Kampf gegen Brustkrebs - Brustkrebs – Symptome, Therapie und Vorsorge
Früh erkannt ist Brustkrebs heilbar. Wie Sie dem Mammakarzinom vorbeugen und welche Therapie bei positivem Befund hilft, lesen Sie hier.
Gerade als Frau hat man häufig den Eindruck, dass Brustkrebs allgegenwärtig ist: Erst hat die beste Freundin einen Knoten in der Brust entdeckt, dann bekommt die Tante die Schock-Diagnose Brustkrebs. Und die Kollegin geht täglich zur Strahlentherapie.
Kein Wunder, immerhin bekommt jede achte Frau im Laufe ihres Lebens die Diagnose Brustkrebs! Die gute Nachricht: Ein Mammakarzinom ist heute gut behandelbar und auch heilbar. Hier finden Sie mehr Infos zu Krebsarten, Früherkennung und Behandlung.
Wie entsteht Brustkrebs?
Brustkrebs ist ein bösartiger Tumor der Brust ("Mamma" ist die lateinische Fachbezeichnung für Brust oder Brustdrüse) und wird als Mammakarzinom bezeichnet. Brustkrebs bildet sich, wenn sich Zellen in der Brust krankhaft verändern. Der Körper kann diese Zellen nicht reparieren – je älter der Körper ist, desto schlechter funktioniert das.
Die Krebszellen teilen sich weiter, wachsen in das umliegende Gewebe ein und zerstören es. Eine Geschwulst bildet sich. Im weiteren Verlauf kann der Krebs die Lymphknoten befallen. Es besteht das Risiko, dass bei den Patientinnen Metastasen, also Tochtergeschwülste, im Körper entstehen.
Was ist ein Hormonrezeptor?
Hormonrezeptorpositive Tumoren besitzen an ihrer Oberfläche Ankerstellen (Hormonrezeptoren) für die Hormone. Zwei Drittel alle Brustkrebspatientinnen erkranken an hormonrezeptorpositiven Tumoren. Das bedeutet, dass ihr Krebs empfindlich auf die weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron reagiert und dafür Rezeptoren besitzt.
Docken die Hormone an den Rezeptoren an, regen sie Wachstum des Tumors an. Die Abkürzung für einen positiven Hormonrezeptorstatus ist HR+, ER+ (Östrogenrezeptor-positiv) oder PgR+ (Progesteronrezeptor-positiv). Ob der Brustkrebs hormonabhängig ist oder nicht, also Rezeptoren aufweist, wird mit einer Gewebeprobe (Biopsie) nachgewiesen.
Wesentlich ist auch der HER2-Status des Tumors. HER2 steht für "Humaner Epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor Typ 2". Beim HER2-positiven Brustkrebs finden sich auf den Oberflächen der Tumorzellen sehr viele Rezeptoren für den Wachstumsfaktor HER2. Circa 25 bis 30 Prozent aller Tumoren in der Brust sind HER2-positiv.
Aus den Kombinationen von Hormonrezeptorstatus und HER2-Status ergeben sich vier Brustkrebs-Subtypen: Hormonrezeptor positiv HER2 negativ, Hormonrezeptor negativ HER2 positiv, Hormonrezeptor positiv HER2 positiv, Hormonrezeptor negativ, HER2 negativ. Prognosetests können helfen herauszufinden, welche Therapie für welchen Subtyp am besten geeignet ist.
Wo wächst ein Mammakarzinom?
Die Brust besteht aus Drüsengewebe, Fettgewebe und Bindegewebe. Die Drüsen (Lobuli) bilden nach der Geburt eines Kindes Milch. Es fließt durch die Milchgänge (Ductuli) zur Brustwarze.
Die Brüste werden außerdem durchzogen von Nerven, Blutgefäßen und Lymphgefäßen. Die Brust des Mannes besitzt ebenfalls Brustgewebe und Milchgänge, allerdings nicht voll entwickelt.
Brustkrebstumore können von den Zellen der Milchgänge ausgehen (duktale Karzinome) oder von den Milchdrüsen (lobuläre Karzinome). Es gibt darüber hinaus seltenere Mischformen und Sonderformen, wie z. B. entzündlicher Brustkrebs (genannt: inflammatorischer Brustkrebs).
Wo bilden sich Knoten in der Brust?
Brustkrebs kann an verschiedenen Stellen der Brust entstehen. In der Medizin teilt man jede Brust in vier Viertel (Quadranten) ein - mit der Brustwarze in der Mitte.
Am häufigsten entwickeln sich Tumore statistisch gesehen oben außen, also in dem Teil der Brust, der zwischen Schlüsselbein und Achselhöhle liegt. Betroffen ist häufiger die linke Brust.
Welche Brustkrebsarten gibt es?
