeiert.Regt Sie die Steuergeldverschwendung der Politik auch so auf oder nur,wenn es um gerechte Entlohnung geht?

  4. 181.

    Nach 4 Jahren praktischer Nullrunde ist da überhaupt nichts überzogen.

  5. 179.

    Nächster Streik kommende Woche.
    Bitte BVG, zieht die Angebote zurück.
    Hier geht es nur noch um Macht, ich sehe keinen Verhandlungswillen.

  6. 177.

    Tja, wo es keine Tarifverträge gibt, muss halt ein Betriebsrat ran. Und der wird aber auch keinen Tarifvertrag abschließen. Tut mir ja leid, dann so von der Gnade der Arbeitgeber abhängig zu sein.

  7. 176.

    Dem kann ich nur zustimmen, Gehalts-, Arbeitszeit- und Arbeitsdingungenverhandlungen hatte mein Arbeitgeber auch immer mit dem Betriebstat geklärt. Wir brauchten keine Möchtegerngewerkschaft …

  8. 175.

    Ich verstehe es hier langsam auch nicht mehr. Letztes Jahr haben sie gestreikt, um die Arbeitszeit zu verringern. Jetzt einigen sie sich auf ein Wahlmodell, nachdem die Arbeitszeit freiwillig wieder erhöht werden kann, um mehr zu verdienen.

    Als Fahrgast fühle ich mich langsam ver*rscht, gelinde ausgedrückt.
    -----------
    Ich bin wirklich für Arbeitnehmerrechte und Gewerkschaften usw., aber warum müssen Arbeitskämpfe immer wieder auf dem Rücken anderer ausgetragen werden? Meine Kinder können nichts dafür, dass sie nur mit der BVG die Schule erreichen. Und ich habe auch keine Lust mir immer neue Wege zu überlegen, wie man doch alles erreichen kann trotz des Streiks.

    Zusammensetzten und verhandeln bis die Schwarte kracht. Ist euer Ding!

  9. 174.

    danke dass Sie mit Zahlen kommentieren,

    Sie sagen es selbst, bei 14,5% Preissteigerung hat man mit 13,6% BVG Angebot noch nicht mal die selbe Kaufkraft wie 2021.

    ich denke diese Schwelle muss die BVG überbieten bevor Verdi einlenkt

  10. 173.

    Das, lieber Jörn, solltest du noch einmal recherchieren. Die BVG ist schon immer an ihren Grenzen. Nun woher kommt das Geld ? Ein Teil aus Fahrkarten, ein Teil kommt vom Steuerzahler. Der nennt sich Bund, dann Land. Wie hoch dieser Anteil ist, bestimmt eben Bund und dann Land. Je nachdem, wie wichtig denen ihr ÖPNV ist und somit auch der Fahrgast. Der ÖPNV kann nicht kostendeckend sein. Die BVG darf keine Gewinne erwirtschaften. Der ÖPNV verdient sich sein Dasein über die staatliche Fürsorgepflicht .
    Die gibt es innerhalb Ihrer Familie ja auch. Aber Sie schieben Ihre Kinder bestimmt nicht auf Möbelrollern in den Kindergarten, oder ?

  11. 172.

    Es gab eine versteckte Lohnerhöhung als die Wochenarbeitszeit reduziert wurde.
    Warum wird das unterschlagen?
    Wenn ich bei gleichen Lohn weniger arbeite, wäre das eine Lohnerhöhung.
    Bitte ehrlich sein.
    Und das sind auch keine Warnstreiks mehr.

  12. 171.

    Ja Sunny, der Staat, also wir alle , verdient an Steuern dazu. Das haben wir, die Wähler, dem Staat, also uns allen, so aufgetragen. Die Mitarbeiter der BVG hätten sich nur gewünscht, wenn sie schon so viel Steuern für uns alle einbezahlen dürfen, vom Staat, also uns allen, etwas mehr bekommen könnten, daß auch was übrig bleibt, also angemessen ist.
    Wenn es so wäre, hätten wir keinen Streik.

  13. 170.

    Der Betriebsrat regelt den Streik in Ihrem Betrieb ? Glaube ich nicht. Ich denke Gewerkschaft und Betriebsrat haben wenig miteinander zu tun.
    Aber, die BVG selbst hat es in der Hand Streiks abzuwenden. Diese hat schon auch gewissen Einfluß auf Arbeitsbedingungen und angemessene Bezahlung ihrer Mitarbeiter. Die BVG hat ihre Mitarbeiter einfach über lange, lange Zeit " vergessen ". Das muss natürlich nicht heißen, daß sie hier nicht Opfer sind.

  14. 169.

    Also ich, auch Mitglied der Bevölkerung, bin dafür, wovon der Verdisprecher gesprochen hat. Im Radio.

  15. 168.

    Das ist doch nur noch Nötigung und Erpressung!
    Ich fand Streiks schon immer kriminell!
    Hat die BVG eigentlich keinen Betriebsrat?
    Bei meinem Arbeitgeber erledigt der sowas!

  16. 167.

    Sollen sie doch streiken bis sie schwarz werden.

  17. 166.

    Liebe BVG'ler ich habe viel Verständnis für Forderung von Lohnerhöhungen. Aber merkt ihr nicht, dass euere VERDI Vorstände gar nicht an effektiven Verhandlungen interessiert sind! Sie fordern euch doch nur zur Streikfortsetzung auf. Sie wollen sich auf euere Kosten profilieren. Die EVG und die DB waren da cleverer - sie forderten auch viel - nur mit dem Unterschied sie erreichten ihre Ziele in Etappen und nicht mit den Kopf durch die Wand und alles auf einmal. Verhandlungen sind oft zäh und Kompromissbereitschaft muss vorhanden sein und dies scheint mir bei VERDI nicht auf dem Bildschirm zu stehen. Ich hoffe auf Vernunft auf beiden Seiten VERDI UND BVG.

  18. 165.

    2021 gab es 4,5% mehr Lohn, die Teuerung seitdem beträgt 19% (laut Verdi). Somit Reallohnverlust von 14,5% für die Beschäftigten.

    Gefordert werden jetzt aber 25% mehr Lohn, ausgehend von 3.000 Durchschnittsgehalt Fahrer laut Kununu.

    So kann man natürlich in Verhandlungen gehen, man möchte ja auch Spielraum. So langsam könnte sich dann auch verdi mal lösungsorientiert zeigen, aber Herrn Arndt möchte lieber "eine Eskalation zünden". Viel Spaß dabei, die Berliner werden es auch nochmal zwei Tage schaffen, es kommt ja auch sonst kaum was pünktlich.