Bundestagswahl - In diesen Berliner Wahlkreisen wird es besonders spannend

Mo 17.02.25 | 12:20 Uhr | Von Agnes Sundermeyer
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Archivbild: Michael Müller (SPD) und Lisa Paus (Gruene) im Wahlkampf 2025. (Quelle: rbb)
Video: rbb24 Abendschau | 13.02.2025 | Agnes Sundermeyer | Bild: rbb

Im Wahlkampfendspurt lohnt sich der Blick auf fünf Berliner Wahlkreise ganz besonders – weil hier politische Schwergewichte aufeinandertreffen, interessante Newcomer mitmischen oder knappe Rennen erwartet werden. Ein Überblick von Agnes Sundermeyer

Schwarz-rot-grüner Kampf um den Berliner Süden

Wahlkreis 78 in Steglitz-Zehlendorf

Der Wahlkreis ist seit zwanzig Jahren fest in der Hand der CDU. Doch bei der letzten Bundestagswahl lag die Partei hier nur noch vergleichsweise knapp vor SPD und Grünen. Für die CDU tritt der 50-jährige Adrian Grasse an. Seit acht Jahren sitzt der Wissenschaftspolitiker im Abgeordnetenhaus. Auf das Direktmandat für den Bundestag in Steglitz-Zehlendorf, wo die Freie Universität zu Hause ist, hat er vermutlich die besten Chancen.

Ein Feld, auf dem Ruppert Stüwe von der SPD Adrian Grasse attackieren und die CDU vom Thron stoßen will: Er setzt im Wahlkampf auf seine Erfahrung als Bundestagsabgeordneter im Bereich Bildung und Forschung. Gegen Grasse und Stüwe tritt die 42-jährige Nina Stahr an, Landeschefin der Berliner Grünen. Ihr Bundestagsmandat hatte Stahr durch die Teilwiederholungswahl 2024 verloren.

Berlins Promi-Wahlkreis

Wahlkreis 79 in Charlottenburg-Wilmersdorf

Ein ehemaliger Regierender Bürgermeister und eine amtierende Bundesministerin – in Charlottenburg-Wilmersdorf treten gleich zwei politische Schwergewichte an. 2021 ging hier Michael Müller von der SPD als Sieger vom Platz – mit hauchdünnem Vorsprung vor Grünen und CDU. Für den ehemaligen Regierenden Bürgermeister geht es bei dieser Wahl um alles. Verliert er das Direktmandat, scheidet Müller aus dem Bundestag aus, denn der Tempelhofer hat keinen Listenplatz.

Grün und sozial - das ist der Doppelpack, mit dem die amtierende Bundesfamilienministerin Lisa Paus von den Grünen der SPD das Direktmandat abjagen will. Auch wenn die Ministerin ihr Prestige-Projekt Kindergrundsicherung nicht durchgebracht hat, setzt sie im Wahlkampf auf soziale Themen. Bei der vergangenen Wahl trennten Paus nicht mal hundert Stimmen von der Konkurrenz der CDU.

Für die Christdemokraten tritt Lukas Krieger an. Der 37-jährige Rechtsanwalt ist Projektmanager der Krieger Gruppe, einem großen Möbelunternehmen. Krieger tritt zum ersten Mal im Wahlkreis als Direktkandidat für die CDU an und hat durchaus Gewinnchancen.

Shootingstar gegen Silberlocke

Wahlkreis 83 in Treptow-Köpenick

Auch wenn die Linke gerade von einem Rekord-Mitgliederzuwachs beflügelt wird, ist der Einzug in den Bundetag ungewiss. Deswegen hat die Linke zur "Mission Silberlocke" aufgerufen: Partei-Promi Gregor Gysi soll gemeinsam mit anderen Alt-Linken wie Dietmar Bartsch und Bodo Ramelow dafür sorgen, dass die Partei über ihre Direktmandate im Bundestag vertreten ist, falls sie an der Fünf-Prozent-Hürde scheitert. Fünf Mal hintereinander hat der 77-jährige Gysi den Wahlkreis Treptow-Köpenick für die Linke direkt gewonnen, gilt auch diesmal als haushoher Favorit.

Seine Herausforderin könnte keinen stärkeren Kontrast zum Klischee des "alten weißen Mannes" abgeben: SPD-Direktkandidatin Ana-Maria Trăsnea gilt in der SPD als Shootingstar und Hoffnungsträgerin. Die Dreißigjährige war einst jüngste Staatssekretärin in Berlin und als Nachrückerin schon für ein knappes Jahr im Bundestag. Als Zwölfjährige kam sie aus Rumänien nach Berlin. Im Wahlkampf wirbt sie trotz der Anschläge von Aschaffenburg und München für eine differenzierte Sicht auf das Thema Migration.