Mammakarzinome werden in zwei Hauptgruppen eingeteilt: Invasive Tumore und nicht-invasive Tumore.
Nicht-invasive Tumore sind räumlich auf den Bereich der Milchgänge bzw. der Milchdrüsen beschränkt und nicht in das Gewebe rundherum hinausgewachsen. Es handelt sich um eine Vorstufe / Frühform von Brustkrebs. Ein nicht-invasiver Krebs wird auch als Carcinoma in situ bezeichnet.
Zu den häufigsten nicht-invasiven Formen zählt das duktale Carcinoma in situ (DCIS). Das DCIS ist auf die Milchgänge beschränkt und gilt als Vorstufe von Brustkrebs. Es kann nicht ertastet werden. Das DCIS zeigt sich in der Mammografie über auffällige helle Flecken, so genannte Mikroverkalkungen. Das DCIS ist gefährlich, denn daraus entwickelt sich in 30-50 Prozent ein invasiver Brustkrebs.
Invasive Tumore sind örtlich nicht begrenzt. Die Krebszellen sind bereits in das umliegende Gewebe eingedrungen. Es besteht die Gefahr, dass sie im Körper Absiedelungen (Metastasen) bilden.
Mit 75 Prozent am häufigsten ist das invasive duktale Mammakarzinom (NST). Seine Tumorzellen bilden sich in einem Milchgang. In der Häufigkeit gefolgt wird es vom bösartigen invasiv lobulären Mammakarzinom, das in den Milchdrüsen entsteht. Diese Art von Brustkrebs kommt seltener vor (ca. 10-15 Prozent). Duktale Karzinome in der Brust sind gefährlicher als lobuläre.
Welche Arten von Brustkrebs sind am gefährlichsten?
Wie gefährlich Brustkrebs ist, hängt grundsätzlich von mehreren Faktoren ab:
• Von welchem Gewebe geht der Tumor aus?
• Handelt es sich um eine Vorstufe/Frühform oder hat sich der Tumor ausgebreitet?
• Sind die Lymphknoten betroffen?
• Hat der Tumor bereits im Körper gestreut, also Metastasen gebildet?
• Wie stark unterscheiden sich die Krebszellen von den gesunden Zellen?
• Wie schnell und aggressiv wachsen die Tumorzellen? Dieses Grading wird mittels einer Biopsie (Gewebeprobe) untersucht. G1 bedeutet einen langsam wachsenden Tumor, G2 einen mittelschnell wachsenden Tumor, G3 einen schnell wachsenden Tumor.
Hormonrezeptornegative Tumore reagieren nicht auf Hormone. Sind haben eine schlechtere Prognose als hormonrezeptorpositive Tumoren. Beim positiven HER2-Status ist ein aggressiverer Krankheitsverlauf zu erwarten.
Tumore mit der Kombination Hormonrezeptor negativ, HER2 negativ werden als dreifach-negative Brusttumoren (triple-negative breast cancer, TNBC) bezeichnet. Sie gelten als besonders aggressiv, da sie schnell wachsen und streuen.
Dreifach-negativer Brustkrebs macht etwa 15-20 Prozent der Mammakarzinome aus, meist sind die betroffenen Frauen jünger.
Brustkrebs erkennen: Was sind die Symptome?
Am Beginn verursacht ein Brustkrebs meist keine Symptome, er fällt daher nur selten auf. Folgende Veränderungen können aber müssen nicht auf eine Krebserkrankung der Brust deuten:
• tastbare knotige Verhärtungen in der Brust oder im Bereich der Achselhöhle, etwa ein bis zwei Zentimeter groß und nicht verschiebbar
• plötzliche Formveränderungen oder Größenunterschiede der Brust
• Einziehung einer Brustwarze
• klare oder blutige Absonderungen aus einer Brustwarze
• Einziehungen der Brusthaut an einer Stelle oder Bildung von Dellen beziehungsweise Grübchen
• Hautrötung oder Hautschuppung
• einseitige brennende Schmerzen oder Ziehen in der Brust
• vergrößerte Lymphknoten in einer Achsel oder im Bereich des Schüsselbeins.
Nicht jeder Knoten muss Brustkrebs bedeuten. Häufig ist die Verhärtung eine harmlose Zyste, ein gutartiger Bindegewebsknoten (Fibroadenom) oder verhärtetes Drüsengewebe (Mastopathie). Aber: Wird eine Veränderung der Brust bemerkt, sollte man immer umgehend zum Frauenarzt bzw. zur Frauenärztin, um sie abklären zu lassen.
Hat man bei Brustkrebs Schmerzen?
Bösartige Knoten tun in den meisten Fällen nicht weh. Wächst ein Tumor jedoch an einem schmerzsensiblen Bereich der Brust, kann er doch manchmal Schmerzen verursachen. Ist der Krebs weit fortgeschritten, kann er durch die Haut wachsen und offene, schmerzende Wunden verursachen.
Schmerzt die gesamte Brust oder hat man in beiden Brüsten Spannungsgefühle, liegt das wahrscheinlich an hormonellen Schwankungen im Rahmen des Zyklus.
Tut nur eine Brust weh, spannt sie oder ist vergrößert, sollte man zum Arzt bzw. zur Ärztin.
Wann und für wen ist das Brustkrebsrisiko erhöht?
Brustkrebs entsteht, wie die meisten Krebsformen, ohne erkennbaren Auslöser. Es gibt jedoch Faktoren, die das Risiko für die Entstehung von Brustkrebs erhöhen können:
• Wenn man älter als 50 Jahre ist, steigt das Risiko für Krebs insgesamt an.
• Je länger im Leben die Hormonspiegel der von Östrogen und Gestagen (weibliche Sexualhormone) monatlich schwanken, umso höher ist die Erkrankungswahrscheinlichkeit. Das Brustkrebsrisiko ist also erhöht, wenn man sehr früh die erste Regelblutung bekam und spät die letzte, also spät in die Wechseljahre kam. Das Risiko ist auch höher, wenn man kinderlos ist und nicht gestillt hat.
• Eine Hormonersatztherapie mit kombinierter Einnahme von Östrogen und Gestagen kann - wenn sie jahrelang durchgeführt wird - das Brustkrebsrisiko erhöhen. Die Hormone können das Wachstum von Krebszellen fördern. Die Anti-Baby-Pille erhöht das Risiko für Brustkrebs nur gering.
• Zu einem Lebensstil, der das Risiko für Brustkrebs erhöht, zählen Übergewicht (Adipositas), fettreiche Ernährung sowie Bewegungsmangel. Im Fettgewebe werden Hormone gebildet, die den Östrogenspiegel ansteigen lassen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft Alkohol und sein Abbauprodukt Acetaldehyd als krebserregend ein. Damit ordnet sie Alkohol in die gleiche Klassifikation von Giften wie Arsen, Formaldehyd oder Asbest ein. Um das Brustkrebsrisiko gering zu halten, sollten Frauen ganz auf Alkohol verzichten oder maximal täglich 10 – 12 Gramm reinen Alkohol am Tag trinken. Das entspricht in etwa einem Viertelliter Bier oder einem Achtelliter Wein. Rauchen fördert die Entstehung sämtlicher Krebsarten.
• Ein erhöhtes Risiko haben Frauen mit einem sehr dichten Brustdrüsengewebe. Es gibt dann einfach mehr Zellen, die entarten können. Wie dicht das Brustgewebe ist, zeigt sich bei der Mammographie. Außerdem steigt das Brustkrebsrisiko, wenn man als Kind wegen Krebs eine Strahlentherapie im Brustbereich hatte und wenn man an Typ-II-Diabetes leidet.
• Das Brustkrebsrisiko ist auch erhöht, wenn engste Verwandte wie die Mutter oder Schwester an Brustkrebs litten, es also eine genetische Disposition gibt.
Wenn mehrere dieser Risikofaktoren vorliegen, bedeutet das nicht automatisch, dass man an Brustkrebs erkranken wird. Man sollte aber umso mehr auf die eigene Vorsorge achten und auch Ärztin oder Arzt über diese familiären Zusammenhängen informieren.
Ist Brustkrebs vererbbar?
Bei etwa einem Viertel aller Patientinnen mit Brustkrebs sind auch andere Familienmitglieder betroffen. Das kann ein Hinweis sein auf eine genetische Ursache, also auf Veranlagung. Aber nur in fünf bis zehn Prozent aller Brustkrebsfälle findet man eine vererbte Veränderung in bestimmten Genen. Und erst dann spricht man von erblich bedingtem Brustkrebs.
Am häufigsten betrifft eine solche Mutation die Gene BRCA1 und BRCA2. Bis zu 60 Prozent der Frauen mit so einer BRCA-Mutation erkranken vor ihrem 70. Lebensjahr an Brustkrebs. Ob man die Genveränderung in sich trägt, zeigt ein Gentest. Ist er positiv, haben Frauen die Möglichkeit, sich engmaschig in einem der deutschlandweiten Zentren für familiären Brust- und Eierstockkrebs kontrollieren zu lassen.
Risiko-Mythen: Das sind keine Gründe für Brustkrebs
Engsitzende BHs, Brustimplantate, Haarfärbemittel oder aluminiumhaltige Deos führen laut aktuellem Stand der Forschung nicht zu Brustkrebs. Auch Nachtschichtarbeit fördert - entgegen häufiger Annahme - nicht die Entstehung von Brustkrebs.