Revierkämpfe gegen den Platzhirsch

Der Wahlkreis 84 in Marzahn-Hellersdorf

Im Berliner Osten muss Mario Czaja von der CDU sein Terrain gegen Angreifer von rechts und links verteidigen. Vor vier Jahren war der frühere Berliner Sozialsenator klarer Erststimmen-Sieger in Marzahn-Hellersdorf. Der Ur-Mahlsdorfer scheut sich im Wahlkampf nicht, mit der Bundespartei auf Konfrontation zu gehen. Etwa bei der Debatte darüber, ob Deutschland Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine liefern sollte.

Czajas schärfster Konkurrent im Kampf um das Direktmandat ist Gottfried Curio von der AfD. Er sitzt seit acht Jahren im Bundestag, gilt als Scharfmacher gegen Migranten und als Zugpferd für die AfD. Nachdem die Partei bei der Europawahl im vergangenen Sommer stärkste Kraft in Marzahn-Hellersdorf wurde, soll Curio nun beweisen, dass die AfD auch in einer Großstadt Bundestagswahlkreise holen kann.

Mitmischen möchte auch Oliver Ruhnert vom Bündnis Sahra Wagenknecht. Der Ex-Manager von Union Berlin ist ein Neuling in der Bundespolitik, aber seit Jahren als Lokalpolitiker im Sauerland aktiv und kennt die Probleme überforderter Kommunen. Im Wahlkampf wirbt Ruhnert für eine diplomatische Zusammenarbeit mit Ländern wie China und der Türkei, um Russlands Präsidenten Putin an den Verhandlungstisch zu bringen.

Die Linke, die lange Jahre ganz vorne mit dabei war in Marzahn-Hellersdorf, wird im Rennen um das Direktmandat diesmal wohl keine Rolle spielen.

Direktkandidaten von Marzahn-Hellersdorf
rbb
Wahlkampf Marzahn-Hellersdorf

Wahlkampf Marzahn-Hellersdorf

Wahlkampf Marzahn-Hellersdorf Wahlkampf Marzahn-Hellersdorf4 Min
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Kippt die Linken-Hochburg?

Wahlkreis 85 in Lichtenberg

In Lichtenberg machen wohl zwei Frauen das Rennen unter sich aus. 30 Jahre lang holte die Linkspartei den Wahlkreis direkt, zuletzt sechs Mal Gesine Lötzsch. Nach deren Rückzug tritt jetzt Ines Schwerdtner an, die Bundeschefin der Linken. Auf ihr lastet große Verantwortung, denn falls die Linke es nicht über die Fünf-Prozent-Hürde schafft, könnte sie über drei Direktmandate trotzdem in den Bundestag kommen.

Um die Linken-Hochburg einzunehmen, hat die AfD Beatrix von Storch ins Rennen geschickt, eins der bekanntesten Gesichter der Partei in Berlin. Die Vize-Fraktionschefin im Bundestag hatte in ihrem bisherigen Wahlkreis in Mitte nie eine Chance auf das Direktmandat, in Lichtenberg schon. Lichtenberger Stallgeruch hat die gebürtige Lübeckerin von Storch nicht, sie will die Wählerinnen und Wähler unter anderem mit der Aussicht auf weniger Flüchtlingsunterkünfte im Bezirk überzeugen.

Sendung: rbb24 Abendschau, 13.02.2025, 19:30 Uhr

Beitrag von Agnes Sundermeyer

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31 Kommentare

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  1. 31.

    ch werde auch die Grünen wählen, für mich die einzige Partei, die immerhin das Thema Klimawandel nicht vergessen hat, neben einer halbwegs menschenfreundlichen Parteipolitik. Und ich möchte auch gerne ohne Stickoxide aus Dieselabgasen leben.

  2. 30.

    Hauptsache wird die Senioren Ministerin Frau Paus eine rote Karte bekommen, so eine schwache Ministerin. Das Programm 2025: Abtreibung, Diversität, Feminismus etc. Kein Programm für Senioren. Die Grünen spalten und zerstören.

  3. 29.

    Langfristig müssen wir vor allem uns selbst verteidigen können. Die Ukraine wird irgendwann der EU beitreten und schon jetzt wird sie von den meisten Mitgliedsstaaten als Partner gesehen.
    Auf die Bodenschätze haben schon die USA abgesehen, aber darum geht's nicht.