Diagnose: Wie wird Brustkrebs entdeckt?
Ein Mammakarzinom wird meist durch ein Röntgenbild im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung beziehungsweise der Früherkennung bei Arzt oder Ärztin entdeckt (Mammografie-Screening). Häufig werden Knoten auch selbst ertastet oder im Rahmen einer gynäkologischen Untersuchung aufgespürt.
Dann erfolgt eine Überweisung zur Mammographie und zu einer Ultraschalluntersuchung. Zeigen sich dabei Auffälligkeiten, wird meist eine Probe aus der Brust entnommen (Biopsie) und das Gewebe im Labor analysiert, ob darin Krebszellen befinden.
Ist Brustkrebs heilbar?
Brustkrebs ist in den meisten Fällen heilbar - vorausgesetzt er wurde rechtzeitig entdeckt und richtig behandelt. Je früher der Krebs entdeckt wurde, desto besser sind die Voraussetzungen für Heilung. Am besten ist es, wenn der Tumor noch örtlich begrenzt ist. Ist der Brustkrebs bereits fortgeschritten und hat Metastasen gebildet, ist er in der Regel nicht mehr heilbar.
Wie hoch sind die Heilungschancen?
Rund 80 bis 90 Prozent der Patientinnen gelten nach fünf Jahren als geheilt. Der Krankheitsverlauf ist immer individuell, er hängt auch vom Allgemeinzustand und vom Alter der betroffenen Frau ab. Für die genau Prognose und die Therapie muss man den Tumor genau kennen: Mammografie und Ultraschall geben Aufschluss über die Größe und Lage des Tumors. Die Biopsie klärt, in welchem Gewebe er gewachsen ist und welche biologischen Eigenschaften er hat. Abtasten und Ultraschalluntersuchungen liefern Hinweise darauf, ob bereits Lymphknoten befallen sind. Besteht der Verdacht für Metastasen, schließt sich eine Computertomographie und Knochenszintigraphie an.
Für die Bestimmung des Tumorstadiums gibt es das internationale TNM-System. Das TNM-System erfasst die örtliche Ausdehnung des Tumors (T), den Lymphknotenbefall (N, engl. "nodes") und das mögliche Vorhandensein von Metastasen (M). Die Ziffern hinter den Buchstaben konkretisieren die Größe und die Ausdehnung des Tumors (T1-4), die Anzahl und Lage der befallenen Lymphknoten (N0-3) und das Vorhandensein bzw. Fehlen von Metastasen (M0 oder M1).
Die TNM-Angabe kann durch weitere Unterscheidungen ergänzt werden, etwa zur Ausbreitung der Krebszellen in den Lymphbahnen und Blutgefäßen. Ausgehend vom TNM-Ergebnis erfolgt die Einteilung, in welchem Stadium sich der Brustkrebs befindet (Staging).
Wohin streut Brustkrebs?
Über die Lymphknoten und Lymphbahnen kann sich der Krebs im Körper ausbreiten. Etwa drei von 100 Frauen erhalten die Erstdiagnose "metastasierter Brustkrebs". Der Krebs hat also gestreut, es befinden sich Tumorzellen in weiter entfernten Lymphknoten, in inneren Organen beziehungsweise in Geweben.
Je größer ein Tumor ist und je später er entdeckt wird, desto höher ist das Risiko, dass sich bereits Metastasen (Töchtergeschwülste) gebildet haben.
Sind die Lymphknoten im Bereich der Brust befallen, gilt das nicht als Metastase.
Brustkrebs, der auf Hormone reagiert (also über entsprechende Rezeptoren dafür verfügt), streut häufig in die Knochen. Tumoren, die unabhängig von Hormonen wachsen, streuen oft in die Leber oder die Lunge.
Anzeichen für Metastasen können mit folgenden Symptomen einhergehen:
• Schmerzen in den Knochen oder im Unterleib,
• Rückenschmerzen,
• Atemnot,
• ständiges Unwohlsein,
• Übelkeit oder
• Müdigkeit.
Behandlungen bei Brustkrebs - ein Überblick
Jede Brustkrebs-Behandlung hat das Ziel, den Tumor beziehungsweise auch die Metastasen vollständig zu entfernen, sodass dauerhafte Heilung möglich ist. Kann das nicht erreicht werden, weil die Behandlung schon zu weit fortgeschritten ist, versucht man, den Tumor möglichst so in Schach zu halten, dass die Lebensqualität lange gut ist. Wird Brustkrebs gar nicht behandelt, führt er zur Ausbreitung im Körper und zum Tod.
Die drei wichtigsten Therapiebausteine bei Brustkrebs sind:
• die Operation
• die Strahlentherapie und
• die medikamentöse Therapie (Chemotherapie, Antihormontherapie oder die zielgerichtete Krebstherapie).
Die Bestrahlung und die medikamentöse Behandlungsformen nennt man auch adjuvante Therapien, also begleitende Therapieverfahren nach einer Operation.
Das Vorgehen bei der Therapie eines Mammakarzinoms wird meist interdisziplinär im Rahmen einer Tumorkonferenz entschieden. Dabei besprechen Ärztinnen und Ärzte verschiedener Fachrichtungen (vor allem Frauenheilkunde, Chirurgie, Strahlentherapie) alle Befunde und Daten, die über den Tumor vorliegen.
Man sollte sich zur Planung der Behandlung unbedingt an ein Zentrum wenden, das auf Brustkrebs spezialisiert ist und bestimmte Qualitätsansprüche erfüllt. Der Begriff "Brustzentrum" ist nicht geschützt. Deshalb lohnt sich ein Blick auf die von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierten Adressen.
Die Operation bei Brustkrebs
Um den Tumor vollständig zu eliminieren, muss heute meist nicht die ganze Brust entfernt werden (Mastektomie). In 70 – 80 Prozent gelingt die Tumorentfernung schonender und die Brust bleibt erhalten. Voraussetzung für die Brusterhaltende Therapie (BET) ist, dass der Tumor nicht zu groß ist und weder in die Haut noch in die Brustwand eingewachsen ist. Außerdem dürfen nicht zusätzlich Brustkrebsvorstufen (DCIS) in der Brust vorhanden sein.
Die Brusterhaltende OP bringt kein höheres Rückfallrisiko als die radikale Brustentfernung mit sich, sofern im Anschluss die Brust zusätzlich bestrahlt wird. Deshalb folgt fast immer nach einer BET eine Bestrahlung. Sie tötet mögliche noch vorhandene Tumorzellen ab.
Operiert wird immer mit einem Sicherheitsabstand. Neben dem Tumor wird auch ein Rand gesunden Gewebes mitentfernt. Ein Teil davon wird im Labor auf Krebszellen untersucht - manchmal schon während der OP. Findet man Krebszellen darin, muss noch mehr Gewebe entnommen werden. Außerdem wird der Bereich, in dem der Tumor lag, mit Titanclips markiert. So kann man ihn später zielgenau bestrahlen. Die Wunde verheilt meist innerhalb von etwa 3 Wochen.
Es kann passieren, dass bei der Diagnose das Mammakarzinom zu groß ist für eine brusterhaltende OP. Dann kann es vorab mittels einer Chemotherapie oder einer Strahlentherapie zum Schrumpfen gebracht werden. Man nennt das neoadjuvante Therapie. So lässt sich außerdem prüfen, ob der Tumor auf die Medikamente reagiert. Das ist wichtig für die anschließende Therapie.
Ist der Tumor zu groß und muss die Brust komplett entfernt werden, kann sie heute wieder aufgebaut werden. Der Brustaufbau passiert entweder in derselben OP oder auch erst später. Für den Brustaufbau kommen körpereigenes Gewebe oder Silikonimplantate infrage oder eine Kombination. Sogar die Brustwarze kann in ihrer Form rekonstruiert und farblich mit Tätowierung eingefärbt werden.
Die Kosten für einen Brustaufbau tragen in der Regel die Krankenkassen. Welche Maßnahmen konkret übernommen werden, sollte man vorher abklären.
Lymphknoten entfernen oder nicht?
Brustkrebszellen verbreiten sich meist über die Lymphbahnen im Körper. Um das zu verhindern, wurden früher immer alle Lymphknoten im Achselbereich operativ entfernt. Heute werden bei unauffälligen Lymphknoten meist nur einige dem Tumor nahe Lymphknoten entfernt, die so genannten Wächter-Lymphknoten.
Sie werden anschließend im Labor auf Krebszellen untersucht. Von dem Befund hängt ab, wie viele Lymphknoten entnommen werden müssen. Mussten viele Lymphknoten entnommen werden, haben viele Frauen anschließend Probleme. Es kann sein, dass sich Lymphe im Arm anstaut (Lymphödem), dass Gefühlsstörungen auftreten oder dem betroffenen Arm die Kraft fehlt.
Die Strahlentherapie bei Brustkrebs
Für viele Frauen mit Brustkrebs ist die Strahlentherapie (Radiotherapie) wichtiger Teil der Therapie. Eine Strahlentherapie schließt sich in der Regel an eine brusterhaltende Operation an (adjuvante Strahlentherapie).
Die Bestrahlung soll Krebszellen oder kleinste Metastasen, die möglichweise noch im Körper sind, mittels ionisierender Strahlung zerstören. Es kommt Dank Strahlentherapie wesentlich seltener zu Rückfällen. Beim Mammakarzinom wird entweder nur die Brust bzw. ein Teilbereich bestrahlt oder auch die Lymphknoten. Nach einer totalen Brustentfernung kann unter Umständen auf die Bestrahlung verzichtet werden.