    Welche realistische Alternative zu Waffen gibt es denn, um Frieden zu schaffen?

  4. 28.

    Spannend ist, ob Berlin Wahlen kann, oder wieder nicht.

  5. 27.

    Ach??? Waffen haben schon immer geholfen, "werte" zu verteidigen....so wie erst am Hindukusch

  6. 26.

    Sagte der Dieselfreund....lach!!!
    Und freundlicher Umgang bei den grünen...hat wer Gelbhaar gesagt...! Wenn das freundlich ist...na dann gute Nacht

  7. 25.

    Spannend wird in Berlin nur die Frage ob die Wahl auch so klappt wie sie sollte. Ich habe da so meine Zweifel.

  8. 24.

    Für sie Egomanen ist wohl „Frieden“, wenn sie in ihrer Wohnung Frieden haben, völlig egal ob inzwischen die ganze Hütte brennt?!
    Was für eine Ignoranz.

  9. 23.

    Schade, dass die rechte Vergangenheit von Lukas Krieger gar nicht erwähnt wird. Es war ein handfenster Skandal damals und ist nur eine Google-Suche entfernt.

  10. 22.

    Wenn du mit verteidigen die Ukraine meinst in welchen Zusammenhang siehst du die Ukraine als Partner da sie weder in der EU noch in der NATO ist? Das einzige was von Interesse an der Ukraine ist sind die Bodenschätze und die Kornkammer. Frieden schaffen mit Waffen ist aber kein Frieden sondern Krieg und den treiben leider die Grünen sowie die CDU an.

  11. 21.

    Lindner - Corona - Ukraine- Internationale Inflation und schon kurze Zeit nach Regierungsantritt fing auch die CDU an als Hardliner Aufzutreten, als ob sie die Politik der fast2 Jahrzehnte zuvor nicht maßgeblich zu verantworten hätte. Fast alle hier als Vorbild hingestellten "anderen Länder" mit Wirtschaftswachstum haben sehr, sehr viele Schulden gemacht. Und die AfD hat nur den Slogan "Merkel muß weg" leicht modifiziert. Zur besseren Stimmung, wie z.B Merz das fordert, hat er nicht beigetragen.

  12. 20.

    Ich werde auch die Grünen wählen, für mich die einzige Partei, die immerhin das Thema Klimawandel nicht vergessen hat, neben einer halbwegs menschenfreundlichen Parteipolitik. Und ich möchte auch gerne ohne Stickoxide aus Dieselabgasen leben.

  13. 19.

    Was die "Kriegsfreudlichkeit" angeht - wir müssen uns, unsere Werte und Partner verteidigen können. Dafür stehen die Grünen.

  14. 18.

    Nein es jeht anscheinend vielen noch viel zu gut, ansonsten würden sie was soziales, nämlich die Linke wählen.

  15. 17.

    Die Linke ist die neue grüne Partei. Sarah-Lee Heinrich und Konsorten werden in ein paar Jahren das Ruder übernehmen. Ich habe diese Partei von 1994 bis 2017 fast immer gewählt. Doch das ist jetzt Geschichte.

  16. 16.

    Blödsinn, Grüne sind abgehoben, kriegsfreundlich ind elitär

  17. 15.

    Ich finde es immer wieder erstaunlich was hier so von sich gegeben wird. Alle diese Parteien hatten und haben kein Interesse etwas für Ihre Wähler zu machen. Wann versteht Ihr das endlich.
    Manche glauben auch an den Weihnachtsmann.

  18. 14.

    Die Linke ist zu Russlandfreundlich und auch nicht frei von Hass auf bestimmte Gruppen. Die Grünen sind für mich die menschlichste Partei in diesem Wahlkampf - von ihnen gehen keine Hasskampagnen/Verunglimpfungen aus, sie versuchen wirklich den rauen Diskurs freundlicher zu gestalten.

  19. 13.

    die Linke war für mich immer ein NoGo, eine Partei fürs Proletariat. Aber mittlerweile, besonders wenn man sich ansieht, wie menschenfeindlich afd und CXU derzeit agieren, könnte das wirklich meine Protestwahl werden. Ich kann dieses ganze Gehasse nicht mehr sehen. Warum ist unsere Gesellschaft so egoistisch? Geht es uns wirklich so schlecht?

  20. 12.

    OMG _ es ist nicht Berlin-sondern Bundeswahl nach desaströsen 3 Jahren Ampel. Klare Abwahl von Grüne/SPD