Die Strahlentherapie beginnt, sobald die Wunde verheilt ist, aber spätestens acht Wochen nach der Operation. Bei einer zusätzlichen Chemotherapie fängt die Bestrahlung erst nach dem Ende der Chemotherapie an. Sie dauert in der Regel zwischen drei bis sechs Wochen. Man geht dafür mehrmals die Woche in eine Klinik oder einer Strahlentherapiepraxis. Trotz moderner Geräte kann es zu Nebenwirkungen kommen: Dazu zählen starke Müdigkeit, Hautreizungen oder Verhärtungen.
Die Chemotherapie bei Brustkrebs
Bei der Chemotherapie werden so genannte Zytostatika verabreicht, entweder als Infusion oder als Tabletten. Zytostatika sind Wirkstoffe, die die Teilung der Krebszellen hemmen und noch vorhandene Krebszellen abtöten.
Folgende Wirkstoffgruppen werden heute bei Mammakarzinom eingesetzt: Taxane, Anthrazykline und Platinsalze.
Zytostatika wirken auch gegen alle anderen gesunden Zellen im Körper. Daher kommt es während einer Chemotherapie zu Nebenwirkungen wie Haarausfall, Übelkeit oder Entzündungen in der Mundschleimhaut.
Die Chemotherapie kommt heute nur zum Einsatz, wenn der Tumor aggressiv und das Rückfallrisiko hoch ist. Das ist der Fall, wenn der Tumor hormonrezeptornegativ, HER2-positiv oder triplenegativ ist. Um einzuschätzen, ob eine Chemotherapie für eine Frau sinnvoll ist, gibt es heute Prognosetests (zum Beispiel EndoPredict, Oncotype DX oder MammaPrint). Prognosetests werden vor allem bei Frauen mit hormonrezeptorpositiven Tumoren eingesetzt. Durch die Prognosetests kann man mehr über die genetische Eigenschaft des Tumors herausfinden.
Mit Prognosetests kann rund 50 Prozent der Brustkrebs-Patientinnen eine Chemotherapie erspart werden. Derzeit sind Krankenkassen nicht verpflichtet, die Kosten für Prognosetests bei Brustkrebs zu tragen, es ist eine Einzelfallentscheidung.
Ist doch eine "Chemo" nötig, kann man zum Trost sagen: Ihre Verträglichkeit ist heute wesentlich besser als früher. Es gibt wirksame Medikamente, die den Nebenwirkungen der Chemotherapie wie Übelkeit und Erbrechen vorbeugen. Günstig ist, während der Dauer der Chemotherapie körperlich aktiv zu sein. Das hilft, die Chemotherapie besser zu vertragen - wie Studien gezeigt haben.
Eine Chemotherapie dauert circa 6 Monate. Behandlungsphasen wechseln sich mit Erholungsphasen ab. Die Chemotherapie findet meist ambulant statt, d.h. man fährt nach der Infusion in einem Tumorzentrum oder einer onkologischen Arztpraxis wieder nach Hause.
Therapie mit Antihormonen (Antihormontherapie)
Die Antihormontherapie ist fester Bestandteil der Behandlung von Brustkrebs. Die meisten Tumoren der Brust sind hormonabhängig. Bei der Antihormontherapie werden die weiblichen Geschlechtshormone, vor allem Östrogene, entzogen beziehungsweise ihre Wirkung unterdrückt. Die Antihormonpräparate blockieren das Andocken der Hormone an den Rezeptoren. Dadurch erhält der Tumor keine Wachstumssignale mehr.
Wie die Chemotherapie wirkt auch die Antihormontherapie im gesamten Körper. Sie richtet sich an selbst kleinste Tumorabsiedlungen, die noch nicht entdeckt wurden. Hormonblockierende Stoffe wie Tamoxifen, GnRH-Analoga oder Aromatasehemmer können das Risiko für einen Rückfall oder ein Fortschreiten der Erkrankung senken.
Die Wahl des Medikaments hängt vom Alter der Patientin ab und ob sie bereits in den Wechseljahren ist oder nicht. Die Heilungsrate kann dank Antihormontherapie (endokrine Therapie) um 30 Prozent erhöht werden.
Die Antihormone bekommt man in Form einer täglichen Tablette oder monatlichen Spritze. Es wird empfohlen, die Therapie mindestens fünf Jahre lang durchzuführen. Die Antihormontherapie ist meist besser verträglich als die Chemotherapie, aber sie kann auch Nebenwirkungen verursachen, zum Beispiel wechseljahreartige Beschwerden, Schlafstörungen, Gewichtszunahme.
Eine Therapie mit Antihormonen kann mit einer Strahlentherapie kombiniert werden. Ist eine Chemotherapie nötig, beginnt die Antihormontherapie im Anschluss daran.
Die Hormontherapie eignet sich auch bei fortgeschrittener Erkrankung, um Metastasen in Schach zu halten.
Zielgerichtete / personalisierte Therapie bei Brustkrebs
Wenn ein Tumor spezielle Merkmale aufweist, kann die zielgerichtete Therapie ("targeted therapy") helfen. Manchmal wird diese relativ neue Methode auch als personalisierte Therapie bezeichnet (während der Pandemie wurde die zu Grunde liegende Forschung auch denen Sars-CoV-2 eingesetzt und unter dem Namen Antikörpertherapie bekannter).
Das Prinzip dieser Behandlung: Medikamente greifen nicht - wie bei der Chemotherapie - alle Körperzellen an, sondern sie attackieren zielgerichtet nur Krebszellen. Zu den Medikamenten gehören Antikörper (große Eiweiße) oder so genannte kleine Moleküle.
Die zielgerichtete Therapie kann nicht allen Frauen mit Mammakarzinom helfen. Sie bewährt sich vor allem bei fortgeschrittenen HER2-positiven Tumoren. Es werden Antikörper verabreicht, die an den HER2-Rezeptor binden. Damit wird er blockiert, das Wachstum der Tumorzellen verhindert und das körpereigene Immunsystem aktiviert, damit es die Krebszellen angreift. Deshalb spricht man auch von Immuntherapie.
Mittlerweile sind mehrere Antikörper auf dem Markt, zum Beispiel Trastuzumab oder Pertuzumab. Mit der Antikörpertherapie haben Patientinnen mit HER2-positiven Brustkrebs eine wesentlich verbesserte Prognose. Auch beim sehr aggressiven dreifach-negative Brusttumoren (triple-negativer Brustkrebs) verzeichnet die Antikörpertherapie Erfolge.
So wird die zielgerichtete Immuntherapie eingesetzt
Die zielgerichtete Therapie wird fast immer mit den klassischen Behandlungsansätzen der Antihormontherapie und / oder der Chemotherapie kombiniert. Sie kann diese ergänzen. Zielgerichtete Medikamente werden meist als Infusion verabreicht, etwa ein Jahr lang. Auch zielgerichtete Therapien können Nebenwirkungen, wie etwa grippeartige Symptome, haben.
Zielgerichtete Therapien sind eine große Errungenschaft in der Krebstherapie. Sie entwickeln sich stetig weiter. Einen Überblick über den neuesten Stand bekommt man beim DKZF (Deutsches Krebsforschungszentrum).
Behandlung der Krebsvorstufe DCIS
Ein DCIS wird durch die Mammographie aufgespürt. DCIS steht für das duktale Carcinoma in situ, eine nicht-invasive Vorstufe von Brustkrebs. Zu 30 – 50 Prozent entwickelt sich das DCIS im Verlauf einiger Jahre zu einem gefährlichen invasiven Mammakarzinom. Deshalb empfiehlt die Leitlinie, alle Frauen mit DCIS zu behandeln. Empfohlen wird eine Operation, eine anschließende Bestrahlung sowie gegebenenfalls eine Antihormontherapie.
Ist das DCIS lokal begrenzt, kann bei älteren Frauen unter Umständen auf die Bestrahlung und Hormontherapie verzichtet werden. Manche Frauen entscheiden sich auch dafür, abzuwarten und das DCIS regelmäßig zu beobachten (Watchful Waiting). Eine Entscheidungshilfe zur Therapie für Frauen mit DCIS findet man hier, in einer Infobroschüre der Gesundheitswissenschaften der Uni Hamburg.
Behandlung bei fortgeschrittenem Brustkrebs
Dank moderner Therapien lässt sich heute auch fortgeschrittener Brustkrebs längerfristig aufhalten. Unter fortgeschrittenem Brustkrebs versteht man, dass sich entweder Metastasen im Körper gebildet haben oder dass es in derselben Brust zu einem Rückfall (Rezidiv) gekommen ist.
Das Ziel einer Behandlung eines Rezidivs zielt auf Heilung und verläuft ähnlich wie bei der ersten Behandlung: Meist die Operation, dann die Strahlentherapie und die medikamentöse Therapie.
Metastasierter Brustkrebs ist noch nicht heilbar. Das Ziel der Behandlung ist hier, die Erkrankung möglichst lange zu kontrollieren, mögliche Beschwerden zu verhindern und die Lebensqualität zu erhalten. Am wichtigsten sind Medikamente, die im gesamten Körper wirken, um die Krebszellen zu bremsen, wie Chemotherapie, Antihormontherapie und zielgerichtete Therapien. Operation und Strahlentherapie können hinzukommen. Leider muss man – je nach Befund – immer wieder damit rechnen, eine Behandlung zu benötigen. Häufig wird die Teilnahme an einer Studie angeboten.
Brustkrebs im Endstadium
"Endstadium" bedeutet, dass keine Aussicht auf Heilung mehr besteht. Die nahegelegenen Lymphknoten sind befallen. Der Krebs hat Metastasen in anderen Körperregionen gebildet. Dadurch können wichtige Körperfunktionen erschwert werden und es kann zu Schmerzen kommen. Das Immunsystem ist dann geschwächt. Infektionen und Entzündungen sind häufig. Mögliche Symptome sind dann ein allgemeines Schwächegefühl, Wassereinlagerungen, Gewichtsverlust und Müdigkeit.
Im "besten Fall"gleicht die Krebserkrankung dann einer chronischen Erkrankung, die zwar eine dauerhafte Therapie benötigt, aber nicht das Leben bestimmt. Der Verlauf ist sehr individuell: Manche Frauen leben sogar Jahrzehnte mit Metastasen, andere schaffen das nicht.
Vorsorge durch Selbstuntersuchung: Ab wann und wie?
Das Risiko an Brustkrebs zu erkranken, lässt sich minimieren: Jede Frau sollte ihre Brust ab einem Alter von 25 Jahren regelmäßig selbst untersuchen, etwa alle vier Wochen. Der beste Zeitpunkt für die Selbstuntersuchung ist kurz nach der Periode, weil die Brust dann am weichsten ist.
Zuerst stellt man sich vor den Spiegel und prüft optisch, ob sich die Brust verändert hat. Haben sich etwa Formunterschiede gebildet, ist eine Brust plötzlich größer als die andere? Zieht sich die Brustwarze oder die Brusthaut an einer Stelle ein? Haben sich Grübchen gebildet? Tritt aus der Brustwarze eine blutige oder klare Flüssigkeit aus?
Dann folgt die Tastuntersuchung: Für die Untersuchung der rechten Brust nimmt man die linke Hand und umgekehrt. Im Stehen führt man die linke Hand an den oberen äußeren Bereich der Brust. Mit mehreren Fingern und kreisenden Bewegungen tastet man kontinuierlich zur Brustwarze hin. Das Gewebe sollte sich weich anfühlen. Auf diese Weise untersucht man die ganze Brust. Dann legt man sich hin und wiederholt das Abtasten. So kann man besonders gut den unteren Bereich der Brust erspüren.
Check der Achselhöhlen
Schließlich tastet man die Achselhöhlen ab, ob dort auffallend große Lymphknoten zu ertasten sind. Dafür den Arm nach oben strecken. Hat man etwas Auffälliges im Bereich der Achselhöhle entdeckt, sollte man es unbedingt zügig bei Ärztin oder Arzt abklären lassen.
Die Selbstuntersuchung ist wichtig, aber kann die regelmäßige Vorsorgeuntersuchung bzw. Früherkennung bei der Frauenärztin bzw. beim Frauenarzt nicht ersetzen.
Gesetzliche Früherkennung zur Vorsorge
Die Krankenkassen bezahlen regelmäßige Früherkennungsuntersuchungen bei Arzt oder Ärztin. Alle Frauen im Alter zwischen 30 und 49 Jahren sowie ab 70 Jahren können einmal jährlich eine Tastuntersuchung von der Frauenärztin beziehungsweise dem Frauenarzt bekommen.
Frauen zwischen 50 und 69 Jahren - und ab Mitte 2024 auch Frauen bis 75 Jahre - können zusätzlich alle zwei Jahre ein Mammographie-Screening machen lassen. Dazu werden sie per Brief eingeladen.
Mit dieser Röntgenuntersuchung der Brust können bereits so kleine Tumoren von Arzt oder Ärztin entdeckt werden, dass eine Heilung in über 90 Prozent der Fälle möglich ist. Gleichzeitig stellt das Mammographie-Screening eine - wenn auch geringe - Strahlenbelastung dar.
Mögliche negative Begleiterscheinungen der Früherkennung
Kein Test ist perfekt - und so kann es im Rahmen der Früherkennung beziehungsweise Vorsorge in Einzelfällen zu einem falschem Krebsverdacht kommen, der weitere Untersuchungen und unbegründete Ängste mit sich bringt.
Statistisch gesehen ist jedoch der überwiegende Nutzen des Mammographie-Screenings belegt. Es senkt nachweislich die Brustkrebssterblichkeit. Zwei bis sechs von 1.000 Frauen der Altersgruppe mit Scananspruch können durch das Screening vor dem Tod durch Brustkrebs bewahrt werden und rechtzeitig eine Behandlung bei Ärztin oder Arzt beginnen.
Beitrag von Autorin Carola Welt